Weihbischof besucht Flüchtlingscamp in Neuwied-Block

Ein hohes Maß an Disziplin

Ein hohes Maß an Disziplin

Weihbischof Jörg Michael Peters beim Besuch des Flüchtlingscamps in Neuwied. Privat

Neuwied. „Tipp top, das läuft schön rund“, gemeinsam mit einem Flüchtling begutachtet Weihbischof Jörg Michael Peters den hinteren Reifen eines aufgebockten Fahrrads in einem Container des Flüchtlingscamps in Neuwied-Block, der als Fahrradwerkstatt und zur Verleihstelle eingerichtet wurde. Anlässlich der Visitationsreise im Dekanat Rhein-Wied besucht der Weihbischof Bewohnerinnen und Bewohner sowie Verantwortliche. „Mich freut es, wie vor Ort eine Struktur geschaffen wurde. Ich denke, hier ist ein Leben in Zufriedenheit möglich“, schildert Peters seine Eindrücke. Er sei beeindruckt von der Eigeninitiative der Flüchtlinge, aber auch der Haupt- und Ehrenamtlichen. Sprachkurse, die Arbeit in einem Kräutergarten und Sportmöglichkeiten gäben hier einen Rahmen für einen strukturierten Tagesablauf. „Es ist wirklich toll, was Sie sich hier einfallen lassen“, richtet Peters sein Wort an die Organisatoren. Doch beim Blick in einen 16 Quadratmeter engen Wohncontainer sieht er, dass auch die Asylbewerber kreativ sind: „Man muss schon erfinderisch sein“, sagt er im Gespräch mit einem Flüchtling aus dem Iran, der seine (Haus-)tür für die Besucherinnen und Besucher aus Politik und Gesellschaft öffnet. In einem Küchencontainer mit vielen Kochnischen können sich die Menschen selbst versorgen – im Gegensatz zu Flüchtlingsunterkünften in großen (Turn-)Hallen. Dies verlange aber auch ein hohes Maß an Selbstorganisation und Disziplin, stellt Peters fest. „Die Menschen müssen hier selbst für Ordnung und Sauberkeit sorgen, aber sie können nach ihrem eigenen Gusto kochen.“ Nach seinem Lieblingsessen gefragt, antwortet ein Flüchtling dem Weihbischof lachend: „Fleisch“. Dass die Menschen hier aber durchaus auch andere Dinge zubereiten können, zeigt die Kaffeerunde anlässlich des Besuchs. Zahlreiche süße Leckereien aus unterschiedlichen Ländern präsentiert ein stolzer Bäcker, der in seiner Heimat allerdings Gärtner war.

Arbeitsgelegenheiten (AGH)

Neben den erwähnten Freizeitmöglichkeiten gebe es Jobs, die von Flüchtlingen übernommen werden können, erklärt der Leiter des Camps Frank Freymann. 20 von ihnen üben in der Containersiedlung derzeit sogenannte Arbeitsgelegenheiten (AGH) aus. Daneben sind zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter anderem als Sozialarbeiter, -betreuer, FSJler und Security-Personal vor Ort beschäftigt.

Dieses besteht seit etwas mehr als eineinhalb Jahren. Momentan leben hier 210 Menschen aus 18 Nationen. Besonders berührt zeigt sich der Weihbischof über die Information, dass es bislang keine Übergriffe aus der rechten Szene gegeben habe: „Ich rechne es den Neuwieder Bürgerinnen und Bürgern hoch an, dass es keine Aggressionen gegen das Camp gibt.“ Oberbürgermeister Nikolaus Roth erklärt dies im Zusammenhang mit der Neuwieder Historie: „Wir haben eine besondere Stadtgeschichte. Flüchtlinge haben unserer Stadt seit jeher gut getan.“ Nach dem Termin in der Siedlung stand eine Begegnung mit Kommunalpolitikern aus dem Dekanat an. Besprochen wurden hier unter anderem die Flüchtlingsarbeit, die Finanzierung von Kindertagesstätten und die neue Raumglieder des Bistums. Weitere Informationen gibt es im Dekanatsbüro unter Tel. (0 26 31) 34 27 70, E-Mail: dekanat.rhein-wied@bistum-trier.de.