Würdevolles Gedenken am Volkstrauertag in Selters

Gemeinsam für eine Welt ohne Krieg

Gemeinsam für eine Welt ohne Krieg

Schüler der IGS Selters tragen das Gedicht „Friedhof der Schwerter“ vor. -WR-

Gemeinsam für eine Welt ohne Krieg

Am Gefallenendenkmal mahnt Bürgermeister Jung, die Kriegsverbrechen gegen die Menschen nicht zu vergessen und stets nach Frieden zu streben.

Gemeinsam für eine Welt ohne Krieg

Selters. Die Stadt Selters hatte auch 2017 die Bevölkerung zu einer Gedenkfeier aus Anlass des Volkstrauertages in die Friedhofshalle auf dem Friedhof zu Selters eingeladen. Was bedeutet der Volkstrauertag? Dieser Tag soll an die Schrecken der Kriege erinnern und dient nicht deren Glorifizierung. Es ist ein sogenannter „stiller“ Feiertag, an dem der Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft und -bereitschaft gedacht werden soll.

Viele Bürger folgten der Einladung und gaben dem Festakt einen würdigen Rahmen, unter anderem waren Ehrenformationen des DRK Selters, der Freiwilligen Feuerwehr Selters und der Schützengesellschaft Selters erschienen. In der einfach geschmückten Friedhofshalle wurde die Gedenkfeier zwischen den einzelnen Redebeiträgen von dem Organisten Klaus Schnug aus Selters und der Bläsergruppe der IGS Selters begleitet. Die Bläsergruppe der IGS Selters wird von Anne Opper, der Fachbereichsleiterin für Musik und Orchester an der IGS geleitet und dirigiert.

Nicht selbstverständlich: In Frieden in der Heimat leben können

Klaus Schnug eröffnete auf seinem Keyboard mit dem „Ave verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart die Gedenkfeier. Anschließend begrüßte Stadtbürgermeister Rolf Jung die Besucher und erläuterte ihnen seine Gedanken zu diesem besonderen Tag. In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Rolf Jung das Wort „Anstand“, und untermauerte dieses Wort durch literarische Zitate, unter anderem durch Worte von Albert Camus. Nach einem weiteren Stück, gespielt wieder von Klaus Schnug, fand Pfarrer Christian Elias die richtigen Worte zur aktuellen Lage. Der Volkstrauertag dürfe nicht von bestimmten Menschen und Parteien dazu benutzt werden, unsere freiheitliche Ordnung in Frage zu stellen. Eigentlich müsste die Jugend heute eine Party feiern, denn sie haben nie Kriege erlebt, sie sollten zu schätzen wissen, welche Bedeutung eine kriegslose Zeit von 72 Jahren in Europa bedeutet. Zudem könne man damit zufrieden sein, dass die Bundeswehr als Friedensarmee weltweit im Einsatz sei, und keine Eroberungskriege führen würde. Nach Pfarrer Elias spielte erstmals die Bläsergruppe der IGS Selters das Stück „Wie so sanft sie ruhen.“

Im Anschluss befasste sich Diakon Dieter Wittemann ebenfalls mit den Schrecken des Krieges und forderte, dass das Erinnern an die Gräueltaten und Schrecken der Kriege nicht in Vergessenheit geraten dürften, auch wenn einige bereits das Gedenken an die Opfer für überflüssig hielten. Klaus Schnug spielte sodann das Stück „Verleih‘ uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Sehr eindringlich und unter die Haut gehend war der Vortrag der drei Schüler der IGS, die das Gedicht „Friedhof der Schwerter“ in Versen und Reimen beeindruckend darstellten. Dass auch ein Stück aus der Rock- und Pop-Szene an einem Volkstrauertag seine Berechtigung hat, bewies Klaus Schnug, als er den melancholischen Welthit „Tears in Heaven“ von Eric Clapton gekonnt interpretierte. Auch dieser Song befasst sich mit dem Thema Trauer, weil Eric Clapton darin seinen Schmerz und seine Trauer über den Tod seines vierjährigen Sohnes verarbeitete, der 1991 aus dem 53. Stock eines New Yorker Hochhauses stürzte.

Erinnern schützt vor

Wiederholung der Fehler

Walter Frohneberg, der Vorsitzende des Kreisverbandes des VdK, begann seine mahnenden Worte mit einem Zitat, welches länger im Gedächtnis hängen bleibt: „Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen; und es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“ Eindringlich beschwor Walter Frohneberg die Hoffnung, dass die Menschen von weiteren Kriegen verschont bleiben, obwohl die Gefahr an allen Ecken der Welt lauert, weil machthungrige Despoten und Kriegsherrscher ihr Unwesen treiben. Walter Frohneberg ging auch auf das Schicksal mehrerer Selterser Bürger ein, die er auch namentlich erwähnte, die in den Kriegen entweder als zivile Opfer, oder als Soldaten den Tod gefunden hatten. Als Beweis für die Schrecken des Krieges zeigt Herr Frohneberg einen Stahlsplitter aus einer Bombe, die das Haus der Familie Stadt in der Hintergasse in Selters getroffen hatte. Durch die Bombe wurden in dem Haus mehrere Menschen getötet. Zum Ende der Gedenkfeier in der Friedhofshalle erhoben sich alle Besucher, als die Bläsergruppe der IGS die deutsche Nationalhymne intonierte, die mehrheitlich von den Besuchern mitgesungen wurde.

Zur Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal begaben sich alle Besucher der Gedenkfeier nach draußen und versammelten sich um das Gefallenendenkmal. Stadtbürgermeister Rolf Jung hielt nochmals eine kurze Ansprache, danach wurden die Kränze und Blumen niedergelegt. Zu dieser Zeremonie spielte die Bläsergruppe der IGS Selters das alte Soldatenlied „Ich hatt‘ einen Kameraden, einen bessern find’st du nicht“.

Damit war eine würdevolle, dem Anlass passende Veranstaltung beendet und die Stadt Selters hat erneut bewiesen, dass das Schicksal der Verstorbenen nicht in Vergessenheit gerät.