20 Jahre Partnerschaft zwischen Dierdorf und polnischem Krotoszyn

Eine Brücke und ein Fundamentfür ein lebendiges Europa

Eine Brücke und ein Fundament
für ein lebendiges Europa

Die Ehrengäste der Jubiläumsfeier mit den beiden Freundeskreis-Vorsitzenden aus Dierdorf (Mitte links) und Krotoszyn (Mitte rechts). Fotos: -KER-

Eine Brücke und ein Fundament
für ein lebendiges Europa

Dierdorf. Mit „Dziendobry“ begrüßten sich die Gäste des kleinen Empfangs in der Alten Schule am Damm. Er fand statt zu Ehren einer Besuchergruppe aus dem polnischen Krotoszyn. Die waren gekommen, um die seit zwanzig Jahren bestehende Partnerschaft mit der Verbandsgemeinde Dierdorf zu feiern.

Zwischen dem Martin-Butzer-Gymnasium Dierdorf und der Schule Lyzeum Hugo Kollataja in Krotoszyn herrschte schon lange eine enge Verbindung, die 1990 zu einer offiziellen Schulpartnerschaft führte. Diese Partnerschaft wurde verstärkt, indem die Verbandsgemeinde Dierdorf und die Stadt Krotoszyn am 6. September 1997 in Krotoszyn und am 27. September 1997 in Dierdorf eine Kommunalpartnerschaft besiegelten. Die Partnerschaften haben zum Ziel, zwischen der Bevölkerung der beteiligten Gemeinden gegenseitiges Verstehen und freundschaftliche Beziehungen zu entwickeln und zu festigen, was die Verantwortlichen bisher als gelungen bezeichnen. Die Verbandsgemeinde Dierdorf wird dabei von dem im Januar 2000 gegründeten Verein Freundeskreis Dierdorf-Krotoszyn mit großem Engagement unterstützt.

Partnerschaft wächst von unten

Zur polnischen Reisegruppe, die bereits am Mittwoch angereist war, gehörten der aktuelle Krotoszyner Bürgermeister Franciszek Marszalek sowie sein Vorgänger Julian Joks. Der hatte 1997 zusammen mit dem ehemaligen Dierdorfer Bürgermeister Bernd Benner die Partnerschaft ins Leben gerufen. Bernd Benner war bei der Geburtstagsfeier nicht dabei. Für ihn sprach der amtierende Dierdorfer Verbandsbürgermeister Horst Rasbach. „Partnerschaft wächst von unten. Das große Haus Europa kann nur bestehen, wenn es auf dem soliden Fundament der direkten Beziehung zwischen Menschen ruht.“ Mit diesen Worten machte Horst Rasbach auf die Bedeutung von Kommunal- und Städtepartnerschaften im Allgemeinen und speziell zwischen Dierdorf und Krotoszyn aufmerksam.

Rasbach: „Man hat es kaum für möglich gehalten, aber zwischen Polen und Deutschland ist eine Freundschaft entstanden. Die europäische Bewegung hat dadurch entscheidende Impulse bekommen. Die Menschen kommen sich näher, lernen Gemeinsamkeiten und Unterschiede kennen, die bereichernd und belebend sein können. Jetzt ist es an der Zeit, dass die junge Generation die Partnerschaft kennen und schätzen lernt.“ Der Bürgermeister appellierte an die Jugend, sie möge das Bewährte im Sinne der Tradition bewahren und im Sinn des Fortschritts weiterentwickeln.

Als Vertreter der rheinland-pfälzischen Landesregierung nahm Landtagspräsident Hendrik Hering an der Jubiläumsfeier in Dierdorf teil. Auch er unterstrich die Bedeutung von Städtepartnerschaften für den Bestand und die Weiterentwicklung der europäischen Idee und das politische System Europa.

Der polnische Bürgermeister Franciszek Marszalek sagte: „Wir kommen gerne nach Dierdorf! Unser Besuch diesmal ist eine Premiere. Wir sind zum ersten Mal mit drei Bürgermeistern gekommen.“ Marszalek meinte damit neben sich selbst und Ex-Bürgermeister Joks seinen aktuellen Stellvertreter im Amt, Ryszard Czuszke. Zur Zeit seines Aufenthaltes in Dierdorf habe im Krotoszyner Stadtrat eine Diskussion und Abstimmung über finanzielle Angelegenheiten stattgefunden, an der er nicht habe teilnehmen können, die aber einstimmig ausgegangen sei. Marzalek würdigte die Leistungen der Dierdorfer Bürger Axel Riedrich, Albert Daase und Hans-Werner Gellner, von denen die beiden Letztgenannten bereits verstorben sind. Die humanitäre Hilfe, die bereits vor der offiziellen Partnerschaft aus Dierdorf gekommen sei, habe den Krotoszyner Bürgern sehr geholfen. Marzalek erinnerte auch an Willi Pries, der den Partnerschaftsvertrag 1997 in Krotoszyn für Dierdorf unterschrieben habe.

Wappen des Kreises

Neuwied für den polnischen

Bürgermeister

Landrat Rainer Kaul fand ebenfalls anerkennende Worte für die engen Beziehungen zwischen Dierdorf und Krotoszyn. Es seien sogar schon Ehen daraus entstanden. Gemeint war damit die Verbindung zwischen Axel Riedrich und Kamila Paterek-Riedrich. Während der Schulzeit seiner Kinder, sagte der Landrat, hätten immer wieder auch Gäste aus Krotoszyn bei ihm zuhause gewohnt. Dass sie sehr musikalisch gewesen waren, daran erinnerte sich Rainer Kaul. Der Landrat schenkte dem polnischen Bürgermeister das Wappen des Kreises Neuwied als Dekoration für das neu renovierte Krotoszyner Rathaus. Für die ganze Delegation hatte Kaul einige Flaschen rheinischen „Spezialwein“ mitgebracht.

Kamila Paterek-Riedrich, die aktuelle Dierdorfer Vorsitzende des Freundeskreises Dierdorf-Krotoszyn beschrieb eine Bronzetafel, die im Rathaus von Krotoszyn hängt. Darauf sei eine Brücke abgebildet. Sie sei ein Symbol für eine stabile Verbindung, gleiche Höhe, Verlässlichkeit und Platz zum Treffen. Ihr gefällt die Idee, dass man als einfacher Bürger Einfluss auf die Geschichte nehmen kann und Partnerschaften mitgestaltet. Freundschaft zu schenken und zu empfangen, bedeute Glück. Freundschaft und Partnerschaft seien die wertvollsten Güter der Menschheit. „Lasst es uns nutzen!“, forderte sie die Gäste der Feier in der Alten Schule auf. Übrigens: Der Freundeskreis Dierdorf - Krotoszyn ist Gewinner des Brücken-Preises 2010 für bürgerschaftliches Engagement in Rheinland-Pfalz.

Verleihung von Ehrenurkunden

Bürgermeister Horst Rasbach verlieh Josef Joksch und Ryszard Czuszke eine Ehrenurkunde der Verbandsgemeinde Dierdorf für deren Verdienste für die Partnerschaft und in ihrer Stadt. Joksch habe viel für die gewerbliche Wirtschaft und die Landwirtschaft in Krotoszyn getan. Im Kreis Neuwied habe er sich Anregungen für die Abfallbeseitigung in seiner Kommune geholt. Czuszke sei Mitbegründer des Freundschaftsvereins in Polen gewesen und habe sich große Verdienste für die Förderung von Bildung und Kultur erworben. Der Austausch zwischen den Schulen sei ihm wichtig gewesen. Bereits vor dem Beitritt Polens zur Europäischen Union 2004 sei Czuszke Leiter eines Projekts für Nicht-EU-Länder gewesen. Von der polnischen Delegation kam neben vielen anderen Dingen ein Geschenk fürs Dierdorfer Rathaus, ein Gemälde des renovierten Rathauses in Krotoszyn. Ein Bläserensemble des Dierdorfer Martin-Butzer-Gymnasiums lockerte die mit vielen Reden gestaltete Jubiläumsfeier musikalisch auf. Anschließend gab es einen kleinen Empfang mit Speisen und Getränken und Gelegenheiten zu privaten Gesprächen.

Gegenseitige Aktivitäten

zwischen den Partnerstädten

Mittlerweile gibt es viele gegenseitige Aktivitäten zwischen den Partnerstädten. Der Dierdorfer Bürger und ehemalige Tierarzt Hubertus Glaremin führte zum Beispiel vom 13. bis 24. Februar 2017 wieder einen zweiwöchigen Deutschkurs in Krotoszyn durch. Er fand in der Stadtbibliothek statt, vormittags für Schüler und nachmittags für erwachsene Krotoszyner Bürger. Gerade fahren Glaremin und Elmar Hartmann aus Dierdorf nach Krotoszyn, um dort am 10-Kilometer-Lauf einer Sportveranstaltung mitzumachen. Etwas später werden Krotoszyner Läufer an einer Veranstaltung in Neuwied teilnehmen. Alle Dierdorfer Schulen haben mittlerweile Partnerschaften in Krotoszyn. In diesem Jahr besuchte eine Gruppe polnischer Schüler die Nelson-Mandela-Realschule in Dierdorf, eine weitere Gruppe werde die Grundschule besuchen und vom Martin-Butzer-Gymnasium wird sich eine Schülergruppe auf den Weg in die polnische Partnerschule machen. Es gebe auch viele polnische Mitbürger, die in Dierdorf lebten und arbeiteten, sagte Kamila Paterek-Riedrich. Sie ist die Vorsitzende des Freundeskreises in Dierdorf. Der Verein hat 70 Mitglieder. Stellvertretender Vorsitzender ist Hubertus Glaremin, Kassenwart Werner Schüler, Schriftführer Gerhard Stein, Beisitzer sind Horst Rasbach (Verbandsbürgermeister), Friedhelm Kurz, Hans Schaeffer, Elmar Hartmann und Dorothea Heer-Wörth.