Neulich im Kiosk

Ich bin früh um acht unterwegs zur Arbeit und betrete in Bahnhofsnähe ein Kiosk, das auf dem Weg liegt. Auf ziemlich geringem Raum tut sich dort ein wahrer Mikrokosmos auf. Man kann Flüssiges aller Art kaufen, warme und natürlich kalte Getränke von Wasser über Limo bis Cola, Energydrinks, Bier, Sekt, Wein und andere Alkoholika. Es gibt Zigaretten, Tabak und Zubehör, sogar eine Auswahl von Shishas. Süßigkeiten, Zeitungen und Zeitschriften kann man erwerben, daneben Handy-Artikel, Gutscheinkarten fürs Internet und gefühlt tausend Dinge mehr. Sogar Geld ins Ausland kann man transferieren. Und eine Taxi-Zentrale ist es auch noch. Mich selbst hat eine Paketsendung hergeführt, die man hier abgeben kann.

Zwei Kunden sind vor mir dran.

Kunde 1 hat aus dem Sortiment ein Heißgetränk geordert, das er schwarz aus dem Pappbecher trinkt. Er hat das Handy am Ohr und spricht, es hört sich an, als habe er keine Zähne mehr im Mund. Er bestellt jemanden, der ihn abholt und macht sich dann auf den Weg. Der Mann hinter dem Tresen verabschiedet ihn freundlich mit einem „bis morgen“, aha, Stammkunde.

Kunde 2 hat ein Headset an, er sieht müde aus. Unruhig geht er an der Theke auf und ab, kauft schließlich einen kleinen Flachmann, sonst nichts. Gehetzt verlässt er den Laden, entfernt sich im Laufschritt. Jetzt bin ich dran, übergebe meine Sendung, schaue den Kioskbetreiber stirnrunzelnd an und sage, mit Betonung auf dem ersten Wort: „ICH trinke zum Frühstück Kaffee…“

Er scannt den Code auf dem Paket, händigt mir den Quittungsbeleg aus und antwortet lächelnd: „Der hat gerade Feierabend, das ist eher ein Schlummertrunk“.

Ich trete nach draußen in die Morgensonne und denke zweierlei: 1) Erwischt, Schürer. 2) Er fährt hoffentlich mit dem Zug nach Hause.