Benefizturnier der Swisttaler Handballer verzeichnet Riesenerfolg

130 Mal die Chance, ein Leben zu retten

130 Mal die Chance, ein Leben zu retten

16 Handballmannschaften und zahlreiche Freunde und Helfer kamen zusammen, um Daniela Waberzeck und allen anderen Leukämie-Patienten zu helfen. Foto Eich

130 Mal die Chance, ein Leben zu retten

130 neue Datensätze enthält die Spenderdatei dank der Aktion.

130 Mal die Chance, ein Leben zu retten

Das „Team Dani“ der SG Ollheim-Straßfeld zögerte nicht lange, sondern schritt sofort zur Tat, um seiner Teamkollegin zu helfen.

130 Mal die Chance, ein Leben zu retten

Damit Daniela Waberzeck wieder gesund wird, haben Thobias Schwalb und Dirk Kowalke, ihr Trainer, das Benefizturnier organisiert.

Swisttal-Ollheim/-Straßfeld. Schier überrannt wurde die Spielergemeinschaft Ollheim-Straßfeld bei dem Benefizturnier für ihre Mitstreiterin am Ostersamstag. Die Handballer waren gerührt, wie viele Menschen ihrer an Leukämie erkrankten Freundin helfen möchten. Zusätzlich zu den 16 Mannschaften, die sich kurzfristig zum Turnier angemeldet hatten, waren etliche weitere Freunde, Familienmitglieder und Helfer zur Sporthalle in Heimerzheim gekommen. Alle zusammen, rund 300 Aktive und Besucher, hatten etwas gemeinsam: Sie wollten im Kampf gegen Leukämie helfen. Dieses Mal waren sie alle für die Swisttaler Handballerin Daniela Waberzeck gekommen, die zum zweiten Mal den Kampf gegen die tückische Erkrankung aufnehmen muss.

„Handballer helfen Handballern“

Angesetzt war die Veranstaltung von 12 bis 18 Uhr. Wegen des Ansturms dehnte sich das Event schlussendlich bis 21.30 Uhr aus. Auch die Eltern und die Schwester der erkrankten Handballerin waren da und dankten den vielen Unterstützern und den Organisatoren. Die Damenmannschaft hatte federführend mit einigen Helfern innerhalb von nur zwei Wochen dieses Benefizturnier auf die Beine gestellt. Für Barspenden gab es ein Sparschwein für die Teamkameradin, für Spenden an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei gab es ebenfalls eine Spendendose. Von beiden Gelegenheiten, Gutes zu tun, machten die Besucher reichlichen Gebrauch. So wird nach der Einschätzung des Trainers Dirk Kowalke eine Summe zusammenkommen, die Daniela in der Zeit nach ihrer Behandlung die Erfüllung des einen odere anderen Wunsches ermöglichen wird. Wünsche und Pläne hat man mit erst 31 Jahren schließlich reichlich. Er sei stolz auf den Zusammenhalt im Verein und besonders auf die Damenmannschaft, sagte der Trainer bei einem Interview. In einer solchen Sache, die alle im Innersten bewegt hätte, seien ungeahnte Kräfte freigesetzt worden, die so ein tolles Ergebnis erst ermöglicht hätten.

130 Typisierungen = 130 Mal die Chance, ein Leben zu retten

Auch die Mitarbeiterin der DKMS machte angesichts der großen Hilfsbereitschaft und der großen Anzahl Typisierungswilliger Überstunden. Statt der ursprünglich geplanten drei Stunden von Mittag bis 15 Uhr blieb sie bis 16 Uhr und konnte danach weitere knapp 80 Proben für das Labor mitnehmen. Bereits zwei Wochen zuvor hatte der Verein bei einem Heimspiel rund 50 Mitspieler zur Probenabgabe motivieren können. So sind insgesamt etwa 130 Proben von Wangenabstrichen zusammengekommen, von denen die eine oder andere mit einem bisschen Glück ein Leben retten wird.

Bereits im Vorfeld hatte man die Anzahl der voraussichtlich notwendigen Probenröhrchen zwei Mal erhöht, weil sich nach und nach immer mehr Spendenwillige zum Event angesagt hatten. Was sich in diesem Fall aus Solidarität für Daniela Waberzeck ereignete, ist für die DKMS und für alle Leukämiekranken ein Geschenk, das Leben retten kann.

Die Arbeit der DKMS

Wer aber ist überhaupt diese DKMS und was genau macht sie? Das erklärte eine Mitarbeiterin der Organisation. Auch, wie man außerhalb solcher Aktionen helfen kann, wurde erläutert. DKMS steht für „Deutsche Knochenmarkspenderdatei“. In dieser Spenderdatei hatte man Anfang der 90er Jahre angefangen, der Leukämie die Stirn zu bieten. Eigentlich ist diese ursprünglich tödliche Erkrankung nämlich mit Spenderzellen zu einem erstaunlich hohen Prozentsatz gut heilbar. Das Problem an der Sache ist einzig und allein, einen passenden „genetischen Zwilling“ für den Patienten zu finden.

Bis 1991 hatten die Patienten meist das Nachsehen, wenn niemand aus der Familie als Spender in Frage kam. Die Chance, innerhalb der Verwandtschaft passende Gewebemerkmale zu finden, liegt eben nur bei 30%. Viele Leben konnten nicht gerettet werden, weil die Daten derjenigen Spender, die mit ihren Gewebemerkmalen gepasst hätten und vermutlich gerne geholfen hätten, schlichtweg nicht bekannt waren.

Das hat sich mit dem Aufbau und der seit über zwei Jahrzehnten praktizierten Erweiterung der Knochenmarkspenderdatei geändert. Seither haben sich weltweit mehr als sieben Millionen potenzielle Spender registrieren lassen, davon allein rund fünf Millionen in Deutschland, rund eine Million in Polen, etwa 900.000 in den USA. 62.349 Spender konnten vermittelt werden. Das entspricht 62.349 guten Chancen, eine sonst tödliche Krankheit erfolgreich zu besiegen.

Die Kosten für die Typisierung in Höhe von 40 Euro werden in der Regel durch Spenden finanziert. Die DKMS arbeitet längst nicht mehr nur in Deutschland und in den genannten Ländern. Eine weltweite Verbreitung des aktiven Kampfes gegen Blutkrebs ist das Ziel der Organisation.

Spender verschiedener Herkunft erhöhen die Chancen

Weil die Gewebemerkmale genetisch, regional und kontinental oft sehr unterschiedlich sind, ist es notwendig, über den Tellerrand zu schauen. Mit der in den letzten Jahrzehnten stark veränderten Migration der Menschen, gleich in welche Ecke des Globus, hat sich auch die genetische Zusammensetzung der Menschen in den verschiedenen Ländern stark verändert. Um möglichst vielen Patienten mit passenden Spenderzellen helfen zu können, strebt die DKMS einen möglichst vielfältigen Ausbau der Datei an. Deshalb versuchen die Mitarbeiter der Organisation, möglichst viele Spender verschiedener Nationalitäten zu einer Typisierung zu motivieren.

Als Spender in Frage kommen alle Personen zwischen dem 17. und dem 55. Lebensjahr. Außerhalb von Registrierungsaktionen, wie sie beim Benefizturnier der Handballer für ihre Mitspielerin Daniela Waberzeck stattgefunden hat, kann man sich ebenfalls jederzeit registrieren lassen. Dazu reicht es aus, sich Online oder per Telefon zu registrieren. Man erhält dann von der DKMS ein Probenröhrchen mitsamt einer Anleitung, wie die Probe, nämlich ein Wangenabstrich, korrekt zu entnehmen ist. Danach schickt man das Probenröhrchen mithilfe des vorfrankierten und voradressierten Rückumschlags zurück in das Labor der DKMS. Informationen und die Möglichkeit zur Registrierung findet man unter der Internetadresse www.dkms.de/de/spender-werden oder unter Tel. (0 70 71) 94 30. Unter letzterer Zentralnummer wird man gleich an die richtige Stelle weitergeleitet.

Eine weitere deutsche Organisation, die Typisierungen durchführt, ist die Stefan-Morsch-Stiftung. Informationen zu dieser Stiftung gibt es unter www.stefan-morsch-stiftung.de oder über die gebührenfreie Hotline (08 00) 7 66 77 24.

Eine von vielen, die auf einen passenden Spender hoffen

Dass sich der Kampf gegen die Leukämie lohnt, zeigen die vielen Erfolge der Transplantationen. Auch für Daniela Waberzeck gab es an dem Ostersamstag den ersten kleinen Erfolg. Weil sich die Blutwerte verbessert hatten, konnte sie über die Feiertage aus der Klinik entlassen werden. Vorsichtsmaßnahmen wegen Ansteckungsgefahren müssen natürlich eingehalten werden. Dennoch ist es ein erster Schritt zurück in ein hoffentlich bald wieder normales Leben. In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob noch einmal eine Transplantation ihr Leben retten wird. Und dann werden dank ihrer Mannschaft wieder mehr Menschen in der zentralen Datei bereit stehen, um einen passenden Spender für sie zu finden.