Ehemaliger Politiker und Bestsellerautor gastierte in der Ehemaligen Synagoge

Geißlers persönlicher Blick auf Martin Luther

Der frühere Bundesminister erhofft sich von der Kirche weitere Reformen

Geißlers persönlicher Blick
auf Martin Luther

Heiner Geißler las aus seinem Buch „Was müsste Luther heute sagen?“ Foto: Fix

21.03.2017 - 08:54

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Im wahrsten Sinne des Wortes bis auf den letzten Platz gefüllt war kürzlich die ehemalige Synagoge in Ahrweiler, als dort im Rahmen der 2. Ahrweiler Freiheitswochen der ehemalige Bundesminister und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler aus seinem Buch „Was müsste Luther heute sagen?“ las. Eben jenes, schon 2015 erschienene Buch, erhält durch das diesjährige, 500. Jubiläumsjahr der Reformation zusätzliche Aktualität. Beim Auftritt in Ahrweiler musste Geißler sein 288-Seiten Werk nicht einmal aufschlagen – er „erzählte“, wie es sich im Rheinland gehört, „us dr Lameng“. Dem Thema Reformation näherte er sich auf ganz persönliche Weise, berichtete unter anderem von seiner Großmutter, die noch der Meinung war, dass der berühmt-berüchtigte Ablasshandel der Kirche immer noch Bestand habe. Überhaupt waren es die immer wieder vorkommenden Blicke auf das Leben und die Erlebnisse des Heiner Geißler, die dem Abend in der Synagoge ein ganz spezielles Gepräge gaben. Natürlich blieb Geißler auch beim Thema, spannte den Bogen von den Ideen und Ereignissen der Reformation zu den Fragen und Herausforderungen der heutigen Zeit. Da ging es um die immer noch häufig stattfindende Benachteiligung von Frauen oder um Krieg. Das machte Eindruck auf die gut 150 Zuhörer, denn der 87-jährige, der als junger Mann vier Jahre lang in einem Jesuitenorden lebte, wirkte bei seinen Ausführungen absolut authentisch.


Kritischer Blick auf die Kirche


Auch auf die Institution Kirche warf Geißler einen kritischen Blick und kam zu der Überzeugung, dass diese sich noch mehr einbringen und engagieren könnten, vor allem im Bereich der wichtigen, gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. Dies verband er mit der Hoffnung, dass der aktuelle Papst Franziskus sich weiterhin für Reformen und Modernisierung stark mache und diese forciere, auch in Sachen Zölibat und Sexualmoral. „Das Erzübel der Kirche ist die Kurie“, sagte Geißler mit einem Luther-Zitat in diesem Zusammenhang. Heiner Geißler, nach seiner Politkarriere unter anderem als Schlichter und Bestsellerautor aktiv, ging hier- und da auch auf seine politische Erlebnisse ein, was bei den Zuhörern auf großes Interesse stieß. Kein Wunder, hat doch der heute in der Pfalz lebende, aus Oberndorf am Neckar stammende Ex-Politiker fast 40 Jahre lang aktiv auf der politischen Bühne gewirkt und dabei oftmals polarisiert. So war es dann für viel auch so etwas wie eine kleine Zeitreise in die Jahre der auch von Geißler geprägten „Bonner Republik“. Sogar einige ehemalige Angestellte aus Geißlers Bundestagsjahren hatten den Weg nach Ahrweiler gefunden und überraschten ihren ehemaligen Chef mit einem spontanen Wiedersehen.

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