Polizei Koblenz warnt vor neuer Betrugsmasche

Betrügerische Anrufe falscher Polizeibeamter

Auch der Koblenzer Dietmar Guth wurde Opfer

25.07.2017 - 08:39

Koblenz. Derzeit häufen sich Polizeimeldungen, nach denen vorwiegend ältere Menschen in Rheinland-Pfalz und etlichen weiteren Bundesländern dubiose Anrufe mit betrügerischem Hintergrund erhalten.

So erlebte es auch der 62-jährige Koblenzer Fotograf Dietmar Guth. An einem Donnerstag läutete bei ihm am späten Abend um 23 Uhr das Telefon. Das Display zeigte die als Notrufnummer der Polizei bekannte 110, aber mit Koblenzer Vorwahl. In akzentfreiem Deutsch und sachlich-professionellem Beamtenjargon meldete sich ein Mann, der vorgab, Polizeibeamter zu sein. Er sagte: „Wir haben soeben am Hauptbahnhof zwei Personen verhaftet, die in Verdacht stehen, einer aus über 300 Mitgliedern bestehenden Einbrecherbande anzugehören“. Die Männer hätten eine Namens- und Diebesgut-Liste bei sich geführt. Darauf habe unter anderem Guths Name gestanden. Aus der Aufstellung gehe hervor, dass er Bargeld, Goldschmuck und wertvolle Uhren im Hause habe. Ab diesem Moment kam bei Dietmar Guth der Verdacht auf, dass da etwas nicht stimmen könne. Er ging auf Nummer sicher und sagte dem Anrufer, er wolle am Telefon keine Angaben dazu machen. Nach einigen Überredungsversuchen, es doch zu tun, kündigte sein Gesprächspartner schließlich an, einen Streifenwagen vorbeizuschicken. Um sich zu vergewissern, ob er tatsächlich mit der Polizei gesprochen hatte, rief Guth umgehend selber die 110 an. Wie schon vermutet, stellte sich dabei heraus, dass er Opfer einer Betrugsmasche werden sollte, deretwegen sich an diesem Tag bereits sieben Anrufer bei der Polizeidienststelle Koblenz gemeldet hatten. Eine benachbarte Familie gehörte dazu. Nachdem sie in derselben Nacht gegen 0 Uhr einen ähnlich gearteten Anruf erhalten hatte, informierte auch sie die Polizei.


Systematische Durcharbeitung potentieller Opfer


„Offensichtlich ist unsere Straße systematisch „abgearbeitet“ worden“, meint Guth. Er ist froh, dass er misstrauisch genug war, sich nicht auf das üble Spiel der Kriminellen einzulassen. Andere, gutgläubigere Betroffene sind allerdings nicht mit heiler Haut davongekommen. Sie folgten den Empfehlungen der Anrufer und übergaben Bargeld und Schmuck „vorübergehend und zum Schutz vor derzeit besonders aktiven Einbrechern“ den angekündigten Boten. Zuletzt waren die Betrüger noch in der vorigen Woche erfolgreich. Eine Seniorin aus dem nordrhein-westfälischen Willich übergab einem mutmaßlichen Polizisten wertvollen Schmuck, damit dieser ihn im „sicheren Polizeitresor“ für sie unterbringen sollte. Telefonisch war sie zuvor von seinem Kollegen, wie man sie glauben ließ, vor einem konkret möglichen Einbruch in ihre Wohnung gewarnt worden. Die Polizei als „Dein Freund und Helfer“ genießt offenbar so viel Vertrauen bei den Bürgern, dass die Betrüger mit dieser Masche allein bei bekannt gewordenen Fällen bisher mindestens einen hohen fünfstelligen Euro-Betrag erbeuteten. Genaue Angaben zu der Anzahl der Fälle und der Höhe der gemeldeten Schäden in Koblenz konnte die zuständige Polizeidienststelle bis zum Redaktionsschluss noch nicht machen.

Für Dietmar Guth war dieser „Polizisten“-Anruf der zweite Angriff auf sein Hab und Gut. Bereits im März des vergangenen Jahres war an einem Morgen in seine Wohnung in Koblenz-Rauental eingebrochen worden. Er selbst befand sich in der Zeit im Untergeschoss des Hauses. Als er zurück in die Wohnung kam, bemerkte er, dass er offenbar nicht alleine war. Im Schlafzimmer traf er auf insgesamt drei maskierte Personen. Schleunigst verließ er die Wohnung und bat eine Nachbarin, die Polizei zu alarmieren. Bis die Beamten eintrafen, waren die Einbrecher allerdings samt Schmuck und Bargeld über den Balkon entkommen. Dieser Einbruch sei der Grund gewesen, so Guth, dem jetzt anrufenden „Polizisten“ zunächst Glauben geschenkt zu haben. Denn natürlich hatte er die angebliche Festnahme sofort in Verbindung gebracht mit dem Diebstahl und hoffte, die entwendeten Gegenstände nun zurückzubekommen. Doch die Realität sieht anders aus. Die Fahndung nach den Tätern blieb bisher ohne Erfolg, weshalb das Verfahren einige Monate später eingestellt wurde.


Tatverdächtige festgenommen


Im Zusammenhang mit den Anrufen durch „falsche Polizisten“ konnten Beamte der Polizeipräsidien Stuttgart und Heilbronn am 12. Juli drei Tatverdächtige festnehmen, wie aus einer Presseerklärung vom 18. Juli hervorgeht. Dennoch reißt die betrügerische Anrufwelle nicht ab. BSB

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