Unfallkasse, Stadt Lahnstein und Paralympics-Sportler übergeben Kinofilm „GOLD“

„In jedem von Ihnen steckt Gold“

„In jedem von Ihnen steckt Gold“

Zur offiziellen Filmübergabe wollten natürlich viele Schülerzusammen mit den Spitzensportlern auf das Foto. BSB

„In jedem von Ihnen steckt Gold“

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„In jedem von Ihnen steckt Gold“

Ein aktuelles Video zu diesem Thema finden Sie demnächst im Internet unter: www.blick-aktuell.tvReinschauen lohnt! Viel Spaß.

Lahnstein. Der im Jahr 2013 erschienene Dokumentarfilm „Gold – Du kannst mehr als du denkst“ zeigt die Schicksale dreier Spitzensportler mit Behinderung. Er gewährt Einblicke in die Lebens- und Erfolgsgeschichten von Kirsten Bruhn, einer (inkomplett) querschnittgelähmten Schwimmerin aus Deutschland, von Henry Wanyoike, einem blinden Marathonläufer aus Kenia und von Kurt Fearnley, einem körperbehinderten australischen Rennrollstuhlfahrer. Kirsten Bruhn war zur Vorführung des Films aus Berlin in das Pfarrhaus St. Martin nach Oberlahnstein gekommen. Im Zuschauerraum saßen neben einer Fußballmannschaft der Caritas Werkstätten aus Lahnstein Schüler des Marion-Dönhoff-Gymnasiums, der Realschule Plus sowie der Berufsbildenden Schule Lahnstein. An sie und alle übrigen weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz wird die Film-DVD derzeit als Unterrichtsgrundlage zur besseren Vermittlung der Themen Inklusion und Rehabilitation ausgegeben. Die Filmvorführung und offizielle Übergabe an die anwesenden Schulen erfolgte durch den Oberbürgermeister der Stadt Lahnstein, Peter Labonte und Manfred Breitbach, Geschäftsführer der Unfallkasse Rheinland-Pfalz („UKRLP“). Als Mitglied der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, deren Botschafterin Kirsten Bruhn ist, finanzierte die Kasse den Film mit. Labonte, der zugleich Vorsitzender der Unfallkasse ist, begrüßte zur Filmvorstellung neben Kirsten Bruhn auch den Unterschenkel amputierten Koblenzer Sitzvolleyballer und Paralympioniken Heiko Wiesenthal sowie den Präsidenten des Behinderten- und Rehabilitationssport-Verbandes Rheinland-Pfalz, Karl Peter Bruch und Landrat Frank Puchtler. Labonte nannte die mit dem Film einhergehende Botschaft als Mut machend, gesetzte Ziele zu erreichen. Oft könne mehr geschafft werden als gedacht. Denn „in jedem von Ihnen steckt Gold“. Der Film sei ein deutlicher Appell für ein selbstbestimmtes Leben - auch mit Behinderung. Er soll das Thema Inklusion in die Gesellschaft, in die Köpfe und Herzen der Menschen tragen, ergänzte Manfred Breitbach. Für den rund hundert minütigen, mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichneten Film begleitete der deutsche Kameramann und Filmregisseur Michael Hammon (Grimme-Preisträger) ab dem Sommer 2011 die Sportler, ihr Leben in der Familie und ihre Vorbereitung auf die Sommer-Paralympics 2012 in London. Gedreht wurde an ihren Heimatorten in Deutschland, Kenia und Australien. Die Dialoge sind nicht synchronisiert, sondern lediglich mit deutschen Untertiteln versehen. Der Film beginnt mit einer Einstellung, in der Kirsten Bruhn mutterseelenallein im weiten Meer schwimmt. Schwimmen, sagt ihr Vater und ihr langjähriger Trainer, sei für sie eine Befreiung, im Wasser spüre sie ihre Behinderung nicht. Michael Hammons Film lässt das Leben der Sportler auch durch die Augen der ihnen nahestehenden Menschen, sichtbar werden. Tränen bei Eltern und Sportlern, sogar noch nach Jahren des Lebens mit der Behinderung zeigen, wie schwer die vom Schicksal geprägten Lebensmomente zu verkraften waren. Neben dem heftigen Hadern der Protagonisten mit ihrer Behinderung lässt Hammon den extrem großen Kampfgeist und Ehrgeiz der Sportler, mit dem sie Titelgewinnen hinterherjagen, deutlich werden. Mit Wettkampfszenen, Bildern von anfeuernden Zuschauern und bewegenden Zieleinläufen erhält der Film eine faszinierende Spannung. Es ist berührend, den Stolz im Gesicht Fearnleys beim Einzug der Sportler vor Beginn der Paralympischen Spiele zu sehen, die enormen, beinahe fühlbaren Kraft-Anstrengungen beim Training oder das große Glücksgefühl bei einem Sieg. Für die heute 47-jährigen Kirsten Bruhn war, nach dem Motorradunfall im Jahr 1991, der Weg heraus aus dem Albtraum eines unselbstständigen und menschenunwürdigen Lebens besonders lang. Letztlich half ihr die Hoffnung, dass alles irgendwann wieder Sinn haben würde. Die Paralympics 2004 in Athen, bei denen sie einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze holte, seien für sie wie eine Schallmauer gewesen, hinter der sich alles ins Positive wandelte. Schwere Depressionen befielen auch Henry Wanyoike, als er mit 21 Jahren nach einem Schlaganfall über Nacht erblindete. Die Angst vor Unselbstständigkeit und Ausgrenzung ließ ihn sogar an das Sterben denken. Professionelle Rehabilitationsmaßnahmen befähigten ihn jedoch schließlich zu einem selbständigen und selbstbewussten Leben. Die Welt eroberte er aber erst, wie es im Film heißt, als er bei den Paralympischen Spielen 2000 in Sydney Gold holte. Aufgrund seiner von Geburt an bestehenden Behinderung musste Fearnley die existenziellen Ängste seiner Leidensgenossen wohl nicht erfahren. Doch die Behinderung habe ihm Scheuklappen verpasst, die ihm nicht die paralympischen Erfolge in Sydney und Athen, sondern erst die Liebe seiner Frau abnahm. Der Wunsch nach Stärke und Unabhängigkeit war für alle Sportler ein Antrieb, der Höchstleistungen im Sport möglich machte. Indem sie ihr Schicksal für den Film offenlegen, wollen sie ein anspornendes Vorbild sein. Vorbildlich engagieren sie sich zudem außerhalb des Sports – als Botschafter für Inklusion, als Trainer für behinderte Sportler, als Unterstützer von Hilfsprojekten. Sie engagieren sich für die, die weniger Chancen im Leben haben, als sie es hatten.

Nach der Filmvorführung stellte sich auch Heiko Wiesenthal, Jahrgang 1975, den Jugendlichen vor. Seine Unterschenkelamputation ist die Folge eines Strom-Unfalls, der dem gebürtigen Mayener als Zwanzigjähriger widerfuhr. Nachdem er sein Schicksal akzeptiert hatte, kehrten seine sportlichen Ambitionen und damit einhergehend große sportliche Erfolge zurück. Wiesenthal lebt in Koblenz, arbeitet als Ergotherapeut und engagiert sich seit diesem Jahr als Botschafter der Caritas-Stiftung Koblenz. In der anschließenden Fragerunde, war es gerade die Frage, wie Kirsten Bruhn den Umgang der anderen mit ihrer Behinderung erlebt, die den besonders wunden Punkt Inklusion traf. Nach wie vor müsse sie sich, sagte die erfolgreiche Schwimmerin, ständig rechtfertigen und erklären, sehe sich Ausgrenzungen ausgesetzt und fühle sich als minderwertig angesehen. Auf derlei unnötige Verletzungen würde sie als mündiger Mensch lieber verzichten. Manfred Breitbach verabschiedete die jugendlichen Zuschauer mit der Aufmunterung, die eigenen Stärken aufzunehmen, sie zu nutzen und sie in eine starke Gesellschaft einfließen zu lassen. Für den Fall eines Unfalls verwies er auf die große Bedeutung des Sports für die Rehabilitation. Die Unfallkasse sei dabei ein starker Partner.