Volkstrauertag in der Verbandsgemeinde Bad Hönningen

„Gräber der Soldaten sind diegroßen Mahner und Prediger des Friedens“

„Gräber der Soldaten sind die
großen Mahner und Prediger des Friedens“

Auf dem Bad Hönninger Friedhof versammelten sich auch in diesem Jahr wieder neben den Bürgerinnen und Bürgern zahlreiche Vereinsvertreter. STUKO

„Gräber der Soldaten sind die
großen Mahner und Prediger des Friedens“

In Leutesdorf wurden bereits am Vorabend Kränze am Denkmal auf dem Friedhof niedergelegt.

„Gräber der Soldaten sind die
großen Mahner und Prediger des Friedens“

Heinz-Günter Heck hielt das Gedenken in Ariendorf ab.

„Gräber der Soldaten sind die
großen Mahner und Prediger des Friedens“

Den Abschluss der Gedenk- und Mahnstunden in der Verbandsgemeinde beging man traditionell am und im 29er Ehrenmal auf der Rheinbrohler Ley.

VG Bad Hönningen. An vier Orten gedachte man am Volkstrauertag den Opfern von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft. In Leutesdorf bereits am Samstagabend und in Ariendorf, Bad Hönningen und Rheinbrohl am Sonntag, kamen Bürgerinnen und Bürger, Musikvereine, Chöre, Fahnenabordnungen und viele mehr zusammen.

„Seit den 1920er Jahren hat das Gedenken an die Opfer des ersten Weltkrieges in ganz Europa in Denkmalen und Soldatenfriedhöfen seinen materiellen Ausdruck gefunden. Als der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1919 – kaum ein Jahr nach dem ersten großen Krieg mit seinen Millionen Toten – vorschlug, einen Volkstrauertag einzuführen, ging es vor allem darum, die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten, deren Grabstätten sich oft weit entfernt von ihren Heimatorten befanden, zu betrauern und ihrer zu gedenken. Damals verband man mit der Einführung dieses Tages die Erwartung, dass „eine einheitliche Erinnerung an das Leid des Krieges die Deutschen über die Schranken der Partei, der Religion und der sozialen Stellung hinweg in gemeinsamer Trauer zusammenführen könnte. Seit den 1950 er Jahren ist dieser Volkstrauertag dem Gedenken an die Kriegstoten und an die Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen gewidmet“, erklärte Ortsbürgermeister Volker Berg in Leutesdorf, welcher zusammen mit der Reservistenkameradschaft und dem VdK Kränze niederlegte.

„Gedenken und Aufarbeitung sind keine Gegensätze“

„Alle Trauer über die menschlichen Verluste, aller Respekt vor dem Sterben und Leiden entbindet uns nicht von der Verantwortung, Fragen nach Verstrickung und Schuld zu stellen. Gedenken und Aufarbeitung sind keine Gegensätze, sondern gehören zusammen: auch um diejenigen würdigen zu können, die als Unschuldige willkürlich verfolgt wurden oder ihren Einsatz gegen Gewalt, Diktatur und totalitäre Herrschaft – sei es Nationalsozialismus oder Kommunismus – und für demokratische Rechte und Freiheit mit ihrer Freiheit und dem Leben bezahlt haben. Nur wenn wir uns auch der Aufarbeitung stellen, können wir das Gedenken vor Vereinnahmungen schützen, die aus Opfern Täter und aus Tätern Opfer machen wollen und Fragen nach der Verantwortung und Schuld nicht zulassen“, so Berg in seiner Rede. Das Totengedenken hielt Werner Heinz und für die musikalische Umrahmung sorgte hier der Musikverein Blau-Weiß.

„Viel Leid in der Bevölkerung auf allen Kontinenten“

Am Sonntagmorgen begann in Ariendorf die Reihe der Gedenkstunden. Am Ariendorfer Denkmal hielt Heinz-Günter Heck vom Bürgerverein eine kurze Ansprache: „Leider finden immer wieder Kriege auf allen Kontinenten statt, die viel Leid über die Bevölkerung der jeweiligen Region bringen. Besonders im Irak, in Syrien, im Jemen, oder im Kongo und sonst wo noch in der Welt, sind immer wieder weiter Kriege, die zum Teil auch gegen die eigene Bevölkerung geführt werden. Wir denken auch an die vielen Flüchtlinge, die vor Kriegen fliehen und oft auf tragische Weise ihr Leben verlieren. Wir denken an die vielen Flüchtlinge vom Volksstamm der Rohingya, die in Myanmar/Birma vom Militär vertrieben werden und in das Nachbarland Bangladesch flüchten müssen. Aber auch dort sind sie nicht willkommen“, ging Heck über das Gedenken an die gefallenen Kriegsopfer des Stadtteils hinaus und richtete seinen Blick auf die Gegenwart.

„Im Namen der Humanität“

In Bad Hönningen sprach Stadtbürgermeister Guido Job in einer Gedenkfeier mit dem Kirchenchor und dem Musikverein sowie zahlreichen Vereinsabordnungen wie dem Deutschen Roten Kreuz, den Junggesellen, den Schützen und der Freiwilligen Feuerwehr: „Die Verbrechen des Nationalsozialismus stammen aus der Vorstellung, dass auch unter Menschen nur das Recht des Stärkeren gilt und nur der Stärkere das Recht haben soll über das Lebensrecht der anderen zu entscheiden. Über Wert oder über Unwert ihres Lebens. Darum stehen wir heute hier und erinnern an dieses barbarische Unrecht und die Verletzung aller zivilisatorischer Regeln: Damit so etwas nie, nie wieder geschieht. Wir erinnern daran, im Namen der Humanität, im Namen der Gleichheit und der Würde, die unterschiedslos allem zukommt, was Mensch ist… . Die Gräber der Soldaten sind, wie Albert Schweitzer es einmal sagte, „die großen Mahner und Prediger des Friedens und Lernorte der Menschlichkeit.“ Lernorte! Wenn sie das sind, dann gehört im Bezug auf die Opfer von Krieg und Vertreibung in der heutigen Zeit auch die bittere Erkenntnis, dass auch wir heute Flüchtlingselend mitproduzieren, indem wir Waffen in Krisengebiete liefern. Weltweit geben wir heute 1,7 Billionen US-Dollar jährlich für Rüstung aus. Um bis 2030 die extreme Armut in der Welt zu beseitigen bräuchten wir gerade einmal zehn Prozent davon… . Wir können durch die Erinnerung unsere Achtung vor den Toten zum Ausdruck bringen und den Lebenden aufzeigen, wohin es führen kann, wenn große Teile eines Volkes gegenüber sichtbaren Fehlentwicklungen gleichgültig bleiben, oder sie gar willkürlich einem totalitären Regime und ideologischen Fanatikern und Hasspredigern folgen. Wir erinnern uns an das Vergangene, um den Blick für die Gegenwart und die Zukunft zu schärfen. Unsere Geschichte ist ein gewaltiges Frühwarnsystem aber wir müssen lernen es noch besser zu nutzen.“ Zusammen mit dem Stadtbürgermeister legte auch der VdK-Vorsitzender Hans-Werner Kaiser einen Kranz nieder.

Den Abschluss bildete auch in diesem Jahr wieder die überregionale Mahn- und Gedenkstunde rund um das 29er Ehrenmal auf der Rheinbrohler Ley.