Gesprächskreis Ahrwein mit Sonderausgabe bei den zweiten Ahrweiler Freiheitswochen

Goethe, der Wein und die Kunst

Goethe, der Wein und die Kunst

V.l. Eva-Maria Kreuter, Angelika Castelli, Hans Castelli, Gerhard Kreuter, Paul Gieler, Ghazel Wahisi, Irmgard Gieler. privat

Ahrweiler. Im vollbesetzten AhrWeinForum und zuvor im beeindruckenden historischen Weinkeller des Ahrweiler Winzervereins erlebten 40 Teilnehmer im Rahmen der zweiten Ahrweiler Freiheitswochen nach eigenen Aussagen „einen wunderbaren Abend“ bei der Sonderausgabe des Gesprächskreises Ahrwein. Nach Begrüßung durch die drei Initiatoren, Dr. med.

Gerhard Kreuter, Paul Gieler sowie Angelika Castelli, und einem Grußwort der Zweiten Vorsitzenden des Fördervereins der Freiheiter, Ghazel Wahisi, führte Paul Gieler bei einem Glas Sekt in die Geschichte des Weinbaus an der Ahr ein. Die bittere Not, hervorgerufen durch die traditionelle Erbteilung, durch hohe Steuern und Zölle, schlechte Jahrgänge infolge der „kleinen Eiszeit“ und die Monopolstellung weniger Weinhändler brachten im 19. Jahrhundert die Winzer an den Bettelstab. Im festen Glauben, mit Kraft und eisernem Willen, die Verhältnisse zu ändern, rafften sich die Winzer auf, nutzten die Möglichkeiten des von Hermann Delitzsch (1808–1883) auf den Weg gebrachten Genossenschaftsgesetzes und gründeten 1868 die erste Winzergenossenschaft weltweit - nämlich den Mayschosser Winzerverein. Damals war den Winzern noch nicht bewusst, dass genossenschaftliche Zusammenschlüsse eine der besten Wirtschaftsformen bis heute darstellen sollten. „Ein Novum für die Winzer, hier ganz vorne zu stehen und ein Glück, dies erkannt zu haben“, so Gieler. Anschließend stellte die bekannte Künstlerin Angelika Castelli, Mitglied der ARE Künstlergilde, ein eigens für diese Freiheiter-Veranstaltung gemaltes, eindrucksvolles Gemälde von Goethe in einer Bildbetrachtung vor: „Wie purpurne Perlen aus einer verborgenen Schatztruhe quellen schimmernde Weintrauben von allen Seiten hervor und fluten das Bild, umrahmen den wach und neugierig blickenden Goethe, den begeisterten Dichter mit sorgfältig gebundenem Zopf. Als kennzeichnendes Attribut liegt der Dichterhut, symbolhaft verziert mit roter Feder, an seiner linken Seite und scheint ihm die Richtung zu weisen. Klassischen Idealen verpflichtet, erschließt ihm der Wein, den er schätzt und genießt, phantasievolle Welten“, so die Künstlerin. Und weiter: „Die literarische Dimension des Gemäldes erfasst die Szene in Auerbachs Keller in Miniatur, die „ kleine Welt“ auf der Bühne in farbiger Fröhlichkeit. Aus dunklem Gewölbekeller, umgeben von kostbaren Reben, hört man im ausgelassenen Kreis: „Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!“. In einer Metamorphose wandelt sich hier der Wein in Phantasmaorgie und gewährt somit vermeintliche Freiheit.“ Das Bild möchte in erzählender Form die beflügelnde Wirkung des Weines ebenso wie die kreative Unruhe des berühmten Dichters anschaulich machen. Im weiteren Verlauf berichtete Dr. Gerhard Kreuter in ebenso informativer wie humorvoller Form über den Dichter und dessen Beziehung zum Wein. Der Dichterfürst, der zu den größten und universellsten Persönlichkeiten zählt, die Deutschland jemals hervorgebracht hat, war zugleich Staatsmann, Theaterdirektor, Naturforscher, Kunstkenner und großzügiger Gastgeber. Er war zudem ein großer Genießer und Kenner des Weines, der sich auch gut auskannte in Fragen des Weinbaus, sodass er als echter Weinexperte seiner Zeit gelten kann. Auf weitere interessante Aspekte aus Goethes Leben und auf seine große Liebe zu bestimmten Weinen ging Kreuter in seinem Vortrag kurzweilig, informativ und humorvoll ein. Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt/Main geboren, das damals eine Metropole in Weinanbau und -handel war. Beide Elternfamilien besaßen Weinberge und handelten auch mit Wein. Goethe wurde von Kindesbeinen an mit dem Produkt Wein in allen Facetten vertraut gemacht, weshalb der Wein auch in vielen Werken verewigt wurde.

Kreuter zitierte aus Goethes „Wein und Gesundheit“ und trug einige wunderbare Beispiele aus Goethes Werken über den Wein vor. Er schloss mit der „Weinpredigt“ anlässlich des St. Rochus Festes zu Bingen am 16. August 1814. Paul Gieler beendete den Abend mit eindrucksvollen Bildern und Informationen über „Das Ahrtal und sein Wein“. Dabei verkosteten die Teilnehmer fünf erlesene Weine aus vier Jahrgängen des Ahrweiler Winzervereins. „In Gottes freier Natur und im heiteren Spiel von Fauna und Flora finden Winzer und Wanderer den Lebensraum der Rebe, der sich unter dem Begriff des Terroirs zusammenfassen lässt. Die Kulturlandschaft, das Landschaftsbild und die Landschaftsgabe sind eine Einheit, die uns die Erde in Freiheit schenkt.“ Mit diesen Worten schloss Gieler den Abend, den die Teilnehmer voller Lob als einzigartig beurteilten.