Künstlerforum Remagen e.V. präsentiert

Der Nachtportier

Der Nachtportier

Klaus-Peter Vellguth (li.) mit seinem Kollegen vor der Arbeit „Fremde Heere“, 2015, von Volker Führer (re.).KüFo Remag

Der Nachtportier

Jungle 1, 2015 von Volker Führer, Lino Cut, Papier, Acryl, 98x195 cm.

Der Nachtportier

Cinthehead 5, 8x8 von Klaus-Peter Vellguth.

Remagen. Unter dem Titel „Der Nachtportier“ geht ab Sonntag, 2. April eine besondere Ausstellung mit hochkarätigen druckgrafischen Arbeiten der beiden Berliner Künstler Volker Führer und Klaus-Peter Vellguth im Künstlerforum Remagen an den Start.

Thematischer Auslöser für diese Werkschau ist der Film „Der Nachtportier“ („Il portiere di notte“) aus dem Jahr 1974. Der Kult-Streifen der italienischen Regisseurin und Drehbuchautorin Liliana Cavani, mit Charlotte Rampling in einer der Hauptrollen, ist ein Film über Faschismus und Sexualität, der bei seinem Erscheinen damals wütenden Protest hervorrief und von der italienischen Staatsanwaltschaft zunächst verboten wurde. Die Meinungen über diesen Film gehen bis heute weit auseinander.

Skandal-Film

der 70er lieferte Impulse

Wer jetzt annimmt, die Ausstellung illustriere einfach nur den Film, der irrt freilich. Denn Klaus-Peter Vellguth und Volker Führer verstehen den Film lediglich als eine Art „Echokammer“, die ihre Fragestellungen um geheimdienstliche Aktivitäten, Folterpraktiken und Obsessionen in bildnerische Ideen für ihre druckgrafische Kunst verwandelt.

Die Spezifik des Hotelzimmers als Transitraum im Film wird im Rahmen ihrer intensiven Analyse und unter ihrem künstlerischen Blickwinkel zu einem Auslöser von Bildern, die bis in die Ebene erschreckender, politischer Kontinuitäten und psychischer Ambivalenzen hinein reichen.

Die großformatigen Linolschnitte von Volker Führer wie auch die überzeichneten, im Siebdruck-Verfahren überarbeiteten Fotografien von Klaus-Peter Vellguth wollen zu einer Feedback-Schleife im Kopf des Ausstellungsbesuchers einladen und sollen dabei durchaus heraus fordern.

Volker Führer und Klaus-Peter Vellguth kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in der Berliner Druckwerkstatt am Mariannen-Platz und initiieren gemeinsame Ausstellungen. Dass Druckgrafik hier in der Ausstellung einen besonderen Stellenwert hat, ist insofern nicht verwunderlich.

Volker Führer und Klaus-Peter Vellguth über „Der Nachtportier“

Kopfkino... Der Film mag reißerisch sein, ein italienischer Exploitation-Film, Nazi-Porn, aber was man ihm nicht absprechen kann, ist Haltung – was nicht selbstverständlich ist und den Film auf eine andere Ebene hebt: eine krude, verliebte, obsessive, alles andere als konsensfähige Haltung. Verstörend, hassend und in Träume eindringend. Mit einem Freiraum um seine Figuren, der vieles zulässt, das nicht im Film zu sehen ist.

Das Hotel als Stätte des Kommens und Gehens, des ewigen Provisoriums. Ein Ort in der Fremde, wo man vorübergehend zu Hause sein kann, sich jedoch nie heimisch fühlen wird. Der für eine begrenzte Zeit Abwechslung und Abenteuer verspricht, auf Dauer aber zu einer notgedrungenen Unterkunft für Menschen wird, die „Haus und Hof“ verloren haben.

Der Nachtportier als Beschützer und Herrscher über diesen Transitraum. Er besitzt die Schlüssel zu den Zimmern der Nacht – mit ihren geheimen Wünschen, Ängsten und Obsessionen. Man hört Geräusche durch Wände, das Atmen, einzelne Worte, doch all das wirft einen schließlich nur auf sich selbst zurück.

Kafkas Herr Samsa lebte noch im Elternhaus, als die Verwandlung eintrat. Bei William Burroughs passierte es im Chelsea Hotel, als sich seine Schreibmaschine in einen lebenden Organismus verwandelte. Und ist nicht Robert Johnson der Nachtportier, der 1936 mit seiner Aufnahme-Session im Hotel Antoni den Rock’n Roll ins Haus gelassen hat?

Nicht zuletzt geht es um die Frage, die Charlotte Rampling sich und den Zuschauern in dem Friedrich-Hollaender-Lied stellt: „Wenn ich mir was wünschen dürfte,

käme ich in Verlegenheit

was ich mir denn wünschen würde,

eine schlimme oder gute Zeit?“

Vernissage am

2. April um 15 Uhr

Die Ausstellung „Der Nachtportier“ mit Druckgrafiken von Volker Führer und Klaus-Peter Vellguth startet am Sonntag, 2. April um 15 Uhr im Künstlerforum Remagen, Kirchstr. 3, 53424 Remagen. Die Künstler sind zur Vernissage anwesend. Die Ausstellung läuft bis einschließlich 30. April und ist samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.kuefo-remagen.de. Pressemitteilung

Künstlerforum Remagen e.V.