Heimersheimer Junggesellen schwören auf Zusammenarbeit beim Maibaumsetzen

Die Tradition wird gepflegt

Die Tradition wird gepflegt

Mit „Micken“, den langen Stangen in Gabelform, stemmten die Junggesellen dem Maibaum in die Höhe. FIX

Heimersheim. Noch vor Jahren hatte ein Unternehmer aus Bad Neuenahr im Ruck-zuck-Verfahren den Maibaum mit dem Kran angehoben und ins dafür vorgesehene Loch gesteckt. Das schien dem Junggesellenverein aus Heimersheim doch zu profan und so ließen sie am Samstagnachmittag wieder die Muskel spielen.

Doch ehe es so weit war, galt es etliche Vorbereitungen zu treffen. Das man dafür aber schon morgens um 9 Uhr beginnen muss, das wissen die Kerle nur selber. Als zum angegebenen Zeitpunkt die ersten Zuschauer eintrafen, war die Bodenarbeit fast erledigt. Der Baum, dessen Stamm aus dem Königsfelder Forst hergeholt werden musste, hatte mittlerweile eine prachtvolle Spitze verpasst bekommen. Hunderte Bänder in den Vereinsfarben blau-weiß waren dran befestigt. Er machte schon auf dem Boden was her. Lange Stangen wurden unterhalb der Spitze mit Seilen so zusammengebunden, dass sie, wenn sie auseinander gezogen wurden, wie eine Gabel wirkten. Diese „Micken“ wurden erst mal beiseitegelegt, weil die Mannen um den Junggesellenpräsident Daniel Hanisch vor der Aktion die neun neuen Anwärter vorstellten. Diese hatten während des ganzen Spektakels wichtige Aufgaben zu erledigen: Den Thekendienst an der Getränkebude, das Aufstellen der Tische und Bänke und die Sauberkeit auf dem Platz, schließlich noch die Mithilfe beim Aufstellen - all das fiel in Ihren Bereich. Zwischendurch konnten sie mal ein Getränk zu sich nehmen und zur Aufmunterung der Gäste den Ententanz vorführen. Dementsprechend war auch die Stimmung auf dem „Roten Platz“!

Sicherheit gibt die Technik

Doch von alleine stellt sich so ein Baum nicht auf! Die ersten Zentimeter hebt ein Gabelstapler - also doch eine kleine Hilfe von der Technik - den Baum unterhalb der Krone an.

Dann wird er mit einem Drahtseil an einem Traktor abgesichert, das immer auf Spannung gehalten wird. Jetzt kommen die Micken ins Spiel. Der Stamm vom Baum wird unterhalb der Krone damit abgestützt, indem an jeder Stange der gespreizten Micke eine Traube von Junggesellen auf Kommando „Hau Ruck“ die Stangen aufeinander zu schiebt. Der Stamm hebt sich und die zweite Micke kann unter geschoben werden. Bald ist auch Platz für die dritte, weil bei jedem „Hau-Ruck“, das Dennis Hoss lauthals ausruft, der Baum sich hebt und die erste dadurch ein Stück weiter vorne angesetzt werden kann. Während dessen werden die Anderen mit der Kraft der Männer am Abrutschen gehindert und das Gewicht kann gehalten werden, bis die erste Micke eine neue Positur gefunden ist. Es stimmt also das Zusammenspiel der Männer auf Anweisung des „Präsi“, der ständig in Bewegung ist und die Stellung des Baumes von allen Seiten abschätzt, begutachtet und sich schließlich mit dem „Kommandanten“ Dennis abspricht. Gleich darauf ertönt wieder ein „Hau-Ruck“ und so weiter. Zwischendurch immer wieder mal eine kleine, wohlverdiente Rast, wobei von den immer mehr werdenden Zuschauern gut gemeinte Ratschläge kommen. Na ja, wenn man nicht selbst Hand anlegt, kann man gut was sagen. Die Stimmung ist locker und alle sind froh, dass es „nur“ kalt ist und nicht regnet. Im Laufe des Spätnachmittag richten die starken Kerle den Baum immer höher auf.

Der Baum steht

Plötzlich ein kleiner Ruck und alle wissen: der Baum steht! Jetzt braucht er nur noch verkeilt zu werden, damit er „standhaft“ bleibt! Ganz majestätisch mit den vielen Bänder, die im Wind flattern, ist er in Heimersheim aus dem letzten Winkel zu sehen. Rund um den Getränkestand haben sich mittlerweile so viel Schaulustige gesammelt, das sich das Ereignis zum Fest ausgeweitet hat.

Was weiter geschieht? Der Baum wird versteigert und füllt damit noch die Vereinskasse. Am Sonntag, 30. April zwischen 18 und 19 Uhr werden auf dem Marktplatz die neuen Junggesellen offiziell nach einem alten Ritus in den Verein aufgenommen. Dazu sind Gäste willkommen und der Spaßfaktor wird großgeschrieben. Bis die Herren dann ausschwärmen, um ihren Liebsten eine stattliche Birke aus dem Wald holen um sie vors Haus zu setzen, kann es nach einer Stärkung schon mal sehr später Abend werden.