Kundgebung der Bürgerinitiative „Sei ein Mensch“ auf dem Marktplatz in Mayen

„Auch wir müssen eine Entwicklung in Gangsetzen“

„Auch wir müssen eine Entwicklung in Gang
setzen“

Zahlreiche Menschen hatten sich auf dem Marktplatz in Mayen zur Kundgebung eingefunden. Foto: SK

Mayen. Fast 500 Menschen haben auf dem Marktplatz in Mayen gemeinsam ein starkes Zeichen für Toleranz, Demokratie und eine offene Gesellschaft gesetzt. Unter dem Motto „Zeit für Vielfalt“ war die Kundgebung organisiert worden von der Bürgerinitiative „Sei ein Mensch“, die sich Anfang März zusammengeschlossen hatte, weil für sie Wegschauen keine Option mehr ist.  Dabei ist der Name der Bürgerinitiative „Sei ein Mensch“ angelehnt an die bewegende Rede von Marcel Reif in der Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus. Neben Eva Klee, Natascha Lentes, Hans Geishecker, Dr. Alois Engels, Wolfgang Mai und Sandra Wüstemann gehört auch Dorothee Geishecker,  die durch das illustre Programm mit spannenden Reden und ergreifenden Musikbeiträgen führte, zu den Gründungsmitgliedern. „Im Januar stand ich hier auf dem Marktplatz und war begeistert von der Idee, mich mit anderen Menschen für Demokratie und gegen Hass und Hetze zusammenzuschließen“, erinnerte sie sich. „Schon auf dem Nachhauseweg hatten wir begriffen, dass die damalige Veranstaltung kein Strohfeuer bleiben darf. Dabei geht es uns um das Verstehen und das Mitnehmen und nicht um Ausgrenzung oder Ablehnung.“ Sie sei überzeugt davon, dass die Demokratie siegen wird, ja siegen muss. „Wir wollen den menschenverachtenden Populisten die Meinungshoheit nicht überlassen. Wir sind mehr, das demonstrieren wir heute imponierend. Dabei sind wir nicht die mit der rosaroten Brille, die denken, dass sie direkt die Welt verändern können.“ Schon im Januar war der Mayener Oberbürgermeister überwältigt von der großartigen Resonanz.

„Wir wollten zeigen, dass nicht diejenigen die Mehrheit sind, die bisher laut waren, sondern dass eine große Mehrheit gegen rechtes Gedankengut, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Antisemitismus steht“, verdeutlichte Dirk Meid. „Und heute geht es mir natürlich nicht anders. Auch wir müssen eine Entwicklung in Gang setzen.“

Dass sich bis dahin unbekannte Menschen spontan zusammengeschlossen haben, zeige doch, wie sehr die gemeinsame Sache verbindet und welche Energie freigesetzt wurde in den vergangenen Monaten, in denen oft die Parole „Nie wieder ist jetzt“ zu hören gewesen sei.

„Wir tragen alle die Verantwortung dafür, dass die Situation gerade so ist, wie sie ist: Ausgrenzung, Rassismus und Intoleranz begegnen uns in allen Lebensbereichen“, erklärte Iris Emmerich, die Geschäftsführerin der Familienbildungsstätte (FBS) Mayen. „Jetzt ist  es höchste Zeit, dass wir die Demokratie schützen und bewahren. Für unsere Kinder, für unsere Jugendlichen und für unsere Familien. Wir wenden uns entschieden gegen rechte Ideologien und bekennen uns zu einer Gesellschaft, die von Respekt und Solidarität geprägt ist.“

Einfühlsame Worte fand auch Markus Göpfert, Fachdienstleitung Migration des Caritasverbands Rhein-Mosel-Ahr, als er die bundesweite Kampagne „Unser Kreuz hat keine Haken“ vorstellte. „Der Frieden beginnt bei mir selbst. Dass Vielfalt existiert, können wir uns nicht aussuchen. Wir können es uns aber aussuchen, wie wir auf Vielfalt reagieren. Rechtsextremen Bestrebungen, Menschenverachtung und Ausgrenzung ist eine klare Absage zu erteilen.“

Das unterstrich Josef Brodam, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Mayen-Koblenz: „Es ist völlig normal, verschieden zu sein. Das erleben wir bei uns immer wieder. Wenn wir jeden Tag  ein Vorurteil abbauen, wird die Welt jeden Tag ein Stück besser.“ Für die musikalische Unterhaltung bei der rund zweistündigen Kundgebung sorgten die Trommelgruppe „Yallah“ unter der Leitung von Rosemarie Lang, der Jugendchor Alzheim unter der Leitung von Steffi Pavonet, ein „Musikalischer Beitrag zum Frühling“ von Alexandra Schäfer, Silke Eiberger und Sarah Schlatzke sowie Felix Geishecker als zweifacher Solist. Das Schlusswort hatten aber wieder zwei Redner. „Ich bin mir sicher, dass das Leben, die Liebe und die Würde eines jeden Menschen nicht verhandelbar sind“,  so Metje Steinau, Pfarrerin der evangelischen Kirche Mayen. „Sie sind die Grundlage eines guten und friedlichen Miteinanders.“ Der Intendant der Mayener Burgfestspiele, Alexander May, rief alle dazu auf: „Lasst uns die Macht der Kunst nutzen, um eine Welt zu bewahren, in der jeder Mensch willkommen ist und seien Stimme gehört wird.“ SK