Chorverband Rheinland-Pfalz

Rückschau und Ausblick

Rückschau und Ausblick

Stellten ein interessantes Programm vor: Dieter Meyer, Karl Wolff, Burkhard Nauroth, Peter Balmes und Barbara Nöst-Butz. GM

Koblenz. Rheinland-Pfalz weist eine lange und bedeutende Volksmusiktradition auf, nach dem Krieg und der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz stabilisierte sich das kulturelle Leben zunehmend und zahlreiche Chöre hatten sich wieder zusammengefunden. Im Jahre 1949 organisierten sich viele Gesangvereine des Landes in einem Dachverband, dem heutigen Chorverband Rheinland-Pfalz e.V., der in zwei Jahren bereits sein 70. Jubiläum mit einem großen Fest in Mainz feiert. Seine Aufgaben und Zielsetzungen sieht der Chorverband Rheinland-Pfalz darin, den Chorgesang als bedeutende kulturelle Gemeinschaftsaufgabe zu fördern und zu erhalten. Mit über 1.500 Chören sowie rund 100.000 Mitgliedern, davon 36.000 aktiven Sängerinnen und Sängern, ist er der größte Laienmusikverband in Rheinland-Pfalz, gemessen an der Einwohnerzahl hat das Land die meisten Sängerinnen und Sänger Deutschlands in seinen Reihen.

Im neuen Saal eins der Kreisverwaltung Koblenz konnten der Erste Kreisbeigeordnete Burkhard Nauroth und Pressereferent Dieter Meyer den Präsidenten des Chorverbandes Rheinland-Pfalz e.V. Karl Wolff, die Vizepräsidenten Tobias Hellmann und Peter Balmes, den Regionalvorsitzenden Peter Weiler sowie die Chorleiterin Barbara Nöst-Butz zu einer Pressekonferenz begrüßen. Gastgeber Burkhard Nauroth in seinen Grußworten: „Musik verbindet und ist eine wichtige Grundlage für Gemeinsamkeit, sie ist eine Sprache die jeder spricht und jeder versteht. ‚Integration‘ ist zurzeit ein großes Thema, Integration wird vor allem vor Ort in den Kommunen geleistet, dabei spielen die Vereine, die Chöre und die Musik generell eine ganz wichtige Rolle. Sie schaffen Möglichkeiten für Begegnungen zwischen allen Gesellschaftsschichten, Bevölkerungsgruppen und Altersstufen.“

Die hochkarätig besetzte Runde informierte anschließend die Öffentlichkeit umfassend in Rückschau und Ausblick über Themen des Chorverbandes. So bildet nach den Angaben von Vizepräsident Tobias Hellmann beispielsweise das Meisterchorsingen im Chorverband Rheinland-Pfalz einen jährlichen Höhepunkt im Kalender rheinland-pfälzischer Chöre und den chorinteressierten Zuschauern, es wurde in diesem Jahr bereits zum 75. Male veranstaltet. Das Prädikat „Meisterchor im Chorverband-Rheinland-Pfalz“ wird nur an Chöre verliehen die bei diesem Leistungssingen hervorragende Resultate erzielen, diesen Titel dürfen aktuell 69 Chöre in Rheinland-Pfalz tragen. Ab 2018 wird das Meisterchorsingen Teil eines zweitägigen Festivals sein, es werden alle Stufen der Leistungssingen in einer Veranstaltung ausgetragen. „Uns ist es wichtig, den Leistungssingen einen anderen Stellenwert, ja – sogar einen Eventcharakter zu geben“, sagte Tobias Hellmann, der auch zugleich dem Musikrat im Chorverband Rheinland-Pfalz beisitzt.

Chorcoaching als Schwerpunkt

Neben dem Schwerpunkt Leistungssingen werden 2018 die Chorcoaching-Maßnahmen fortgeführt. Seit 2016 hat der Chorverband Rheinland-Pfalz ein großes Förderprogramm zum sogenannten Chor-Coaching initiiert. Hier können Chöre mit finanzieller Unterstützung des Chorverbandes externe Dozenten zur Arbeit mit dem Chor verpflichten. Dazu steht eine Dozentenliste zur Verfügung, die über 50 Fachleute etwa für die Bereiche Stimmbildung, Bühnenpräsentation, Gospel, Pop/Jazz oder auch Musiktheorie beinhaltet. Die Qualitätsoffensive richtet sich sowohl an Chorleiter und Chorleiterinnen als auch an Sängerinnen und Sänger. „Der Blick von außen kann oftmals zu einem ganz neuen Chorerlebnis verhelfen. ‚Thinking out of the Box‘, wie man so schön sagt. Viele Chormitglieder sind oft überrascht, was durch das Coaching noch alles aus dem Chor herausgekitzelt werden kann. Das gibt neue Impulse und neuen Drive!“, ist Vizepräsident Hellmann überzeugt. „Das Budget für das Coaching 2017 ging soeben auf. Deshalb haben wir die Mittel nochmals deutlich erhöht. Um den Ansprüchen, die das Publikum heute hat zu genügen ist die Weiterbildung unabdingbar, das heißt nicht, dass jeder Chor zum Meisterchor werden muss. Wir wollen aber jeden Chor dazu ermutigen, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste aus sich herausholt.“

Chorleiterin Barbara Nöst-Butz plädiert für eine weitere fundierte Chorleiterausbildung, vor allem im Bereich des Pop und Jazz, aber im gesunden Mix mit der Klassik. Anfang des nächsten Jahres steht deshalb nach 2015 ein neues Chorleiter-Symposium auf dem Programm, es soll die größte Veranstaltung dieser Art 2018 in Deutschland sein. Frau Nöst-Butz: „Es ist notwendig in den Vereinen die Beitragsstruktur zu überdenken, die Chöre müssen lernen kostendeckende Beiträge zu erheben, vor allem, um einen qualifizierten Chorleiter beschäftigen zu können. Mit der Qualität des Chorleiters steht und fällt alles.“

Präsident Karl Wolff wies darauf hin, dass viele Gesangvereine weit mehr als hundert Jahre Kulturgeschichte am Ort darstellen. Sie haben dort Lebensläufe, Biographien und Ortschroniken geprägt, dem Verband sei sehr daran gelegen, dass dieses Stück lokale Kulturgeschichte auch weiter erhalten bleibt. In diesem Zusammenhang machte er auf die Image-Kampagne des Verbandes aufmerksam: „Unter dem Kampagnendach ‚Rheinland-Pfalz singt. Sing mit!‘ sind vielfältige Gedanken und Aktionen vereint. Unser Anspruch, unsere Mission ‚Wir bringen die Menschen zum Singen‘ fordert mit eben dieser Aussage das Publikum zum (Mit-)Singen auf. Es handelt sich um eine Kampagne, die ganz klar für das Chorsingen wirbt. Denn wie sagte selbst unsere Ministerpräsidentin: „Singen ist zeitgemäß.“ Und wer sich mit der Chorszene in Rheinland-Pfalz beschäftigt, auch nur in gewisser Regelmäßigkeit Chorkonzerte besucht, stellt fest, dass dies so ist. Es gibt sie doch, die ‚neue‘ Lust am Singen, eigentlich war sie nie weg,“ so Karl Wolff. Es gehe allerdings häufig nicht mehr mit wöchentlichen festen Terminen und Uhrzeiten einher. Probezeiten müssten häufig flexibel gestaltet werden, das sei der Tribut an die heutige Zeit, in der das Pendeln zur Arbeitsstelle eher zur Regel gehört als zur Ausnahme und in der viele Menschen in ungewissen Jobs sind, daher also nicht an regelmäßigen Proben teilnehmen können. Wolff: „Aber, wenn man dann endlich in der Chorprobe sitzt und erlebt, wie aus Blättern, Noten und einzelnen Persönlichkeiten etwas gemeinschaftlich Großartiges entsteht, wie es einen begeistert und mitzieht, weil man die Harmonien spürt und erlebt, wie einzelne Stimmen klanglich zu einer harmonischen Einheit verschmelzen, dann ist man selbst ganz Chor und erfährt am eigenen Leib, warum es die Lust am Singen in Gemeinschaft gibt.“

Der Präsident informierte weiter, dass der Verbandstag in Waldalgesheim grünes Licht für die neue Geschäftsstelle des Chorverbandes in Enger gegeben hat. B