Neues Gesicht für den Obsthof Wiesel in Arzdorf

Historische Fachwerkscheue an neuem Standort originalgetreu wiederaufgebaut

Historische Fachwerkscheue an neuem Standort originalgetreu wiederaufgebaut

Auf dem Obsthof Wiesel in Arzdorf wird die historische Fachwerkscheune aus Niederbachem wieder aufgebaut. Darüber freuen sich Architekt Heinz Hartmann, Initiator Dr. Walter Töpner und Zimmermann Peter Dietenhofer sowie Praktikant Thore Wahl. Jost

Arzdorf. Die historische Fachwerkscheune des aufgegebenen Zettelmeyer-Hofes in Niederbachem hat einen neuen Standort gefunden. Derzeit wird sie Stein für Stein, Schindel für Schindel und Balken für Balken in Arzdorf originalgetreu wiederaufgebaut. Sie bildet künftig das Entrée des Obsthofs von Franz Wiesel gleich am Ortseingang und soll ein Schmuckstück nicht nur für Arzdorf, sondern für die ganze Gemeinde Wachtberg werden. Dabei waren die Tage der alten Scheune, die schon einmal einen Umzug hinter sich gebracht hat, eigentlich gezählt.

Das genaue Baujahr der Fachwerkscheune kennt man zwar nicht, doch Ruhestands-Architekt Heinz Hartmann, der den Umzug der Scheune fachlich überwacht, taxiert sie auf Anfang des 18. Jahrhunderts. Sie musste weichen, weil auf ihrem ehemaligen Grundstück ein Neubau mit zehn seniorenfreundlichen Wohnungen entstehen soll. Das rief den Heimatverein Niederbachem in Person des zweiten Vorsitzenden Dr. Walter Töpner auf den Plan. Der war der Ansicht, dass diese Scheune durchaus erhaltenswert sei, wenn sie auch nicht auf der offiziellen Liste der Baudenkmäler auftaucht. „Sie stellt ein Stück Niederbachemer Historie dar, zumal sie wohl ursprünglich auf dem ehemaligen Gereonshof gestanden hat, aber bereits einmal versetzt wurde, als der abgerissen worden ist.“

Trotz des Alters in einem

baulich hervorragenden Zustand

Weil die Scheune vor nicht allzu langer Zeit eine neue Dacheindeckung erhalten hatte, war sie insgesamt trotz ihres Alters in einem baulich hervorragenden Zustand. So stand einem neuerlichen Umzug aus technischer Sicht nichts entgegen, es musste nur noch ein neuer Standort gefunden werden. Da kam Obstbauer Franz Wiesel aus Arzdorf ins Spiel, dessen Familie Architekt Hartmann seit Langem kennt. Vor allem die historisch interessierte Tochter war von dem Projekt begeistert, und so fiel der Entschluss leicht, die historische Scheune als neues „Gesicht“ des Hofes in dessen Eingangsbereich aufzubauen.

Mit einem auf den neuen Standort zugeschnittenen, sinnvollen Konzept soll die Scheune künftig auch tatsächlich wieder genutzt werden, möglicherweise als Hofladen für die Produkte des Wiesel-Hofes. Deshalb erklärte sich der Landwirt auch bereit, sämtliche Kosten für Abriss und Neuaufbau der Scheune zu übernehmen.

„Alles in allem kostet ihn das sicherlich mehr, als wenn er einfach eine neue Scheune aufgebaut hätten“, ist Hartmann überzeugt. Aber eine historische Fachwerkscheune sehe natürlich um einiges eindrucksvoller aus.

Balken für Balken

und Holznagel für Holznagel

Mittlerweile ist Zimmermann Peter Dietenhofer von der Schreinerei Gies aus Dernau (Kreis Ahrweiler), der schon für den geordneten Abbau der Scheune in Niederbachem verantwortlich zeichnete, dabei, das alte Schmuckstück wieder Balken für Balken und Holznagel für Holznagel neu aufzubauen. Unterstützt wird er dabei von Praktikant Thore Wahl. „Alles in allem müssen wir 200 Einzelteile und 400 Holznägel wieder an ihren richtigen Platz verzapfen“, erklärt Dietenhofer. Die Eichenbalken der Fachwerkscheune seien für ihr Alter erstaunlich gut erhalten und aufgrund der bereits einmal erfolgten Versetzung erfreulicherweise durchnummeriert, so dass man sie in der richtigen Reihenfolge problemlos ab- und wiederaufbauen konnte.

Die zweigeschossige Scheune mit Zwischendecken ist etwa 70 Quadratmeter groß und hat verschiedene Sockelhöhen, weshalb am neuen Standort auch unterschiedlich hohe Fundamente gemauert werden mussten. Die alten Feldbrandsteine der Gefachung werden allerdings nicht wiederverwendet, an ihrer Stelle kommen moderne Dämmplatten zum Einsatz, „zur energetischen Optimierung und weil es auch besser aussieht“, so Hartmann. Die Platten werden weiß gestrichen und bilden dann einen schönen Kontrast zu den Eichenbalken, die noch mit einem dunklen Schutzanstrich versehen werden.

Sonst wäre sie

jetzt schon zu Kleinholz zerhackt

In fünf Wochen soll der Bau abgeschlossen sein, so hoffen Hartmann und Dietenhofer. Als besonderes Highlight wird die Scheune dann ein altes Holztor schmücken, das ursprünglich in einem Nebengebäude angebracht war und eigentlich im Freilichtmuseum Kommern aufgebaut werden sollte. Mit seinem dunkelgrünen Anstrich und der weißen Säule in seiner Mitte werde das Holztor sicherlich ein Hingucker sein, ist Töpner überzeugt. Er freut sich sichtlich über die gelungene Rettungsaktion, „denn sonst wäre die Scheune jetzt schon zu Kleinholz zerhackt.“