Kleiner Horrorladen macht Mayen zum Eifelbroadway

Begeisterung pur im Burghof

27.06.2017 - 08:30

Mayen. Es gibt Applaus, es gibt Ovationen, und es gibt eine Begeisterung, die förmlich explodiert. Und genau eine solche Explosion fand am vergangenen Samstag im Hof der ehrwürdigen Genovevaburg statt, als der letzte Ton der Premierenvorstellung von „Der kleine Horrorladen“ verklungen war. Das Publikum erhob sich nicht, es sprang förmlich von den Sitzen, um den Akteuren und dem Intendanten Daniel Ris zu huldigen.

Diese Euphorie hatte sich bereits bei der Generalprobe am Freitag angedeutet, als die Inszenierung des neuen Intendanten erstmals vor „echtem“ Publikum aufgeführt wurde. Obwohl sich die Schauspieler aus Aberglauben bei der Generalprobe nicht verneigten, applaudierte das Publikum stehend – vor einer leeren Bühne. Eine skurril anmutende Szene, die aber schon deutlich machte, welche Wirkung der „Kleine Horrorladen“ auf das Publikum haben dürfte. Am Samstag dann durften sich die Künstler nach zweieinhalbstündiger Show gebührend feiern lassen. Denn es ist eine Show, die wie ein Orkan über die Bühne der Mayener Genovevaburg fegt.

Von der ersten Sekunde an durchdringt der großartige Sound der Sängerinnen Crystal (Dominika Szymanska), Chiffon (Hanna Mall) und Ronette (Rahel Johanna Jankowski) den Burghof und nimmt die Besucher ohne Wartezeit sofort mit den den kleinen Blumenladen in der „Vorstadt“, wie das gesamte Ensemble kurz darauf stimmgewaltig und gleichermaßen einfühlsam intoniert.


Beeindruckende Akteure


Es sind die Stimmen aller Akteure, die das Publikum relativ schnell begeistern und einnehmen und dann dieser tolle Sound der Horrorladen-Band mit dem musikalischen Leiter Marty Jabara (Keyboards), Matthias Manz (Gitarren), Günter Asbeck (Bass) und Peter Jensen (Schlagzeug), der dem Ganzen den letzten Pep verleiht, die Kirsche auf dem bunten und prächtig zubereiteten Musicalcocktail setzt.

Die Akteure können aber nicht nur singen (Sonderlob an Marie Anjes Lumpp in der Rolle der Audrey), sondern sind auch großartige Schauspieler, wie Tino Leo als Antiheld Seymour oder Jan Rekeszus, der in vielen kleinen Rollen wirklich alle Register der Schauspielkunst zieht. Es fällt schwer und wäre auch ungerecht, einen der Aktiven besonders herauszuheben, da die Inszenierung als Ganzes funktioniert und ein großartiges Team miteinander agiert.

Das dürfte aber auch daran liegen, dass Daniel Ris nicht nur größten Wert auf die Livemusik gelegt hat, sondern mit Björn Christian Küpper einen wunderbaren Puppenspieler gewonnen hat, der der Pflanze Audrey II Leben einhaucht. Auch bei der Gestaltung der Pflanze in den vier Wachstumsstadien wurde ganze Arbeit geleistet.

Neben den tollen Songs, den farbenpächtigen Kostümen (aus der Hand von Gabriele Kortmann) bietet das Stück wunderbare Situationskomik, tolle Dialoge, und die Schauspieler bringen es so gekonnt auf die Bühne, dass die Aufführung immer wieder von spontanem Szenenapplaus unterbrochen wird – nach den musikalischen Einlagen sowieso.


Jede Menge witzige Einlagen


Da gibt es witzige Einfälle, wie den Gruß der Intendanz an die Mayener Mundart, als die Pflanze Audrey II im schönsten Mayener Platt („Dajöh!“) Seymour auffordert, ihr neue Nahrung zu bringen. Oder die Hommage an Stan Laurel und Oliver Hardy in der Tanznummer von Mister Mushnik (Mario Gremlich) und Seymour. Der Schreittanz mit der angedeuteten Hebefigur – ganz im Stile der Großmeister des Humors. Und nicht zuletzt der sich ständig wiederholende Gag mit der imaginären Türglocke im Blumenladen von Mister Mushnik. „Ding dong“ ertönt es von den Schauspielern immer dann, wenn die imaginäre Türschwelle überschritten wird, und der Klang der Glocke spiegelt vortrefflich die aktuelle Stimmungslage des Besuchers. Dieser Running Gag kommt dermaßen gut beim Publikum an, dass man sich nicht wundern würde, wenn demnächst viele Mayener die regionalen Geschäfte mit einem fröhlichen „Ding dong“ auf den Lippen betreten. Und wer bei all der Bühnenshow, dem Gesang, dem Witz und den Tanzeinlagen den Bildungsauftrag des Theaters sucht, der wird beim „Kleinen Horrorladen“ ebenfalls fündig. Der kleine Unterschied zwischen Sehnsucht und Gier, der schmale Grat zwischen Eigeninteresse und Rücksichtslosigkeit wurde deutlich herausgearbeitet und zeigt sich in der Zerrissenheit der Akteure, bis dieser nicht mehr zu bewältigende Spagat die Protagonisten schließlich vernichtet.

Der „Kleine Horrorladen“ ist mehr als die erste Inszenierung des neuen Intendanten. Der „Kleine Horrorladen“ ist ein Geschenk, welches Daniel Ris und sein Team den Menschen der Region Mayen machen. Gelegenheit, dieses Geschenk anzunehmen, besteht in den nächsten Wochen reichlich. Wenn aber die Mund-zu-Mund-Propaganda der ersten Besucher einsetzt, dürften die Karten schnell knapp werden – verdient hat es die Inszenierung allemal.

BLA

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