Rheinbacher Georgsring stellt sich vor

Mehr als nur die „Neuen Pfade“

Mehr als nur die „Neuen Pfade“

In der eigenen Schreinerei können die Teilnehmer der Förderprogramme der „Neuen Pfade“ Erfahrungen bei der Arbeit sammeln. Die Verantwortlichen des Georgsrings schauen ihnen dabei ab und zu über die Schultern. -JOST-

Mehr als nur die „Neuen Pfade“

Auf diesem Gelände neben der Bahnlinie soll ein Gebäude entstehen, indem künftig das „Sozialzentrum“ untergebracht wird, dass derzeit noch in der Majolikafabrik zu Hause ist.

Mehr als nur die „Neuen Pfade“

Georgsrings-Vorsitzender Martin Fröhlich (links) und Mitbegründer Werner Gerhards sind zuversichtlich, nach dem Auszug aus der Majolikafabrik auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein neues „Sozialzentrum“ in Betrieb nehmen zu können.

Rheinbach. „Wir brauchen keine Rettungsszenarien“, zeigt Georgsrings-Vorsitzender Martin Fröhlich sein Unverständnis darüber, dass der bevorstehende Auszug des „Sozialzentrums“ aus der Majolikafabrik von Parteien für politische Zwecke ausgeschlachtet werde. Das sei gar nicht nötig, weil der Verein zusammen mit der Stadtverwaltung und dem neuen Investor schon seit längerem eine mehr als zufriedenstellende Lösung gefunden habe.

Als Gegenleistung für die vorzeitige Beendigung des Mietvertrages, der eigentlich noch bis 2021 laufe, werde dem Investor für die Übernahme des Majolikafabrik-Geländes ins Lastenheft geschrieben, für eine Ersatzunterkunft zu sorgen. Dafür soll auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Keramikerstraße auf einem städtischen Gelände zwischen Straße und Bahnlinie ein Ersatzgebäude errichtet werden, in dem das „Sozialzentrum“ unterkommen soll.

Zum Sozialzentrum gehören neben dem Georgsring als Hauptmieter auch seine „Untermieter“ von der Rheinbacher Tafel, der Kleiderstube der Pfarrcaritas, des Vereins „Abenteuer pur“ sowie der Fahrradwerkstatt. Es seien nur noch Details zu klären, Interventionen der Politik seien da nicht unbedingt hilfreich.

Förderung der

Pfadfinderschaft als Ziel

Ohnehin sieht sich der Georgsring in jüngster Vergangenheit nicht korrekt in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Allzu sehr konzentriere sich die Wahrnehmung auf die „Neuen Pfade“, die aber nur eine von vier Initiativen des Georgsrings seien. Der mittlerweile 220 Mitglieder starke Verein sei eigentlich 1969 zur Förderung der Rheinbacher Pfadfinderschaft gegründet worden, die damals noch kein Dach über dem Kopf hatte. Die Stadt hatte angeboten, den Kallenturm als Domizil zur Verfügung zu stellen, für die dafür erforderlichen Verträge war eine rechtsfähige Körperschaft notwendig.

Der Kallenturm ist mittlerweile schon ein zweites Mal komplett in Eigenleistung renoviert worden. Er wird von der Stadt mietfrei zur Verfügung gestellt, doch der Georgsring muß die Betriebskosten in Höhe von etwa 3.500 Euro pro Jahr tragen.

Eine Erfolgsgeschichte seien die „Neuen Pfade“, die 2003 gegründet wurden, damals noch mit dem Zusatz „für Jugendliche“. Das wesentliche Ziel des Projektes war es nämlich, arbeitslose Jugendliche für die Anforderungen des Arbeitsmarktes fit zu machen. „Wir sind dabei, Leben zu sortieren und Boden unter die Füße zu geben“, beschreibt Vorstandsmitglied Wilfried Sturm die Zielrichtung.

Dafür entwickelte man in Zusammenarbeit mit der Stadt Rheinbach im Rahmen der Initiative „Jump Plus“ des Bundes ein Programm, das sich an die Jugendlichen in den linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises richtete.

Arbeitslose alle

Altersstufen werden gefördert

Das Förderprogramm lief 2005 aus, seither wird die Arbeit der Neuen Pfade in der Form von „Ein-Euro-Jobs“ fortgeführt – nun auch in größerem Umfang mit älteren Arbeitslosen. 35 Teilnehmer arbeiten derzeit in rund 50 öffentlichen und gemeinnützigen Einrichtungen in Rheinbach, Meckenheim, Swisttal und Wachtberg.

„Aber auch die Betreuung von jüngeren Arbeitslosen mit besonderen Schwierigkeiten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt ist ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit“, so Fröhlich. Derzeit seien 20 junge Arbeitslose in der Maßnahme „Perspektive Einstieg“, denen berufliche Grundtugenden in täglicher „Projektarbeit“ vermittelt und bestimmte Hemmnisse abgebaut werden. Sie verrichten dabei in kleinen Gruppen unter der Anleitung berufserfahrener Teamleiter Arbeiten in öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen. Beispiele hierfür sind das Sichtbarmachen der Rheinbacher Stadtmauer im Bereich des Himmeroder Walls, die Renovierung von Ruhebänken in den Ortschaften und Anstreicherarbeiten in Schulen.

Eigene Schreinerwerkstatt

Zum Erlernen von handwerklichen Grundfertigkeiten steht eine eigene Schreinerwerkstatt im Haus „Neue Pfade“ an der Koblenzer Straße 6 zur Verfügung. Ferner erhalten alle Teilnehmer Unterricht in Deutsch, Mathematik und Gesellschaftskunde und werden hinsichtlich ihrer beruflichen Orientierung umfassend beraten.

Seit der Gründung der Initiative im Jahr 2003 hätten über 2000 Arbeitslose bei den „Neuen Pfaden“ an unterschiedlichen Maßnahmen teilgenommen, so Fröhlich. Etwa 25 bis 30 Prozent von denen, die erfolgreich durchgehalten haben, konnten eine Stelle finden oder eine Aus- oder Fortbildungsmaßnahme erfolgreich abschließen.

Möbellager und Fahrradwerkstatt als weitere Initiativen

Als „drittes Kind“ des Georgsring wurde im November 2007 ein Lager angemietet, in dem Gebrauchtmöbel aufgenommen und an Bedürftige abgegeben werden. Das ehrenamtlich tätige Personal prüft die Möbel auf Brauchbarkeit und ist in der Lage, kleinere Reparaturen in eigener Regie durchzuführen. „In enger Zusammenarbeit mit den ansässigen karitativen Organisationen und der Stadt Rheinbach sorgen wir für eine zielgerichtete Verteilung der Gegenstände. Wir haben bisher vielen Bedürftigen und aktuell auch vermehrt Flüchtlingen mit Einrichtungsgegenständen und Möbeln helfen können“, freute sich Fröhlich. Standort der Möbelhalle ist derzeit noch die ehemalige Majolikafabrik in der Keramikerstraße 15.

Fahrradspenden

werden repariert

Dort findet man auch die vierte Initiative des Georgsrings, die Fahrradwerkstatt. Die nimmt nicht nur Fahrradspenden entgegen, sondern repariert auch mit Hilfe von Flüchtlingen als integrative Maßnahme Fahrräder und stellt sie ihnen anschließend als Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Der Georgsring fördere aber auch zeitlich befristete Projekte wie etwa das Sprachprojekt für Flüchtlinge über mehrere Monate hinweg oder ein integriertes Malprojekt für Kinder von Flüchtlingen und Asylanten, ergänzt der stellvertretende Vorsitzende Hans-Jörg Limbach.