Professor Johannes H. Schroeder hat über 50 Steinarten in der Kernstadt ausgemacht

Der Stoff, aus dem Sinzig gebaut ist

Den neuesten, Sinzig betreffenden Stadtführer, gibt es kostenlos als pdf-Datei zum Herunterladen im Internet

09.12.2017 - 10:41

Sinzig. „In allen Städten gibt es Steine zu entdecken – in Millionenstädten bis hin – wie das Beispiel Sinzig zeigt – zu Kleinstädten“. So steht es im Vorwort der „Naturwerksteine in Sinzig (Rhein) - Nutzung in Architektur und Stadtgeschichte“. Für den Autor Johannes H. Schroeder, emeritierter Geologieprofessor an der TU Berlin, sind Naturwerksteine, also bearbeitete Steine, „wahrscheinlich die am meisten ignorierten Elemente des städtischen Raumes“. Auf seine Initiative erschienen etliche Bücher mit Stein-Spaziergängen in deutschen Städten. Den neuesten, Sinzig betreffenden Stadtführer, gibt es kostenlos als pdf-Datei zum Herunterladen im Internet (http://www.geo.tu-berlin.de/steine_in_sinzig_rhein). Er ist von großem Nutzen für Menschen, die offenen Auges ihr Umfeld wahrnehmen und an Deutungen interessiert sind. „Mit diesem Informationsmaterial in der Hand kann man auf Stein-Spaziergängen die im Laufe der Stadtgeschichte genutzten Steine sowie ihre jeweiligen Verwendungen kennenlernen. Die Steinvorkommen liegen nahe beieinander und sind gut zugänglich: Die Steine sind an oder in Gebäuden sowie im städtischen Freiraum- im Pflaster, an Brunnen, Denkmälern u.a.- zu sehen, die meisten aus der Nähe.“ Wie oft ist man an gedankenlos an Häusern vorbeigegangen. Mit dem Steinführer ausgerüstet, bringt man die Materialien zum Sprechen. Der Blick auf die gesamte Baukultur vertieft sich und wird farbiger.


Regional bis international


Auf kompakt gebauten 43 Seiten aus Text und vor allem Fotos sind die Stein-Auskünfte bewusst in den städtebaulichen Zusammenhang gesetzt. Knappen Infos zu Stadt und Historie folgen das Vorwort, Erläuterungen über die Entstehung der Steine und ihrer Oberflächenbearbeitung. In Kapitel fünf „Zur Geschichte der Nutzung von Steinen in Sinzig“ wird klar, welch gewaltige Zeiträume diese Baustoffe auf sich vereinen. Am Mühlenberg, östlich des Stadtkerns, wurde gut 400 Millionen alte Rheinische Grauwacke gebrochen, die vielfältig in Mauern, etwa in der Stadtmauer und Fassaden Verwendung fand. Der gleichalte Hunsrück- oder Moselschiefer deckt bis heute viele Dächer.

Nur rund 30 Millionen Jahre bis 10 000 Jahre alt sind die kontrastierenden vulkanischen Gesteine, wie Basalte, Trachyte und Tuffe. Aus der Trierer Gegend kamen als Dekorelemente rund 230 bis 250 Millionen Jahre alte Sandsteine hinzu.

Diese heimischen Materialien lieferten seit der Römerzeit bis um 1950 maßgeblich den Stoff, aus dem in Sinzig gebaut wurde. Eine Ausnahme erlaubte sich als gehobener Wohnort etwa das sogenannte Schloss, in Wahrheit eine Nobelvilla, die in ihrer Bauzeit von 1854 bis 1858 standesgemäß auf Steine aus Belgien, Italien und Portugal zugriff. Erst in den 1950ern bis 1970ern kamen auch zur breiteren Anwendung Gesteine aus Süd- und Nordeuropa nach Sinzig. Spätere Dekaden brachten niedrigpreisige Importe aus China, Indien, Südafrika und Südamerika ins Städtchen. Für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nennt Professor Schroeder am Ort produzierte Ziegel und Wandfliesen „eine ernste Konkurrenz für die Naturwerksteine“.


Mit Sinzig verbunden


Ganz exakt in Bild und Worten zeigt er auf, wo man in Sinzigs Mitte auf welche der über 50 verbauten Steinsorten stößt. Im Pflaster auf Brunnen- und Marktplatz spürt er Steine aus China und der Türkei auf, am Dach des Geschenkhauses Markt 5 sowohl Moselschiefer als auch Asbestschiefer, am Hauptportal des Amtsgerichts Rheinische Basaltlava oder in der Sinziger Stadtmauer ein richtiges Steinallerlei. Gewidmet hat Schroeder den Sinziger Steinspaziergang „meinem Ururgroßvater Gustav Bunge und meiner Mutter Ruth Schröder, geborene Koenigs“.

Denn Bunge schuf als Erbauer des Schlosses in Sinzig „ein einmaliges Familienzentrum“. In den Ferien zog es die Schröders von Schleswig-Holstein dorthin: „Begeistert erkundete meine Mutter mit uns fünf Kindern die Region.“

HG

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