10. Meckenheimer Wirtschaftsdialog diskutiert über Entwicklungsmöglichkeiten

Quo vadis Meckenheim?

Meckenheim. Wohin geht der Zug für die Stadt Meckenheim und welche Weichen müssen gestellt werden? Diese Fragestellung war Kernthema des 10. Meckenheimer Wirtschaftsdialogs, zu dem Bürgermeister Bert Spilles und Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen hatten. Dr. Reimer Molitor, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Vereins „Region Köln/Bonn“ gab hierzu ein Impulsreferat ab. Der Verein gründete sich vor 25 Jahren als Bindeglied der Kommunen in der Region in Folge des Umzugsbeschlusses des Deutschen Bundestages mit der Verlagerung des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin. Insgesamt 61 Kommunen sind Mitglied dieses Vereins, und es gibt drei verschiedene Arten von Mitgliedern. In Meckenheim, so attestierte Dr. Reimar Molitor der Stadt, habe sich viel getan. Er lobte vor allem das Integrierte Handlungskonzept mit dem Neubau der Hauptstraße sowie dem Bau des neuen Rathauses und der Jungholzhalle. Diese Äußerlichkeiten hätten auch Auswirkungen auf die innere Befindlichkeit einer Stadt, und daher zeigte er sich auch nicht verwundert über den hohen Zuspruch der Veranstaltung.

Herausforderungen für 2035

Doch was sind die Herausforderungen über den Stadtrand hinaus für das Jahr 2035? Das mag zwar auf den ersten Blick weit weg erscheinen, jedoch müssen die Kommunen in den nächsten 24 Monaten der Bezirksregierung ihre Planungen vorgeben. Was dort nicht steht, wird wenige Chancen auf Realisierung haben. Die zentrale Fragestellung bezüglich der Stadtplanung ist, wie viele Menschen in der Stadt wohnen und leben werden. Die Sogwirkung der Region Köln/Bonn ist unverändert groß, und die Nachfrage nach Wohnraum übertrifft das Angebot bei weitem. Es gibt keine freien Flächen mehr an der Rheinschiene, so dass eine stärkere Verdichtung unumgänglich sein wird. Ein weiterer Fakt ist, dass die Stadt Köln jedes Jahr 1000 Familien verliert, weil es keine vernünftigen Geschosswohnungen gibt. Wer sich Pendlerströme anschaue, so Molitor, würde merken, dass sie wie eine Flipperkugel funktionieren. Der Blick müsse auch nach Troisdorf und Bergheim gehen. Auch das Thema Verkehr sprach der Referent an. Die Verkehrsinfrastruktur in der Region sei weitgehend kaputt und die Stauzeiten würden sich in den nächsten Jahren verlängern. Dies läge auch an der zentralen Position der Region, denn vor allem der LKW-Verkehr werde stark zunehmen. Hinzu käme, dass die Investitionen in die Schieneninfrastruktur nicht ausreichend seien.

Rheinschiene braucht

bessere Infrastruktur

Zum Thema Obst- und Gemüseanbau und Großindustrie hatte Molitor ebenfalls Anmerkungen zu machen. Die Rheinschiene sei nach dem Alten Land und dem Bodensee der Gemüsegarten des Landes. Die Großindustrie finde in den Städten jedoch häufig keine geeigneten Flächen mehr, wobei jedoch in den nächsten Jahren das Thema Konversion nach dem Ende des Braunkohletagebaus eine Chance für die Ansiedlung darstellen könnte. Das Thema Infrastruktur sei ebenfalls brisant, denn 20 Brücken an der A 45 müssen in den nächsten Jahren saniert werden, was die Autobahn Dauerbaustelle verwandele. Deshalb sei der Ausbau des ÖPNV ein wichtiger Punkt, denn der Boom und der Zuzugsdruck wird anhalten, was auch für Meckenheim gelten werde. Vor 24 Monaten sei die Region in drei Teile zerfallen: „Die boomende Rheinschiene“, „der Rest im Bergischen“ und „hinter der Ville/in der Börde/an der Braunkohle“. Unterschiedliche Problemstellungen wie zum Beispiel die Frage nach bezahlbarem Wohnraum würden sich auch in Meckenheim verstärken, was nicht nur die Geringverdiener beträfe. Das Problem sei längst in der oberen Mittelklasse bei Doppelverdienern ohne Kinder angekommen, da die Bau- und Mietpreise sich völlig losgekoppelt hätten von der Einkommensentwicklung. Eine Lösungsmöglichkeit läge in interkommunalen Gewerbegebieten und Wohnungsbaustrategien.

Zahl der Arbeitsplätze

in Meckenheim steigt

Bürgermeister Bert Spilles ging anschließend auf die Entwicklung der Wohngebiete in der Stadt Meckenheim ein und führte aus, was die Stadt hier in den letzten Jahren bereits unternommen hat. Spilles: „Wir sind eine attraktive Stadt, und das schon seit Jahrzehnten.“ Dies beträfe vor allem den Wirtschaftsstandort. Gab es in Meckenheim im Jahre 2008 nur 6.908 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, so waren es im Jahre 2015 bereits 7694, was einer Steigerung von 11,38 Prozent entspricht. Noch deutlicher würden die Zahlen, wenn man es mit Rheinbach vergleiche, welches deutlich mehr Einwohner habe. Hier hat Meckenheim auch in absoluten Zahlen 1500 Beschäftigte mehr, ein klares Signal, dass man auch die richtigen Betriebe in die Apfelstadt geholt habe. Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer betonte anschließend, dass man stets großen Wert darauf gelegt habe, nicht an jeden beliebigen zu verkaufen. In einem waren sich Bert Spilles, Dirk Schwindenhammer und Dr. Reiner Molitor zum Schluss ganz einig, es sei kein Zeitpunkt, um in Jammerei zu verfallen, sondern es sei Zeit, anzupacken.