Jeckediz: Benefiz-Konzert in der Ahrweiler Synagoge

„Me künne och anders“

„Me künne och anders“

Das Jeckediz-Konzert in der Synagoge. -GK-

Ahrweiler - Bachem. Zum ersten Advents-Samstag hatten die Jungs der Heimersheimer „Karnevals“-Band Jeckediz für 19 Uhr zu einem Benefiz-Konzert zugunsten der Deckenbeleuchtung der Sankt Anna Kapelle in Bachem in die Alte Synagoge von Ahrweiler eingeladen. Bereits um 18:45 Uhr war die Synagoge bis auf den letzten Platz besetzt, etliche Gäste mussten diesen Abend im Stehen verbringen. Zur gleichen Zeit platzte die „Hiobs“-Nachricht herein, dass ihr Bassist „Pano“, ohne den sie nicht anfangen wollten und konnten, sich aus einem Stau auf der Autobahn gemeldet hatte, sein Navi gab an, dass er gegen 19:20 Uhr eintreffen sollte. Diese Nachricht wurde durch die Besucher mit einer Portion Humor aufgenommen und als er dann „pünktlich“ um 19:20 Uhr die Synagoge betrat, wurde er auf das Herzlichste begrüßt. Bei diesem Konzert wollte Jeckediz zeigen, dass das kölsche Liedgut aus mehr als nur Schunkel- und Karnevalsliedern besteht. In einer weiten Spanne von BAP und Bläck Fööss über Courage bis hin zu Kasalla, von Alt bis Neu, wurden „ungehörte „ Lieder präsentiert. Bevor die Band, die sich mit dem virtuell spielenden Gast-Pianisten Thomas Giesen verstärkt hatte, begann, begrüßte der Bachemer Ortsvorsteher Georg Schikowski die Anwesenden und dankte auch Gerd Weigl, der die kostenneutrale Nutzung der Synagoge organisiert hatte. Unter dem Slogan „Me künne och anders“ spielte die Band im ersten Teil vor der Pause Lieder, die der eine oder andere Zuhörer vielleicht noch nicht kannte, die aber zum Zuhören und Nachdenken anregten. Dirk Schoenmackers und Michael „Momo“ Ley moderierten das Konzert „met vill Hätz“ in ihrer bekannt lockeren und launigen Art und gaben jede Menge Erläuterungen zu den Stories, die hinter den Liedern stehen. Die meisten Lieder ihrer Zeitreise stammten aus den 80er und 90er Jahren, hatten aber oft einen top-aktuellen, oft politischen Bezug. In der Übergangsmoderation zum Stück „Top ävve beklopp“ der Bläck Fööss konnten die Zuhörer zum Beispiel erfahren, dass sowohl die Bläck Fööss als auch BAP durch ein Zeitungs-Titelbild über das Thema Korruption und Waffenhandel unabhängig voneinander zu Liedern angeregt wurden. Vor der Pause schwelgten die Jungs in Erinnerungen und begegneten dabei der aktuellen Weltpolitik mit „Alles weed joot“, „Ussjebomb“, “Dat wood alles für uns jemach“, „Immer wigger“, „Top ävve beklopp“, „Wellenreiter“, “Loss se kumme“, mit dem Lied „Karussell“ von „Bömmel“ Lückerath, „Minge Drache“ und „Einfach su“ gingen sie in eine kurze Pause.

Der zweite Teil des Abends

Der zweite Teil des Abends startete mit „Jupp“ von BAP. Weiter ging es mit „Ungerm Adler“ von den Bläck Fööss, die dazu animiert wurden durch ein Kölner Ehrenmal an der Südbrücke mit einem Preußischen Adler in Gedenken an die beiden Weltkriege. Mit ihrem Lied drücken sie den Wunsch aus, dass der alte Adler nie wieder fliegt. „Edelweisspiraten“, hatten sie im Jahre 1994, damals noch als „Courage“, gemeinsam mit dem Kölner Widerstandskämpfer (Edelweißpirat) Jean Jülich gespielt. Mit dem Stück „Fleisch un Bloot“ treffen Kasalla den Nerv des Zuhörers und stellen die richtigen Fragen. In „Stell Dir vür“, der kölschen Version von John Lennons Friedenslied „Imagine“, das auch schon von den Bläck Fööss und BAP gemeinsam gespielt wurde, geht es um eine paradiesische Situation, wo kein Despot stört, Pantelis ‚Pano‘ Petrakakis spielte dabei sowohl kraftvoll wie auch gefühlvoll ein grandioses Bassgitarrensolo, was natürlich zu einem Extra-Applaus führte. Ähnlich positiv war auch das Bläck Fööss-Stück „Lur noh vürre“ gestimmt. Ein weiteres tolles Solo spielte das „Küken“ von Jeckediz, Christian ‚Bob‘ Ley aus Dernau am Schlagzeug im Verlauf des Lieds „Soldat“. Zum Schluss gab es dann auch noch „ein Lied zum Mitsinge“, was auch vom Publikum mit enormer Klangfülle umgesetzt wurde: „En unserem Veedel“. Der nicht enden wollende Applaus konnte dann doch durch die Dankesworte des Vorsitzenden des Kapellenvereins, Reinhold Kurth unterbrochen werden. Er verteilte an die Mitwirkenden noch ein paar Flaschen Kapellenwein, dann stellten Dirk und Momo ihr Ensemble noch mal mit sehr persönlichen Worten vor. Als Zugabe spielten sie ein altes Lied von Trude Herr „Niemals geht man so ganz“. Die Musiker von Jeckediz, aber auch das Publikum waren sich einig darüber, dass man ein derartiges „anderes“ Konzert mit einer Liedauswahl wie an diesem Abend unbedingt wiederholen sollte. Dann vielleicht ja schon in der Bachemer St. Anna-Kapelle mit neuer Beleuchtung.