„Soprankantaten“ im Rahmen von „RheinVokal“

„Falsche Welt, dir trau ich nicht“

„Falsche Welt, dir trau ich nicht“

Beim Konzert kam die ganz spezielleAkustikder St. Laurentius Kirche besonders zum Tragen. Foto: FIX

Ahrweiler. Dass es kürzlich in der St. Laurentius Kirche ein Klassik-Musik Highlight zu sehen und vor allem zu hören gab, wurde schon vor dem Gotteshaus deutlich, wo unter anderem ein Aufzeichnungswagen des Südwestrundfunks Position bezogen hatte. „Soprankantaten“ lautete der Konzerttitel des Abends als Teil der mittelrheinischen Festivalreihe „RheinVokal“, der am 3. November zwischen 13.05 Uhr und 14.28 im SWR2-Mittagskonzert gesendet wird. Mit gut 300 Besuchern war die St. Laurentius Kirche gut gefüllt, vor allem im Bereich des Mittelschiffs, bot sich doch hier die beste Sicht auf die „Bühne“ im Altarbereich.

Dass Festivals oder Konzerte von Umbesetzungen betroffen sind, ist nicht ungewöhnlich. Dass aber für ein einziges Konzert sowohl der Dirigent, als auch die Gesangssolistin absagen, gehört zu den Ausnahmen, doch genau das war kurioserweise bei den „Soprankantaten“ der Fall. Während es bei Dirigent Michael Hofstetter gesundheitliche Gründe waren, die ihn zur Absage zwangen, erhielt die hoch schwangere Sopransolistin Marie-Friederike Schröder von ihrer Ärztin strikte Ruhe verordnet. Auf das Programm hatten diese Personalien glücklicherweise keinen Einfluss und auch die musikalisch-künstlerische Qualität war erstklassig. Dafür sorgten unter anderem Christian Binde und seine „Compagnia di Punto“, die sich bereit erklärten, das Programm auch ohne Dirigenten aufzuführen sowie die famose Sopranistin Daniela Gerstenmeyer, im Jahre 2014 als einzige Sängerin aus Deutschland Preisträgerin des internationalen Wettbewerbs „Concours Reine Elisabeth“, die mit ihrem facettenreichen Gesang restlos zu überzeugen wusste.

Begeisterndes „Soprano Solo“

Musikalisch stand der Abend ganz im Zeichen der Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), von ersterem bildete die Kantate „Falsche Welt, dir trau ich nicht“ den Auftakt. Getragen-schwingende Streicher bildeten ein volltönendes, instrumentales Klanggebilde. Ein harmonisches Streichergemisch, immer wieder sanft ergänzt durch flankierende Horn-Passagen. Mit ihrem „Soprano Solo“ fügte sich Daniele Gerstenmeyer perfekt in das Stück ein. Das galt auch für Basak Ceber (Alto in Ripieno), Jonas Boy (Tenore in Ripieno) und Christopher Meisemann (Basso in Ripieno). Im prachtvollen Schlusschoral kam die ganz spezielle Akustik der St. Laurentius Kirche besonders zum Tragen. Es folgte das „Cellokonzert A-Dur, Wq 172“ von Carl Philipp Emanuel Bach im Jahre 1753 komponiert. Die rhythmisch daherkommenden Streicher wurden vom Solisten mit weiträumigen, gebrochenen Dreiklängen beantwortet. Die zu Beginn etwas düster und melancholisch anmutende Komposition entwickelte sich zu einem lebhaften Dialog zwischen Solist und Orchester. Mit einem rauschenden Allegro assai aus Triolen und punktierten Rhythmen, die zwischendrin mehrfach ins Stocken gerieten, als sich merkwürdig dissonante Klangflächen ins Bild schoben, hatte das Konzert ein rauschendes Finale. Um die Reue des zerknirschten Sünders ging es in Johann Sebastian Bachs 1714 entstandenen „Mein Herze schwimmt im Blut“, von dem besonders die Schlussarie mit Oboe und Streichern das Publikum begeisterte.

Jagdkonzert

Den Schlusspunkt setzte das 1721 geschriebene „Concerto F-Dur“ von Johann Sebastian Bach, das auch als „Jagdkonzert“ bezeichnet werden kann. Dabei dient der Klang der Hörner als musikalische Anspielung auf die Jagdgöttin Diana. Auch im „Allegro“ bliesen die Hörner zur Jagd, quasi eine Musik-gewordene, prachtvolle Jagdgesellschaft, die in die Wälder aufbricht. Zum Abschluss diente ein französisches Menuett mit drei Trios für die drei Klanggruppen: erst ein Menuett in d-Moll für Oboen und Fagott, dann eine ruppige Polonaise für die Streicher und schließlich ein Rigaudon für die beiden Hörner, gestützt von den Oboen. Die perfekte Abrundung eines bemerkenswerten Klassik-Abends, der sich die Standing Ovations des Publikums mehr als verdient hatte.