Franz Gert Hammes widmet der „Prachtmeile“ Bad Breisigs seine neue Ausstellung

Es war einmal am Rheinufer

Es war einmal am Rheinufer

Franz Gert Hammes kennt die Geschichten hinter den Bildern. Foto: HG

Es war einmal am Rheinufer

Überblick Rheinfront: Rheinpromenade (v. l.), Rheinufer und Rheinallee. Foto: Sammlung Franz Gert Hammes

Bad Breisig. Haben sich die frühen Breisiger eigentlich bewusst am Erscheinungsbild ihres Rheinufers erfreut? Oder sahen sie vornehmlich den Nutzen einer Wasserstraße vor der Tür, praktisch um Menschen und Waren zu transportieren und für den Fischfang? Diese Frage kann die neue von Franz Gert Hammes realisierte Ausstellung im Stadt Museum Bad Breisig zwar nicht beantworten. Wohl aber beleuchtet sie die Breisiger Rheinfront und deren Anwohner. Hammes geht aufs frühe Kur- und Badewesen ein, auf Uferschänken, Wohn- und Gästehäuser.

Ganz nebenbei werden die Ausstellungsbesucher mit Hochwasser und Eisgang konfrontiert. Das geschieht bei einer Präsentation, die wesentlich auf Fotos fußt, beinahe automatisch. Denn die heutige Bilderflut gab es um 1900 und in den ersten Folgejahrzehnten noch nicht, aber extreme Naturphänomene forderten die Fotografen zu „sprechenden“ Aufnahmen heraus.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich Niederbreisig. Die bis dahin landwirtschaftlich geprägte Gemeinde empfahl sich als Luftkurort und zog Touristen an. Ein Verschönerungsverein, 1877 ins Leben gerufen, hatte den Ort wach geküsst. Mit seiner neuen Ausstellung „Rheinpromenade – Rheinufer - Rheinallee“ im Stadt Museum Bad Breisig schaut Hammes auf die Entwicklungen entlang des Rheins.

Logieren und flanieren

Grasten am Ufer einst Schafe und führten Fuhrleute die Arbeitspferde, welche die Schiffe rheinaufwärts treidelten, so logierten und flanierten dort neuerdings die Gäste. Das erste Kurhaus ging aus dem idyllischen ufernahen „Haus Rheinau“ hervor, das ursprünglich Freimaurer für ihre Loge erbaut hatten. Auf den Anhöhen errichtete der Verein Hütten für Wanderer, 1893 pflanzte er am Rheinufer Linden und stellte dort 1904 ein Badehaus auf. Der Verkehrsverein von 1908 weihte im Folgejahr die vereinseigene Schiffs-Landebrücke ein. Als 1914 der Geyr-Sprudel erbohrt wurde, tat der Ort den nächsten Sprung: vom Luftkurort zum Badeort.

Im Mittelpunkt von Hammes‘ bebildertem Blick zurück stehen 16 Gebäude der Rheinfront, ihre Bewohner und Berufe in den Jahren 1861, 1899, 1939/40 und 1953/54. Der erste Zeitschnitt 1861 geht auf Volkszählung zurück, die Bürgermeister Esser von Haus zu Haus durchführte. Die nachfolgenden Daten bezog der Aussteller aus Adressbüchern. Mit Start Rheinufer 1, Haus Bender, heute Hotel Rhein-Residenz, führt er bis Nummer 16, dem Alten Zollhaus, Ecke Rheinufer/Eulengasse. 1412 erbaut, ist es heute das älteste Bauwerk in Niederbreisig, nicht zu verwechseln mit dem Alten Zollhof, Rheinufer 4, ehemals im Besitz der alten Fährmann-Familie Schmoll. Nicht nur dieses Haus war eine beliebte Anlaufstelle der Fuhrleute, die über den Leinpfad die Schiffe treidelten. Deshalb hielt der Zollhof Ställe für 24 (!) Pferde vor.

Die Gastronomie aufblühte

Nun kehrten am Ufer die Touristen ein, sodass die Gastronomie aufblühte. Beispiele sind der Gasthof Vater Rhein, Restaurant Goldener Anker, Rheinuferhotel Marianne oder allein am Rheinufer 11 die aufeinander folgenden Lokale Rheinstübchen, dann Bei Huppa, später Kajüte und 1960 bis 1975 die Wirtschaft Haus am Rhein.

Heute kaum mehr vorstellbar, gab es in der Uferschenke gleich nebenan von Wirtin „Mia“ Maria Theimer sogar Bier für Tiere. Schäferhund Hasso, Grauschimmel Pascha und Pony Tini waren Stammkunden. Stammkunden in Niederbreisig, auch das zeigen viele Fotos, waren leider auch immer wieder die Heimsuchungen durch das Hochwasser.

Franz Gert Hammes, „et Schimmelche“ - wegen seiner hellen Haare – bescherte seiner Heimatstadt schon Ausstellungen über die Bachstraße, die Koblenzer, dann die Zehner Straße, die so erfolgreichen internationalen Trachtenfeste sowie im Vorjahr die Biergasse. Er steuert für die Besucher stets vieles aus eigener Erfahrung bei. Aus der Bäckerei Nachtsheim / Hammes stammend, trug er als Kind mit dem Roller Brötchen aus und wunderte sich, warum ein Einfamilienhaus 40 Stück bestellt hatte: „Mitte der 1950er bis in die 1970 boomte der Tourismus. Jedes Haus vermietete Zimmer. Mit dem Geld haben die Leute Autos gekauft, Häuser renoviert, Häuser gekauft. Zu den 40 Brötchen erklärte meine Mutter, in dem Haus seien Wohnzimmer, Schlaf- und Kinderzimmer vermietet und die Bewohner zelteten solange im Garten.“

Von Wirtin Mia Theimer weiß er zu berichten, sie habe früher Kioske auf den Rheinschiffen betrieben. Dank dieser Kontakte erhielt sie vom Schiff Anrufe, dass man etwa mit 400 Gästen in Breisig Halt anlegen wolle. „Mia“ informierte jeweils die Gastroszene, die sich im Turbogang darauf einrichtete. Die von Düsseldorf kommende Betreiberin des 1965 erbauten „Rheinuferhotels Marianne“ wiederum brachte immer viele Düsseldorfer nach Breisig. Für Abwechslung an Breisigs „Schokoladenseite“ sorgten auch die Einheimischen Bodo Peters und Walter Clemens, wenn sie mit Wasserski und gewagten Drachenflügen unterhielten.

Bis 1970 wohnte der heute in Schorndorf lebende Betriebswirt Hammes in Niederbreisig. Seit der Rente engagiert er sich heimatgeschichtlich. Fragt man, ob ihm inzwischen nicht die Themen ausgehen, lässt die Antwort nicht auf sich warten. „Für 2025 sind bereits der Laacher Hof und der Idyllenhof eingeplant“, sagt er.

Die Ausstellung wird am Samstag, 6. April, 14 Uhr, in der Biergasse 3 eröffnet. Zu sehen ist sie an allen Wochenenden im April, Mai und Juni von 14 bis 18 Uhr sowie am Pfingstmontag, 20. Mai.