Gäste aus Rhinebeck waren zu Besuch in Rheinbach

Die Herzen fanden musikalischüber den großen Teich zueinander

Die Herzen fanden musikalisch
über den großen Teich zueinander

Beim Abschlusskonzert des Schüleraustauschs spielte das Rhinebeck-Rheinbach-Exchange (RRX) Orchestra unter der Leitung von Michael Küßner in der Stadthalle auf.JOST

Rheinbach. Rund 6.000 Kilometer Luftlinie von Rheinbach entfernt liegt das Städtchen Rhinebeck am Hudson River in der Nähe von New York in Amerika. Doch über Kontinente und Ozeane hinweg besteht seit Jahrzehnten eine enge Verbindung, die ihren Ausdruck findet in einem regelmäßigen Schüler- und Jugendaustausch. Und das kam so: Als kleiner Bub erfuhr der spätere Partnerschaftsbegründer Jack Shakleton über die Erzählungen des Stadthistorikers von den Beziehungen der Stadt Rhinebeck zur Kurpfalz, aus der im 18. Jahrhundert Auswanderer das amerikanische Städtchen gegründet hatten. Damit war Shakletons Interesse an den Ursprüngen seiner Heimatstadt geweckt. Über die Beschäftigung mit den deutschen Wurzeln des Ortes stieß er auf die Stadt Rheinbach mit dem ähnlich klingenden Namen. Mit dieser vermeintlichen Schwesterstadt initiierte Shakleton viele Jahre später als Leiter der Bigband an der Highschool von Rhinebeck den ersten musikalischen Schüleraustausch, der 1978 startete.

Deutsche Lebensart

Die amerikanischen Schüler knüpften mit ihrer Bigband musikalische Kontakte und lernten die deutsche Lebensart dank der Unterbringung in deutschen Familien kennen. Im Jahr darauf fuhr eine ähnlich große Gruppe von musizierenden Rheinbacher Schülern nach Rhinebeck, um diese Kontakte, wiederum durch Musik, weiterzuführen und zu intensivieren. Seit dieser Zeit findet dieser musikalische Austausch alle fünf Jahre immer wieder statt, die Reisekosten dafür werden durch die alljährlichen „Amerikakonzerte“ eingespielt. So haben seither mehr als 1.000 Schüler und 800 Familien an dem Austausch teilgenommen.

Jetzt waren wieder 35 Jugendliche zusammen mit 17 erwachsenen Begleitern aus Amerika in die nordrhein-westfälische Glasmetropole gekommen, um die enge Beziehung weiter zu vertiefen. Sie haben sich die Philharmonie in Köln angeschaut, den Regierungsbunker im Ahrtal, das Alte Rathaus und den Alten Zoll in Bonn und den Drachenfels - vor allem aber haben sie zusammen musiziert. In gemeinsamen Proben mit den deutschen Freunden bereiteten sie sich intensiv auf das Amerikakonzert zum Abschluss ihres Besuchs vor, das am Samstag in der voll besetzten Stadthalle stattfand. Organisator des Austauschs ist der Arbeitskreis Rhinebeck-Rheinbach unter der Leitung von Michael Küßner.

Wie zu Hause gefühlt

Die Amerikaner fühlten sich jedenfalls in Rheinbach wie zu Hause, wie die beiden Dirigentin Sandy Kane und Marla Ulrich schon zu Beginn des Konzertes feststellten: „Es ist, als würden wir nach Hause kommen.“ Über der Bühne prangten die Fahnen von Deutschland und Amerika und in der Mitte das Logo des Austauschs mit dem verbindenden Motto „Herzen über das Wasser - Hearts across the Water“.

Hier trat zunächst das Rhinebeck-Rheinbach-Exchange (RRX) Orchestra unter der Leitung von Michael Küßner auf mit einem Medley der Werke von Aram Katschaturian. Es folgte der RX Chor unter Leitung von Sandy Kane mit den Liedern „Can you hear“, Simple Gifts“ und „Wayfaring Strangers“, jeweils mit solistischen Einlagen. Das Orchester schloss mit einigen Liedern aus dem Kinofilm „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ an, bevor wieder der Chor übernahm mit den Liedern „Seasons of Love“, „On my own“ und „Sing“. Nach einem gemeinsamen Auftritt von Chor und Orchester ging es in die Pause.

Im Anschluss hatte die Bläsergruppe des RRX unter der Leitung von Marla Ulrich die Bühne für sich mit einer Hommage an Louis Prima, George und Ira Gershwin sowie Leonard Bernstein. Es folgte die mit Spannung erwartete traditionelle Übergabe der „Silbernen Trompete“ an einen amerikanischen Austauschschüler als Symbol des musikalischen Austauschs.

Die übergibt jeweils die gastgebende Gruppe an einen Musiker aus dem Gastland. Zunächst spielten Pia Marie Lanzerath, Florian Heinrichs und Julian Ulonska das Instrument, das schließlich an Ethan Husted aus Rhinebeck weitergereicht wurde, der sie mit nach Amerika nahm. Im kommenden Jahr besuchen die Rheinbacher ihre Freunde in Amerika und werden von dort das Instrument aller Voraussicht nach wieder zurückbringen.

Ein kleiner Beitrag

Zum Abschluss spielten Chor, Orchester und Brass Band gemeinsam das Stück „The Brotherhood of Man“ von Georg Friedrich Händel, das zugleich Ausdruck der Zielsetzung des Austauschs ist: durch Musik und neu gewonnene Freundschaften einen wenn auch vielleicht nur kleinen Beitrag zur Verständigung und zum Frieden zu leisten. Als Leitmotiv des Austauschs wird dieses Lied daher bei allen gemeinsamen Konzerten von allen Ensembles zusammen gespielt. Der tosende Applaus zum Schluss bezeugte, dass das Publikum ein bemerkenswertes Konzert erlebt hatte.