Von rücksichtslosen Hundehaltern und Hunden, die glücklicher sein könnten

Hundekot ist ein Dauerbrenner immenschlich-tierischen Miteinander

Hundekot ist ein Dauerbrenner im
menschlich-tierischen Miteinander

Ein Ärgernis: Hundekot mitten auf dem Gehsteig. Fotos: SOT

Region. Das Hundekot-Problem ist inzwischen ein echter Dauerbrenner im menschlich - tierischen Miteinander. Während in kleineren Ortschaften oft schon wegen einzelner „Häufchen“ am falschen Platz beim Bürgermeister gepetzt wird, kämpfen Städte oft schon mit einer flächendeckenden Verunreinigung. Gerade städtische Mitarbeiter, die für die Pflege der Grünanlagen zuständig sind, wissen ein leidvolles Lied davon zu singen. Zwar besteht die Möglichkeit, Hundebesitzer mit empfindlichen Bußgeldern zu belegen, „doch konkrete Anzeigen gehen praktisch nie ein, weil die Bürger meist nicht als Zeugen auftreten möchten“, weiß Jan Leins von der Stadtverwaltung Bendorf . Beschwerden würden in der Regel pauschal vorgetragen, „nach dem Motto: In der Straße „X“ liegt ständig Hundekot“. Deswegen würden fast keine Verstöße geahndet, es sei denn, man erwische jemanden „auf frischer Tat“. Nach der Gefahrenabwehrverordnung seien bis zu 5000 Euro Bußgeld möglich, bei erstmaligem Verstoß kämen Hundebesitzer meist noch mit glimpflichen 50 bis 100 Euro davon. An sich ein Argument, doch es scheitert in der Regel eben am Zeugen. In Bendorf ist man auch von Tütenspendern nicht sehr überzeugt. Die würden von Hundehaltern häufig auf Vorrat mitgenommen und fänden ihre Verwendung ganz offensichtlich nicht an den Orten, für die sie vorgesehen seien, so Leins.

Problematisch ist die Lage auch in Vallendar: „Fast alle öffentlichen Anlagen und Pflanzbeete sind betroffen, insbesondere der Bereich entlang der L 308“, weiß Verbandsgemeindebürgermeister Fred Pretz zu berichten, „Hundehalter sollten bedenken, dass das Mähen der Wiesen durch die städtischen Mitarbeiter teilweise unzumutbar ist.“ Man habe alleine in der Stadt Vallendar zwölf Tütenspender aufgestellt, was auch seine Wirkung gezeigt habe. Doch obwohl immer in unmittelbarer Nähe Mülleimer vorhanden seien, würden viele der vollen Tüten in die Anlagen geworfen, bedauert Pretz und kündigt Konsequenzen an: „In Zukunft wird unser Außendienst verstärkt kontrollieren und verwarnen.“

In Andernach das gleiche Lied. Jedoch wurden hier im vergangenen Jahr mehrere Hundebesitzer erwischt und kostenpflichtig verwarnt, als sie die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner liegen lassen und verschwinden wollten. Insgesamt sei hier durch verstärkte Kontrollen des Ordnungsamtes eine deutliche Besserung der Situation eingetreten und auch die Kotbeutel-Spender zeigten positive Wirkung, berichtet Christoph Maurer von der Stadt. Doch auch in Andernach würden volle Tüten einfach liegen gelassen, obwohl es ausreichend Entsorgungsmöglichkeiten gebe.

Mayen verzeichnet ebenfalls eine positive Entwicklung. Dank der inzwischen rund 20 Tütenspender, jährlich würden zudem vier bis fünf zusätzlich angeschafft und aufgestellt, berichtet Sabine Neiß vom „Fachbereich 1“ der Stadtverwaltung. Aber ebenso wie in Bendorf, Vallendar und Andernach landen in Mayen längst nicht alle Beutel nach rechtmäßigem Gebrauch im Mülleimer; in der Vergangenheit habe es große Probleme gegeben, weil die Tüten achtlos im nächsten Gulli entsorgt wurden bis sie den Straßenablauf verstopften.

Hunde sind die Leidtragenden

In allen Fällen ist eines klar: Schuld am Dilemma tragen die Zweibeiner am hinteren Ende der Leine. „In den allermeisten Fällen ist die Bequemlichkeit Ursache des Übels“, weiß Hundetrainerin Annette Mandt, die in Mendig eine Hundeschule betreibt: „Und das ist auch das Leid des Tieres. Dem Hund bleibt doch gar nichts anderes übrig, als sein Geschäft da zu verrichten, wo der Mensch es ihm ermöglicht. Und wenn ich dreimal am Tag die selbe Straße hin und zurück oder im Kreis laufe, ist das nicht nur eine äußerst triste Angelegenheit für den Hund – zudem hat er keine andere Möglichkeit, als sich eben dort zu erleichtern.“ Wenn der Kot dann nicht einmal beseitigt würde, sei das natürlich ein großes Ärgernis für Anwohner, Passanten, Stadt- und Gemeindebeschäftige. „Wie oft sieht man Hunde an der „Acht-Meter-Flexi – Leine“ herumdümpeln, hintendran Herrchen oder Frauchen, den Blick starr auf`s Handy-Display gerichtet. Diese Leute bekommen nicht mal mit, wenn der Hund irgendwo was fallen lässt“, bedauert die Expertin. In ihren Augen seien die Hunde in erster Linie die Leidtragenden: Das Problem fange schon da an, wo Hunde unüberlegt oder aus egoistischen Bedürfnissen heraus angeschafft würden: „Hunde sollen uns Gesellschaft leisten, uns Trost spenden und nicht selten den Sozialpartner ersetzten. Sie sollen uns die Einsamkeit nehmen und möglichst stundenlang auf der Couch mit uns schmusen. Nach draußen müssen sie nach Auffassung vieler Menschen leider noch immer nur, um sich zu erleichtern. Ihre wirklichen Bedürfnisse werden aus Bequemlichkeit ausgeblendet oder mit Leckerchen gegen das schlechte Hundehalter-Gewissen abgespeist.“ Hunde seien ausgesprochen neugierige und aktive Tiere, deren wichtigstes Bedürfnis Bewegung sei. „Viele Hundebesitzer machen sich überhaupt nicht klar, welche Ansprüche und Bedürfnisse ihr Schützling eigentlich hat: Ein Hund braucht in erster Linie Bewegung! Er hat ein Grundbedürfnis nach Abwechslung, möchte Neues riechen und erleben, viel und möglichst frei laufen können und auch einmal mit Artgenossen nach Herzenslust toben.“

Gewissenhafte Hundehalter

werden in Misskredit gezogen

Das gehe nicht, wenn Hunde nur angeleint in Wohngebieten und Stadtanlagen ausgeführt würden. Im Bereich der Marktstraße in Mayen kommt es sogar vor, dass sich ein Hund auf der Fußmatte eines Geschäftes erleichtert. Der Mann hält den Hund dabei an der kurzen Leine und steht dabei – jede Ansprache seitens der Geschäftsinhaber war bisher zwecklos. Selbstverständlich provoziert ein derart rücksichtsloses Verhalten, dass die vielen gewissenhaften Hundehalter, die ebenso unter dem Missstand leiden, in Misskredit gezogen werden. Auch dass immer wieder mit Gift oder scharfen Gegenständen gespickte Köder ausgelegt werden, geht auf die Rechnung eines solch rücksichtslosen Verhaltens. Wobei eines auch ganz klar ist: Ein seelisch und psychisch gesunder Mensch, so sehr er sich auch ärgert und Hunde samt Halter zum Mond wünscht, würde ein solches Vorhaben nicht umsetzen. „Menschen, die Hundeköder auslegen, leiden in der Regel an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung“, sagte Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers, Direktor an der Asklepios-Klinik für Psychiatrie in Hamburg in einem Gespräch gegenüber der Tierschutz-Organisation „Peta“. Dass sie nicht nur Hunde, sondern ebenso andere Tierarten und besonders Kinder gefährden, nehmen solche Täter zudem billigend in Kauf. Die Lösung des Problems liegt, wie in so vielen Fragen des menschlichen Miteinanders, in gegenseitigem Respekt und der damit verbundenen Rücksichtnahme. Und wenn „Waldi“ dann auch mal was anderes erleben und erschnüffeln darf, als die Fußgängerzone oder den vertrauten Wohnblock, mal eine Wiese oder einen Feldweg entlang brettern kann, bedeutet das, nicht zuletzt für ihn, pures Glück.