Kabarettist Eckart von Hirschhausen begeisterte im Laacher Forum mit Humor für jede Lebenslage

„Nicht anzünden -aufbrühen und ziehen lassen!“

„Nicht anzünden -
aufbrühen und ziehen lassen!“

Der Kabarettist will zur Abschreckung auf der Bühne das Rauchen lernen. Hildegard Ginzler

„Nicht anzünden -
aufbrühen und ziehen lassen!“

Eckart von Hirschhausen kann Ernstes humorvoll aufbereiten.

Maria Laach. Überall Lächeln auf den Gesichtern der Menschen, vielfach zum Lachen geöffnete Münder zeigte der Blick über die Reihen im Saal des Laacher Forums. Beim, wegen großer Nachfrage anberaumten, Zusatztermin in Maria Laach ließen es sich 500 Menschen leicht um’s Herz werden. Denn da stand er, Eckart von Hirschhausen, geschmeidig und beschwingt darüber parlierend, wie es möglich wird, bessere Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen und was jeder für sich tun aber auch lassen kann.

Wie kein zweiter weiß der Arzt, Kabarettist und Bestsellerautor medizinische Inhalte humorvoll zu vermitteln. Fakten, Anekdoten und Witze bereitet er zu höchst unterhaltsamer Lebensberatung auf. Die angenehme Stimme und der warmherzige Ton tun ein Übriges, um dem Publikum gleichermaßen Zwerchfell und Seele zu massieren.

Noch eine Kunst: Der Menschenversteher kann große Fragen griffig formulieren, wie zum Einstieg: „Was machen wir mit der Zeit, was macht die Zeit mit uns“? Das will beantwortet sein, denn „wir leben heute doppelt so lange wie zu Goethes Zeiten“.

Wann aber fängt das Leben überhaupt an? Im Witz glaubt der Katholik, mit der Befruchtung, der Protestant meint, mit dem Embryo und der Rabbiner sagt: Wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund tot ist. Ja, wann fängt es an?

Mit einer bestimmten Körpergröße, nach der Schule, mit dem Berufseinstieg? „Leben ist an jedem Tag, jetzt“, macht Hirschhausen Mut: „Wenn wir sterben, bereuen wir nicht, was wir falsch gemacht haben, sondern, was wir nicht gemacht haben“.

Wenn er nicht schnarcht

Und was bringt das Alter? Der Mensch lernt etwa, „dass man nicht alle glücklich machen kann, man ist ja kein Nutellaglas“. Hinzu kommt die Erkenntnis über die andere Zeitwahrnehmung von Männern und Frauen, wobei sich der Mann auf der Bühne klar parteiisch zu seinem Geschlecht bekennt: „Wenn ein Mann sagt, ich mach das, dann muss man auch nicht alle sechs Monate nachfragen“. Anzeichen für’s Alter? Zum Beispiel, wie sich neuerdings definiert, „wann man gut im Bett ist“. Für die Frau trifft es zu, wenn sie nach 22 Uhr keine Beziehungsthemen mehr anschneidet und für den Mann, wenn er nicht schnarcht.

Das Alter hat einen ebenfalls definitiv ereilt, wenn beim Schuhebinden der Gedanke aufkommt: „Was kannst du sonst noch erledigen, wo du schon mal hier unten bist?“ In dieser Phase lautet das Gebet eines alten Menschen „oben klar und unten dicht, lieber Gott, mehr will ich nicht“.

Hirschhausen will helfen, dass es so bleibt: „Ich lebe davon, dass Leute herzhaft lachen und dicht halten“. Nun wird der Vortrag interaktiv. Menschen, die schon einmal Beckenbodentraining gemacht haben, sollen sich summen. „Ist das nicht elegant“? heischt er, entzückt über die diskrete Methode des Fremd-Outings, um Anerkennung. Und schon wogt wieder der Saal.

Früh genug Yoga

Ab 45 machen Frauen Yoga, ab 50 sind sie auf dem esoterischen Trip. Der Mann findet das nur blöd. Sie guckt sich zehn Jahre an, dass er sich nicht rührt, dann verlässt sie ihn, er aber ist tief unglücklich, geht in Therapie, macht Yoga und Achtsamkeitsübungen. „Das hätte er einfacher haben können“, kostet Hirschhausen die Pointe aus und schickt hinterher, Yoga sei schön, „da machen Frauen freiwillig Bewegungen, da bettelst du in der Ehe lange für“. Er geht kurz auf sehr veränderte Bestattungsrituale ein, wie die zu einem Diamant verdichtete Asche des Verblichenen und betont die Bedeutung des Todes als Bewusstseinsschärfer fürs Leben: „Ohne den Tod wäre das Leben sterbenslangweilig“. Um gut und länger leben zu können, rät er zu Humor, sozialem Engagement und zu Bewegung.

Mit einem motivierten Raucher, ein spontaner kongenialer Partner aus dem Publikum, führt er einen herrlich absurden Dialog über’s Qualmen. Er will sich vom Prof das Laster beibringen lassen. Ohne Zeigefinger warnt er vor dem schädlichen Genuss, sondern indem er eine schnorrt, tief inhaliert und keinen Rauch mehr rauslässt: Bei diesem Eintrittspreis gönne er keinem Gast passives Rauchen. Er haucht auch gegen die Jacke des Gastes und kommentiert, „jetzt haben Sie einen Smoking“. Zum herrlich Albernen gesellt sich der Hinweis, „sehen Sie, jetzt machen Sie sich mehr Sorge um Ihre Jacke als um Ihr Leben“. Doch gleich wechselt Hirschhausen, bevor es in die Pause geht und danach weiter mit Klischees über Alter, ins Heiter-Bizarre. Er empfiehlt: „Wenn’s Ihnen um den Geschmack geht, nicht anzünden - aufbrühen und ziehen lassen!“ Klar doch, dass er auch seine Bücher signiert, mit jedem Wunschtext übrigens, zum Beispiel „Frohes Fest, Horst“. Ist das nicht vorausschauend?