Ausstellung im Café Auszeit

„Frauen der Reformation“

Neuwied. Es gibt ein Bild von Lucas Cranach dem Jüngeren, auf dem Martin Luther umringt von seinen Mitarbeitern zu sehen ist. Alle sind Männer. Doch ausgerechnet die wohl wichtigste Mitarbeiterin Luthers, seine Ehefrau Katharina von Bora, ist nicht abgebildet. Von einem Filter der Geschichte spricht Irene Diller von der evangelischen Kirche im Rheinland. „Bei den Mächtigen wurde vor allem überliefert, was Männer gemacht haben“. Zum 500. Reformationsjubiläum ist nun eine Wanderausstellung entstanden, die ab der Kommenden Woche nun auch im Gemeindehaus an der Marktkirche zu sehen ist. Sie zeigt 13 Porträts von Herrscherinnen, Dichterinnen und Theologinnen der Reformation. Ohne seine Ehefrau und engste Vertraute Katharina von Bora, einer adligen Nonne, hätte Luther zum Beispiel sein offenes Haus nicht unterhalten können. Katharina war vielseitig begabt: Sie zog sechs eigene Kinder auf, besaß ein Landgut, managte Garten, Viehhaltung, Brauerei und sicherte den Lebensunterhalt mit Untervermietungen an Studenten. Auch brachte sie eigene theologische Beiträge zur Reformation ein. Katharina von Bora ist vielen noch ein Begriff. Katharina Schütz Zell, die bürgerliche Kirchenmutter Straßburgs wurde öffentlich angegriffen, weil sie den evangelischen Prediger Matthias Zell geheiratet hatte. Katharina verteidigte in ihrer ersten theologischen Veröffentlichung die Ehe für Priester und griff die klerikale Hierarchie an. Diese und viele andere Porträts von Frauen der Reformation werden in der Wanderausstellung vorgestellt. Sie zeigen, welchen Anteil Frauen an der Verbreitung von Luthers Thesen hatten. Dass ihre Briefe und Schriften erhalten sind, ist nicht selbstverständlich, denn Frauen lernten im 16. Jahrhundert viel seltener schreiben und lesen als Männer. „Und dann durften sie in vielen Regionen ihre Schriften nicht veröffentlichen, sagt Irene Diller. „Manche haben ihre Schriften dann unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht“. Die Wanderausstellung „Frauen der Reformation“ wird vom 6. bis 21. Juni im Gemeindehaus zu sehen sein, jeweils montags bis freitags von 14:30 bis 17:30 Uhr. Zur Eröffnung der Ausstellung wird es einen Einführungsvortrag der Gender-Beauftragen der Evangelischen Kirche im Rheinland, Irene Diller, am Freitag, 9. Juni um 17 Uhr geben.