Musikalische Begeisterung über Generationen hinweg

Fortissimo mit Pauken und Trompeten

Yannik Ferdinand dirigiert das Jugendorchester der Musikalischen Löwen – Große Investitionen in den Nachwuchs

15.01.2018 - 12:18

Nentershausen. „Huah!“ Yannik Ferdinand klatscht in die Hände. „Das liegt jetzt an dem neuen Jahr, oder?! Ihr seid einfach cool, ihr seid einfach gut.“ – „Krass“, tönt es aus den Orchesterreihen.

„Kann man fürs erste Mal so lassen!“ Der ehemalige Schüler des Landesmusikgymnasiums und Leiter des Jugendorchesters der Musikalischen Löwen in Nentershausen ist begeistert. „Das liegt nur an der Presse“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Können Sie jede Woche kommen?“ Ferdinand weiß, wie man motiviert. Die Begeisterung für die Musik ist ihm schon durch frühe Förderung quasi in die Wiege gelegt worden. Wie eigentlich allen, die bis hierhin ins Jugendorchester gekommen sind.


Freundschaftlich, familiär, einfach


„Mir ist wichtig, dass die Leute gerne kommen und Spaß haben“, beschreibt Ferdinand sein Verständnis, ein Orchester richtig anzuleiten. „Ich muss neben der Musik auch noch was Anderes anbieten:

freundschaftlich, familiär, einfach. Dass die Leute sich hier auch wohlfühlen, gerne vielleicht mal außerhalb der Probe einen Ausflug mitmachen.“ Dann seien sie auch bereit sind für Zusatzproben, gerade für Konzerte. So wie für das Jubiläumskonzert zu Pfingsten 2019, für das sie schon heute beginnen zu proben.


Musikbegeisterung fördern – mit Tradition und Zukunft


Begeisterung für Musik wird weitergegeben, auch von Generation zu Generation. Ferdinands Vater ist gebürtiger Nentershäuser, hat 30 Jahre lang mitgemacht, schon im Vorgänger des heutigen Musikvereins, im Spielmannszug, Trommel gespielt.

„Die Jungs spielten Trommel, die Mädchen Flöte“, erinnert sich

Bernd Reifenscheid. Er ist schon seit 1973 dabei und heute der Vorsitzende der Musikalischen Löwen. „Damals waren wir 30 Aktive. Eine gute Gemeinschaft. Es gab damals natürlich auch Zuwachs. Kinder und Jugendliche gingen in die musikalische Ausbildung, sind aber nie lange geblieben“, blickt Reifenscheidt zurück. „Als die Jugendlichen in die Arbeitsverhältnisse gingen, war das Interesse nicht mehr so groß.“ Deshalb gab es Ende der 80er Jahre die Neustrukturierung zum Musikverein. 120.000 DM hat der Verein damals für neue Instrumente ausgegeben. „Wir waren wirtschaftlich gut aufgestellt durch Einnahmen aus Sommerfesten, Veranstaltungen wie Kirmes und

vieles mehr.“ Dadurch wurde die Ausbildung interessanter. „Man hat natürlich auch mehr Aufmerksamkeit. Man kann ganz andere Feste begleiten.“


Investitionen in den Nachwuchs


Die musikalische Früherziehung geschieht bei den Musikalischen Löwen in zwei Abschnitten. Nach zwei Jahren kann die Instrumentalausbildung begonnen werden. „Manchmal sind die Ärmchen noch zu kurz und die Finger noch zu klein“, berichtet Reifenscheid. Deshalb schaffe der Verein sich nach und nach kleiner gebaute Jugendinstrumente an. Gespielt werden können Querflöte, Klarinette, Alt-Saxophon, Tenor-Saxophon, Bass-Saxophon, Waldhorn, Zugposaune, Tenor-Horn, Trompeten, und Flügel-Hörner.

Die Zusammenarbeit mit dem Kreismusikverband und der Kreismusikschule garantiert, dass die Schüler die Instrumente von ausgebildeten Lehrkräften spielen lernen. Nach einem Jahr Einzelunterricht können die Jüngsten ins Kidsorchester einsteigen.


Dem Ruf der Posaune gefolgt


Yannic Ferdinand hat im Heimatverein seines Vaters mit der Posaune ausgeholfen. „Irgendwann bin ich dann fest hier gelandet.“ Sein erstes Instrument war das Tenor-Horn. Das hat er in Helferskirchen im Musikverein gelernt, seinem Heimat-Musikverein, weil er in Moschheim wohnt. Erinnern kann er sich noch an einen Schnuppertag, an dem er Instrumente ausprobieren konnte. „Die musikalische Früherziehung hat schon Spaß gemacht. Ich hatte auch einen guten Lehrer“, begründet Ferdinand seine Begeisterung. Aber das A und O sei das Üben. „Beim Fußball trifft jeder irgendwann mal das Tor. Beim Blasinstrument muss man halt schon Zeit investieren.“


Die Schule wird gewechselt, der Musikverein bleibt


Tendenziell werde die Nachwuchsgewinnung seit Jahren immer schwieriger. „Das Angebot ist einfach riesig. Die Kinder sind auch nicht mehr zusammen auf einer Schule. Der eine geht nach Limburg, der andere nach Montabaur. So verliert sich früh eine Gruppierung, und dann muss man irgendwie versuchen, neue Freundeskreise, neue Gruppierungen in dem Verein aufzubauen.“

Zum Zusammenhalt tragen auch die Ausflüge bei. „Das Highlight der letzten Jahre war Calella in Spanien auf dem Oktoberfest. Da waren wir schon dreimal. Auch ganz viel bei Kirmes, Frühschoppen und sonstige Dorffesten“, fasst Ferdinand die Vereinsaktivitäten zusammen. Um die 300 Mitglieder haben die Löwen, davon spielen 42 im Erwachsenenorchester, 23 im Jugendorchester und 16 im Kidsorchester.


Allen geht um eines: Die Musik


„Gerade im Takt 19 kannst du dir fünf f (= fortissimo, sehr laut) notieren. Denn das ist eine Rock-Ballade, und kein Kuschelrock“, motiviert Ferdinand im Laufe der ersten Probe des neuen Jahres weiter. Unter anderem steht bei dem geplanten Konzert Musik aus dem Film Armageddon von Airosmith auf dem Programm. „Kennt ihr den Film? Schaut euch mal den Text an. Der ist hochdramatisch. So muss auch eure Begleitung sein… Ich muss fast kreischen. Und auf!“

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