Die Entdeckungsfahrt von aktuellen Rheinreisenden endete am Samstag in Linz

Den Rheinreisendendie Bunte Stadt nähergebracht

Den Rheinreisenden
die Bunte Stadt nähergebracht

Unter der Druckplatte des Sixtinischen Madonna von Joseph von Keller versammelten sich die Rheinreisenden um Hans-Georg Faust und Christina Ihrlich im Bürgermeisterzimmer. DL

Linz. Am Donnerstagvormittag hatten sich zwölf Teilnehmer an einer Pressereise der Rheinland-Pfalz Tourismus (RPT) GmbH von Koblenz aus auf Entdeckungsreise begeben, um auf den Spuren berühmter Künstler die Rheinromantik und ihre berühmtesten Vertreter kennen zu lernen. In Bacharach waren sie zunächst auf den Spuren von Clemens Brentano, Heinrich Heine und Victor Hugo gewandelt. In St. Goar war ihnen die Rheinreise vorgestellt worden, zu welcher der englische Maler William Turner vor genau 200 Jahren aufgebrochen war, bevor ihnen dann das mittelalterliche Boppard während einer Nachtführung näher gebracht worden war. Nach einem Besuch der Burg Boppard ging es am Freitag weiter nach Spay, um von dort am Rhein entlang nach Brey zu spazieren und den Blick auf die Marksburg zu genießen. Von Bad Breisig aus war dann eine E-Bike-Tour nach Remagen vorgesehen, wobei angesichts des schlechten Wetters ein Besuch der Römer-Thermen ansprechender war.

Pünktlich kam dann Christina Ihrlich von der RPT mit den „jüngsten Rheinromantikern“ in Linz an, wo die Gruppe von Stadtbürgermeister Hans Georg Faust, Bernd Willscheid, dem Leiter des Roentgen Museums Neuwied, und Stadtführer Fritz Ockenfels vor dem Rathaus aus den Jahren 1517-27 empfangen wurde. Es beherbergte im Erdgeschoss ursprünglich eine große Markthalle. „Die Räume im Obergeschoss konnten noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts nur durch eine Außentreppe an der Vorderseite des Rathauses erreicht werden. 1833 wurde der baufällige Aufgang abgebrochen und ein Treppenhaus im Innern errichtet“, so der Stadtchef, bevor er in den Sitzungssaal einlud. Die grimmigen Herren in Hermelin an den Wänden seien die Linzer Landesherren, die Kölner Kurfürsten und Erzbischöfe, die seit Ernst von Bayern 1583 bis 1761 durchgehend aus dem Haus der Wittelsbacher stammten. „Kirchlich gesehen gehört Linz aber seit altersher zum Bistum Trier, die Stadt hatte aber für den Kölner Kurfürsten im Süden seines Herrschaftsgebiets als Zollstation am Rhein eine ganz besondere Bedeutung wie die Zwingburg belegt, die Sie sicher neben dem Rheintor gesehen haben“, so Hans-Georg Faust.

Die Burg hätte die Linzer aber nicht abgehalten, ihre Eigenständigkeit zu bewahren.

Nach dem Wegfall der Kontinentalsperre, eine Antwort Napoleons Antwort auf die vorausgegangene britische Seeblockade der französischen Küste, sowie mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt nahmen die Rheinreisen enorm zu. „Insbesondere in England fand diese Bildungsreise im frühen 19. Jahrhundert einen reichen literarischen Niederschlag in Reisebüchern mit Illustrationen, bleibende Andenken, mit denen die Erinnerungen wach gehalten wurden“, so der Leiter des Kreismuseums.

„Mit der Zugehörigkeit zu Preußen hat ab 1815 die Düsseldorfer Kunstakademie die Kunst im Rheinland bestimmt. Neben Koblenz gab es hier in Linz ein kleines Kunstzentrum, das von den Nazarenern beeinflusst war, einer Künstlergruppe Düsseldorfer Schule, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die religiöse Malkunst des frühen 15. Jahrhundert wiederzubeleben, wie man etwa an der Ausmalung der Apollinariskirche in Remagen sehen kann“, berichtete Bernd Willscheid. Die Linzer Künstler, Joseph von Keller und Johann Martin Niederée hätten dieser Kunstrichtung nahe gestanden. „Keller stammte aus einer alteingesessenen Linzer Familie. Als gelernter Kupferstecher wurde er 1839 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und stach für den rheinisch-westfälischen Kunstverein nach einer Romreise zunächst, Raffaels ‚Disputà‘ aus der ‚Stanza della segnatura‘ 1844-56, die Platte nach Raffaels ‚Sixtinischer Madonna‘ gab er dann 1871 in Druck“, so der Museumsleiter über den überaus angesehener Künstler. Der Metzgerssohn Niederee habe zahlreiche Porträts gemalt, wobei er vor allem durch seine genaue Beobachtungsgabe und sein Talent beeindruckt, den Charakter der dargestellten Personen deutlich hervorzuheben. Sein eigentliches Element aber sei die religiöse Malerei im Stil der Nazarener gewesen. „Von ihm sind viele Arbeiten verloren, aber im Bürgermeisterzimmer hängt noch sein Porträt. Außerdem können Sie dort auch die Druckplatte zur Sixtinischen Madonna bewundern“, erklärte Bernd Willscheid. Romantische Landschaften von Linz und näherer Umgebung könne er den „Rheinromantikern“ nicht bieten. „Der Drachenfels und Nonnenwerth oder auch der Rolandsbogen im Norden oder die Pfalz bei Kaub waren beliebte Motive. Dagegen war Linz einfach nicht spektakulär genug“, so der Fachmann für rheinische Kunst, bevor es an dem historischen Uhrwerk aus 1818 abgebrochenen Ratskapelle vorbei ins Bürgermeisterzimmer ging, von dem aus Fritz Ockenfels seine mit Anekdoten gespickte Stadtführung begann.