Die Herren von Kempenich und ihre Burgen

Die Herren von Kempenich und ihre Burgen

Oliver Schüller forscht zu den Kempenicher Burgen.Foto: Denkmalverein Sinzig/ Matthias Röcke

Sinzig. Einladung des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum hielt er im Schloss Sinzig einen Vortrag über die Herren von Kempenich und ihre Burgen.

Die Herren von Kempenich lebten vor Ort zunächst in der hier als alte Burg bezeichneten Anlage am Fuße des Kreuzwäldchens am Weg nach Weibern und ab 1225 oberhalb auf dem Gipfel. Im 15. Jahrhundert starb der Stamm männlicherseits aus. Mehr als vor Ort machten die Herren von Kempenich von sich reden nach Einheiratung in andere Adelsfamilien, so als von Isenburg-Kempenich und von Eltz-Kempenich. Noch heute gehört der Familie von und zu Kempenich ein Teil der weltberühmten Burg Eltz.

Die Spurensuche von Oliver Schüller hatte seinerzeit schon recht holprig begonnen. Denn die Urkunde von 1093, die einen von Kempenich erstmals ausweist, ist leider eine Fälschung. Es handelt sich um eine Abschrift des Originals, was meist dazu genutzt wurde, etwas zu eigenen Gunsten zu verändern. Trotzdem kann die Erwähnung des Richwin von Kempenich als Zeuge korrekt sein. Statt sicherem Wissen also eher eine starke Vermutung. Diese Unterscheidung zog sich durch den Vortrag, wobei der Referent bei seinen Recherchen genau unterscheidet zwischen belastbaren Fakten und allem anderen. Spätere Urkunden und Belege zur Verzweigung der Familie sind tatsächlich weitaus verlässlicher, so dass sich eine genaue Genealogie der Familie darstellen lässt.

Der zweite Schwerpunkt in dem detailreichen Vortrag war den Kempenicher Burgen gewidmet. Dass es zwei gab, ist wohl vielen unbekannt, so versteckt sind die baulichen Reste. Siedlungsort ist ein rund 80 Meter aufragender Basaltkegel am Ortsrand in Richtung Weibern. Die erste Burg lag am unteren Rand des Kreuzwäldchens, wo seit 1873 die Kreuzkapelle steht. Sie ist auch der Grund, warum so wenige Reste der ersten Burg erhalten sind, denn beim Bau wurde fast alles abgetragen, ins Museum verbracht oder verbaut. Erhalten ist der Brunnen und ein Kapitell und ein Basisstein, letztere als Bestandteil der Kapelle. Wie die alte Burg ausgesehen hat, bleibt im Dunkeln. Zukunftsträchtig war der Standort wohl ohnehin nicht, denn schon für 1225 ist der Bau der neuen Burg auf dem Gipfel verbrieft. Er fiel in eine Zeit, in der zahlreiche Gipfelburgen in der Eifel entstanden sind.

Von dieser Burg konnte Oliver Schüller im voll besetzten Vortragsraum weit mehr zeigen. Zwei Gräben, mühsam in den Basalt geschlagen - das Material fand dann beim Bau Verwendung -, und ein lang gezogener Zwinger - eine Freifläche zwischen Mauern, in der Angreifer schutzlos waren - lassen sich in den Wintermonaten ergehen. Im Sommer versperrt das Grün die Sicht. Der frühere Zugang auf das Plateau lässt sich rekonstruieren, ebenso der Standort von Stallungen und Wirtschaftsgebäuden. Vom Palas, dem Wohnhaus der Freiherren, sind erhebliche Reste in Neubauten der 1930er und 1990er Jahren integriert worden und erkennbar geblieben. Das ganze Areal ist heute in Privatbesitz und wird bewohnt.

Aber wie hat die Burg nun ausgesehen? Oliver Schüller präsentierte eine schöne Zeichnung aus dem Jahr 1711. Schon das zum Jahr nicht passende Wappen macht misstrauisch, und dass die Burg sieben spitze Türme gehabt haben soll, ist nicht schlüssig. Zumal ein Bericht aus dem Jahr 1703 vom Einsturz eines Turmes erzählt. Also alles wohl eher gestalterische Fantasie. Verlässlicher ist eine Plandarstellung von 1778. Da wurde bereits am Abbruch gearbeitet. Das Erzbistum Trier, nach einer langen Reihe von Verpfändungen zuletzt zuständig, veranlasste das. Die Steine wurden für Bauvorhaben gebraucht, beispielsweise des Koblenzer Schlosses. Es blieb der Palas, hier entstand eine Försterei, die bis 1931 existierte, ehe private Nutzer einzogen. Nach 1994 hat sich nochmals viel getan auf dem Burgberg.

Zum Schluss widmete sich Oliver Schüller dem konkret Sichtbaren. Ein authentisches Foto der heutigen Anlage entstand vor Jahren nach starken Rodungen am Hang, inzwischen ist alles wieder zugewachsen. Aber die beiden imposanten Gräben, die Zwingerfläche und das heutige Gebäude im Palas lässt sich von einem Rundweg am Hang erkennen. Das ist Fakt, aber Oliver Schüler wird weiter an dem Unbekannten der Kempenicher Burgen forschen - es steht noch einiges an.

Hardy Rehmann, Vorsitzender des Denkmalvereins, dankte dem Referenten für kenntnisreichen Vortrag und die Einblicke in ein spannendes Thema der Regionalgeschichte und seiner Erforschung. Anschließend war bei einem Glas Wein Gelegenheit zum Informationsaustausch.