Der 23. Wirtschaftstag in Bendorf im Zeichen der Digitalisierung

Digitalisierung Wirtschaft 4.0

Digitalisierung Wirtschaft 4.0

Bürgermeister Kessler und der Leitere der Abteilung Wirtschafts-förderung Werner Prümm bedanken sich bei Marc Ulrich. GM

Digitalisierung Wirtschaft 4.0

Bürgermeister Michael Kessler bei seiner Begrüßung.

Digitalisierung Wirtschaft 4.0

Landrat Dr. Alexander Saftig bei seiner Ansprache.

Digitalisierung Wirtschaft 4.0

Die Gäste waren vom Vortrag begeistert.

Digitalisierung Wirtschaft 4.0

Marketingexperte Marc Ulrich erklärt beispielhaft Wirtschaft.

Bendorf. Seit 1995 findet der Bendorfer Wirtschaftstag, das jährliche Treffen von Wirtschaft und Politik, Handel und Tourismus, Verwaltung und Medien zum Austausch von Informationen und Erfahrungen statt. In diesem Jahr hatten die Organisatoren als Tagungsort erstmals die neue Krupp’sche Halle auf dem Denkmal-Areal Sayner Hütte in Bendorf-Sayn ausgesucht, just jenen besonderen Ort, an dem 1830 mit dem Bau der einzigartigen Werkhalle aus Gusseisen von einem Technikgenie, dem Ingenieur Karl-Ludwig Althans die erste industrielle Revolution in Deutschland maßgeblich mitgeprägt wurde. Nach den Worten von Bürgermeister Kessler war der Ort eine Keimzelle der Industrialisierung für den Staat Preußen und ein Ort der Innovation für Technik und Bauwesen zu einer Zeit, da die Industrialisierung erst begann. Die zweite industrielle Revolution Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnet den Übergang zur Massenfertigung und Massenproduktion durch Fließbandarbeit. Mit der Digitalisierung und dem Einsatz von Software zur Automatisierung und Steuerung von Produktionsprozessen wurde Ende des 20. Jahrhunderts die dritte industrielle Revolution eingeläutet, heute befinden wir uns bereits mitten in der vierten industriellen Revolution, beeinflusst unter anderem von Künstlicher Intelligenz. Nach einer aktuellen McKinsey-Studie umfasst Industrie 4.0 fünf Handlungsfelder, die über Unternehmen und Branchen hinweg Gültigkeit haben: Datenerfassung und -verarbeitung, Assistenzsysteme, Vernetzung und Integration, Dezentralisierung und Serviceorientierung, Selbstorganisation und Autonomie. Diese Anwendungen sind schon längst keine Zukunftsmusik mehr, moderne Roboter und Algorithmen bestimmen zunehmend das Geschehen und verändern damit erheblich die Produktionsabläufe sowie Beschäftigungsfelder. Da lag es nahe, dem diesjährigen Wirtschaftstag in Bendorf dieses Thema zu geben. Als kompetenter Referent stand Marc Ulrich, Geschäftsführer einer Marketingagentur in Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Verfügung. Bürgermeister Michael Kessler in seiner Begrüßungs-Rede: „Das Thema für unseren heutigen Abend ist „Wirtschaft 4.0“. Wir haben diesen Begriff bewusst anstelle von „Industrie 4.0“ gewählt. Denn die vierte industrielle Revolution wird alle Branchen betreffen, vom Einzelhandel über die Gesundheitsbranche, das Gastgewerbe, Logistik bis hin zur Landwirtschaft. Wir sprechen von einer industriellen Revolution, um damit die Auswirkungen deutlich zu machen, die nicht nur für die Wirtschaft, sondern für die gesamte Gesellschaft damit verbunden sind.“ Landrat Dr. Alexander Saftig hob hervor, dass die digitale Revolution unumgänglich sei und kritisierte zu lange Verhandlungs-, Planungs- und Genehmigungszeiträume, wenn es um den Ausbau des schnellen Internets in der Region geht. Danach ergriff Referent Marc Ulrich das Wort und schilderte in seinem interessanten Impulsvortrag den über zweihundert anwesenden Gästen die Möglichkeiten und Chancen der Veränderung durch fortschreitende Digitalisierung in der Wirtschaft. Von biologisch abbaubaren Autos über eine Roboterküche bis hin zu implantierten Chips mit Kreditkartenfunktion präsentierte er amüsante, aber auch nachdenklich stimmende Beispiele, wie unsere Zukunft mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz aussehen könnte. Fast alle Branchen werden in den nächsten Jahren durch den sogenannten „digitalen Tsunami“ vollständig und von Grund auf verändert. Mittelständische Unternehmen könnten bereits mit kleinen Veränderungen erfolgreich sein. So müsse z.B. die Betreuung von Kunden über das Web individueller werden und Services digital erhältlich. Ulrich: „Wer die Zukunft verstehen will, muss dort hingehen, wo sie entsteht.“ Deshalb reiste er zehn Tage mitten in das Herz der Zukunft - ins Silicon Valley und warf einen Blick hinter die Kulissen von Google und Tesla, führte ein Interview mit dem Vizepräsidenten von Facebook und besuchte aufstrebende Startups der Technologiemetropole. Immer mit der Frage: Was können kleine und mittelständische Unternehmen von den auf Zukunft ausgerichteten Spitzenfirmen der Welt lernen?

Vieles von dem, was in Deutschland vielfach noch als Hirngespinst gilt, wird in Kalifornien bereits umgesetzt. Ob selbstfahrende Autos, Organe aus dem 3D-Drucker oder die weltweit erste Online-Universität: Selbst aus kühnsten Visionen entstehen hier in kürzester Zeit tragfähige Geschäftskonzepte. Hierbei ist es vor allem wichtig, die Mitarbeiter in den Unternehmen und Geschäften mitzunehmen. Die Digitalisierung erfordert von den Mitarbeitern neue Fähigkeiten, Firmen müssen sich jetzt darum kümmern, ihre Mitarbeiter für die neuen Aufgaben fit zu machen und diese an sich zu binden. Marc Ulrich: „Wann haben Sie Ihren Mitarbeitern das letzte Mal gesagt, wie wichtig sie für Ihr Unternehmen sind? Viele Firmen sind so damit beschäftigt, neue Mitarbeiter zu suchen, dass sie einen zentralen Punkt vernachlässigen: Die Stammcrew! Dabei gilt wie bei Kunden: Es ist viel einfacher, einen bestehenden Mitarbeiter zu binden, als einen neuen zu gewinnen.“ Ulrich weiter: „In der Kundenakquise hat sich in den letzten fünf Jahren mehr verändert als in den 50 Jahren davor. Unternehmen müssen sich neuen Herausforderungen stellen, um Interessenten überhaupt zu erreichen und das Vertrauen von Neukunden zu gewinnen. Akquise bedeutet heute mehr denn je, den Bedürfnissen seiner Kunden zu folgen, die jederzeit und über diverse Kanäle sehr bequem das gewünschte Produkt kaufen wollen. Im Online-Marketing haben neue Technologien für echte Revolutionen gesorgt.“ Der Marketing-Spezialist ist überzeugt: „Wir können den Wind der Digitalisierung nicht aufhalten, wir können nur gucken, wie wir den Wind nutzen können, um unsere Windmühlen in Bewegung zu bringen.“

In den anschließenden anregenden Gesprächen bei Wein und einem kleinen Imbiss wurden viele neue Kontakte geknüpft und auf der Grundlage des Marketingvortrages sicherlich auch die eine oder andere kühne Geschäftsidee geboren.