Fred Doll aus Plaidt vollendet sein 80. Lebensjahr

Mit gutem Blick und beherztemEinsatz durchs Leben

Mit gutem Blick und beherztem
Einsatz durchs Leben

Das Bundesverdienstkreuz am Bande. Fotos: -MKA-

Mit gutem Blick und beherztem
Einsatz durchs Leben

Auch mit 80 Jahren nimmt er noch gerne Motive in den Fokus.

Plaidt. „Sind Sie auch ein Mann für die zweite Reihe?“, werden wir ihn am Ende unseres Gespräches fragen und er wird antworten: „Ich glaube eher nicht, weil ich weiß, was ich will!“. Das wird auch unserem Reporter bewusst, als er dem Initiator, Organisator und Vordenker gegenübersitzt. Für unsere Homestory hat sich der lebenserfahrene „Macher“ gut vorbereitet: Fotoalben, Zeitungsartikel, tabellarische Notizen liegen griffbereit auf dem Tisch und bevor die erste Frage gestellt wird, ist er schon mitten im Thema. Der forsche Senior ist Fred Doll, in der Region Andernach/Pellenz bekannt durch seine vielfältigen Aktivitäten. Am kommenden Sonntag feiert er die Vollendung seines 80. Lebensjahrs - Zeit für einen staunenden Rückblick.

„Ich wollte es genau wissen“

Der ehemalige technische Postbeamte Fred Doll, am 23.07.1937 in Nickenich geboren, lebt mit seiner Frau Christel in Plaidt. Der Vater von zwei Kindern und dreifache Großvater zog mit uns eine Zwischenbilanz. Wir fragen nach den Schwerpunkten seines Lebens: „Neben meiner Familie, meiner dienstlichen Tätigkeit und der Fotografie war es der soziale Bereich“, antwortet er nach kurzer Überlegung.

Für Fred Doll waren die Fotografie, die Foto- und Aufnahmetechniken sowie die Bilderarbeitung zugleich Leidenschaft und roter Faden seines Lebens. Diente ihm in Kindertagen eine alte Zeiss Box des Vaters als erstes Versuchsobjekt, so kann man das Weihnachtsfest 1951 als Zeitpunkt eines Schlüsselerlebnisses betrachten. Mutter Doll hatte die fotografische Passion ihres Freds längst erkannt und konnte den Vater überzeugen, dem Sohnemann seinen Traum zu erfüllen. Der überglückliche Fred durfte dann an Heiligabend eine nagelneue AGFA Rekord III (Format 6x9) sein Eigen nennen. Diese sollte von jetzt an ein ständiger Begleiter sein. „Ich wollte genau wissen, wie die Zusammenhänge sind, von der Auswahl des Motivs bis zum fertigen Foto“, beschreibt Fred Doll seine Faszination. Allerdings waren damals die Filme und das Entwickeln teuer. Später habe ich meine Fotos natürlich selbst entwickelt.“ Der Fotograf, der nicht in der analogen Fotowelt stehen blieb, sondern sehr wissbegierig und professionell mit der Zeit ging, schwärmt von seinen Anfängen: „Ich kann Ihnen noch heute die chemische Zusammensetzung aufbereiten und Fotopapiere herstellen. Weltweit war ich übrigens der Erste, der im Amateurbereich Materialien der Firma. Agfa vorgestellt hat.“

Mehr als ein Hobby-Fotograf

Die fotografischen Ambitionen, Kenntnisse und Fertigkeiten des Fred Doll machten schnell ihre Runde. So kam es, dass ihm 1967 in der Volkshochschule (VHS) Plaidt die Aufgabe übertragen wurde, die Fotokurse wieder aufleben zu lassen. Eignete sich der Foto-Enthusiast das Wissen um das Thema „Fotografie“ anfänglich als Autodidakt an, so strebte er in den Jahren 1971 bis 2009 eine professionelle und anhaltende nebenberufliche Qualifikation an. Aus der Reihe der zahlreichen Fachseminar-Veranstaltungsorte seien hier genannt, das Technikum AGFA-Gevaert (München), die Sommerakadamie Fredeburg, die LEICA Akademie (Wetzlar) und die Canon Schule Deutschland. So bot sich Fotograf Doll als qualifizierter Leiter von Fotoarbeitsgemeinschaften, aber auch für die VHS Neuwied und Andernach als kompetenter Dozent an. Insgesamt 50 Jahre stand er den genannten Volkshochschulen zur Verfügung, davon 43 Jahre allein in Andernach. Seine aktive Zeit, die 2014 endete, war angereichert mit Fotoexkursionen und Ausstellungen. Zudem stand der Fotografie-Experte dem VHS-Landesverband RLP als Fachberater und Dozent zur Verfügung. „Fototraining für jedermann“, Einführung in die Handhabung neuer Produkte und viele andere fachspezifische Themen prägten die Jahre seiner Lehrtätigkeit. „Viele meiner über 1300 Schülerinnen und Schüler sind mittlerweile Profis.“, stellt er heute stolz fest.

Jubilar Doll, der sich immer noch mit Fachzeitschriften auf dem Laufenden hält, auf die Frage, welchen Gerätetipp er für einen Fotoeinsteiger bereithält: „„Keinen. Mit jeder Kamera kann man fotografieren – wenn man richtig sehen kann.“ Die Jahre nach seiner aktiven VHS-Zeit hat Fred Doll ausreichend genutzt, auch selbst wieder mehr zu fotografieren und die in Fachkreisen geschätzten und traditionellen „Nickenicher Fototage“ zu intensivieren. Als deren Initiator, Organisator und Leiter konnte er dort 25 Jahre lang Teilnehmer aus dem In- und Ausland begrüßen, mit denen er sich fotografisch, geschichtlichen, gesellschaftlichen und regionalen Themen zuwandte. Die Fototage endeten jeweils mit einem Wettbewerb und einer Ausstellung der Foto-Highlights. „Ich würde gerne nochmal die Nickenicher Fototage ausschreiben. Es fehlt mir aber ein zündendes Thema“, bedauert Doll.

Im Dienst der Allgemeinheit

Doch nicht nur in der Fotografie rückte und rückt Fred Doll Motive ins rechte Licht. Es war ihm auch ein Anliegen, mit ehrenamtlicher Aktivität etwas Sonne in das Leben der Mitmenschen zu bringen. So ließ er 1969 die Jugendarbeit im Plaidter Jugendheim neu aufleben und zeichnete einige Jahre verantwortlich für die Freizeitgestaltung der Jugendlichen „Ich habe Wert darauf gelegt, dass es eine offene Jugendarbeit ist. Für das Jugendheim war eine Pacht zu zahlen, die wir aus Veranstaltungserlösen und der Sammlung von Papier, Altkleidern und Glas erwirtschaftet haben.“ Bis 1976 organisierte der Postler Doll jährlich ein Ferienlager und leitete dieses während seines Jahresurlaubs.

Als sich, Ende der 1970er Jahre, der Gesundheitszustand seiner Mutter verschlechterte, trug Doll, der keine Geschwister hat, für ihre Mahlzeiten Sorge. Da er noch im Berufsleben stand, war „Essen auf Rädern“ (Caritas) die Lösung. Durch diesen Kontakt ergab sich für ihn die ehrenamtliche Aufgabe des Wochenend-Fahrdienstes. „Bis 1985 habe ich für die Caritas Essen in die nähere Region ausgeliefert.“, erinnert er sich.

Als heutiger Ehrenvorsitzender des DRK Ortsvereins Plaidt schaut Fred Doll auch gerne zurück auf das Jahr 1983, als er diesen Verein neu gegründet hat. Bis 2004 war er dessen erster Vorsitzender. Damit nicht genug - in den Jahren 1996 bis 2004 stand er zudem als Amtmann der Nachbarschaft Rauschermühle vor, führte den von der Auflösung bedrohten Verein mit Erfolg aus schwierigem Fahrwasser. Als ausgebildeter und ehrenamtlich agierender Post-Sozialarbeiter betreut der Tausendsassa zudem seit 1984 behinderte Post-Waisen im Rahmen des Betreuungswerks der Deutschen Bundespost. Noch heute ist er für das Wohlergehen von vier Betroffenen mitverantwortlich.

Angemessene Würdigungen

Angesichts dieses zweifellos überdurchschnittlichen ehrenamtlichen Engagements ist es nicht verwunderlich, dass sich in seinen Erinnerungen neben Auszeichnungen für herausragende Fotoarbeiten, Zertifikaten, Dankes- und Ehrenurkunden auch zwei herausragende Würdigungen finden: das Bundesverdienstkreuz am Bande, das ihm 2012 verliehen wurde und der Ehrenamtspreis 2015 „Kategorie Fotografie – Heimat“ der Stiftung LAPIDEA für Kunst und Kultur und der Volksbank RheinAhrEifel.

Nicht nur in der Pellenz, auch im benachbarten Andernach ist Fred Doll vielen bekannt. Die Bäckerjungenstadt ist für ihn sowas, wie eine „zweite Heimat“. Das bewies er kürzlich wieder mit seiner Mitwirkung bei der Erstellung des Fotobandes „Andernach Bildschön“; der im Buchhandel erhältlich ist. „Meine Frau und ich haben vor, unseren Lebensmittelpunkt nach Andernach zu verlegen.“ verrät er uns.

Die „BLICK aktuell“-Redaktion wünscht dem rüstigen Pensionär alles Gute für sein neues Lebensjahrzehnt.