Die Stadt Unkel hatte Ende der Woche zu einem ersten Bürger-Workhop eingeladen

Sanierung der historischen Altstadt

Zahlreiche Bürger beteiligten sich an der Diskussion hinsichtlich der Maßnahmen für das Städtebauförderprogramm

22.03.2017 - 08:41

Unkel. Im Frühjahr 2016 ist Unkel mit dem Gebiet „Altstadt Unkel“ in das Städtebauförderprogramm des Bundes und des Landes Rheinland-Pfalz „Historische Stadtbereiche“ aufgenommen worden. Mit dem 10-Jahres-Programm werden ab dem Vorjahr städtebauliche Maßnahmen gefördert, um die historische Innenstadt mit ihrer denkmalwerten Bausubstanz auf breiter Grundlage zu sichern und aufzuwerten. Über die „vorbereitenden Untersuchungen“ für die städtebauliche Erneuerung des Gebiets „Altstadt Unkel“ hatte Diplom-Ingenieur Klaus Zimmermann vom beauftragten Ingenieurbüro „Immissionsschutz, Städtebau und Umweltplanung“ (ISU) aus Bitburg schon Ende vorigen Jahres den Stadtrat informiert. Da die Beteiligung der Bürger ein wesentlicher Bestandteil des Städtebauförderprogramms ist, waren die Unkeler nach einer Einwohnerversammlung Anfang Dezember, auf der das Förderprogramm vorgestellt worden war, Ende voriger Woche zu dem Workshop „Historische Stadtbereiche - Städtebaulicher Denkmalschutz“ in den „Grande Salon“ vom Rheinhotel Schulz eingeladen worden.

„Heute geht es darum herauszufinden, was Ihnen wichtig ist. Wo drückt der Schuh, welche Themen beschäftigen Sie am meisten und was sollte oder könnte im Rahmen des Förderprogramms angegangen werden?“, erklärte Klaus Zimmermann, den gut 60 Teilnehmern. Zunächst stellte er ihnen aber in einem Impulsreferat die Ergebnisse der Bestandsanalyse und der Bürger-Befragung in dem etwa 15,5 Hektar großem Untersuchungsgebiet vor, das sich von der Siebengebirgs- und Bahnhofstraße im Norden sowie der Kamener, Schul- und Linzer Straße im Osten bis zur Rheinpromenade im Westen zwischen Fronhof und Gefängnisturm erstreckt. Anschließend wurden einzelne Themen in Arbeitsgruppen genauer erörtert, um so Vorschläge für den Stadtrat zu erarbeiten. Anders als bei der vorigen Stadtsanierung können grundsätzlich auch private Investitions- und Modernisierungsmaßnahmen an Gebäuden durch Zuschüsse unterstützt werden. Konkrete Aussagen dazu würden voraussichtlich erst ab dem kommenden Jahr getroffen werden, da der Stadtrat zuvor eine sogenannte „Modernisierungsrichtlinie“ festlegen müsse, in der die förderfähigen Privatmaßnahmen beschreiben und die Höhe der Förderung festgelegt werden, so Zimmermann.

Auf dieser rechtlichen Grundlage können dann nach Abschluss einer Modernisierungsvereinbarung entsprechende Verträge zwischen der Stadt Unkel und interessierten Privateigentümern abgeschlossen werden, in denen die durchzuführenden Arbeiten und die Höhe der Förderung konkret vereinbart werden. Bis Ende des Jahres müssten die Ergebnisse in ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) eingeflossen sein, für das eine Maßnahmen-, Kosten- und Finanzierungsübersicht erstellt werden muss, wenn man in den Genuss von Fördermitteln kommen will. „Arbeiten, die vor dem Abschluss einer solchen Modernisierungsvereinbarung durchgeführt werden, sind leider nicht förderfähig“, so Klaus Zimmermann.

„Ich freue mich, dass Sie so zahlreich Interesse an dem Förderprogramm zeigen, dass uns eine unheimlich gute Chance bietet, Unkel zukunftsweisend weiterzuentwickeln“, so Stadtbürgermeister Gerhard Hausen. Die Meinung sowie das Engagement der Bürger seien gefragt, damit nicht nur Stadt und Verwaltung, sondern auch die Unkeler an der Aufstellung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) mitwirken können. „Dabei ist es von großem Vorteil, dass bestehende Initiativen, die sich für die Entwicklung ihrer Stadt einsetzen, in das Beteiligungsverfahren einbezogen werden können“, hob der Stadtchef hervor. An dieser Stelle nannte er neben dem Verein „Touristik & Gewerbe Unkel“ vor allem die sehr engagierte und effektiv arbeitende Entwicklungsagentur (EA) „Kulturstadt Unkel am Rhein“ um die Vorsitzenden Rex Stephenson und Daniel Schmitz. Wie diese stets hervorheben würden, könnten von einer attraktiveren Altstadt die Bürger in allen drei Stadtteilen profitieren, erinnerte er. Anschließend stellte Rex Stephenson die Arbeit der EA kurz vor. „Mit den vier unserer insgesamt sieben Projekte ‚Stadtbild und zeitgemäße Baufibel‘, „Optimierte und zeitgemäße Rheinpromenade‘, ‚Inklusion – Unkel für alle‘ und ‚Autoverkehr in der Stadtmitte‘ befassen wir uns mit Themenfeldern, die heute Abend von Interesse sein könnten“, erklärte er.

Die ISU-Planer hatten im Vorfeld Ortsbegehungen durchgeführt, um die Sanierungsbedürftigkeit von Gebäuden im Untersuchungsgebiet, zunächst einmal von außen betrachtet, einzuschätzen. „Ergänzend zu dieser „Momentaufnahme“ haben wir die Gebäudeeigentümer im Untersuchungsgebiet mittels 915 Fragebögen schriftlich hinsichtlich ihrer möglichen Sanierungsabsichten befragt“, so Klaus Zimmermann. Gut 13 Prozent der Befragten hätten geantwortet. Ein Drittel von ihnen sah einen Sanierungsbedarf in dem jeweiligen Gebäude, vorwiegend an Fassade, Dach oder bei der Installation, etwa 80 Prozent gaben an, weiter in der Altstadt wohnen zu wollen, und gut 70 Prozent befürworteten das Sanierungsprojekt. Bemängelt worden seien etwa die Parksituation und der Leerstand vor allem entlang der Frankfurter Straße sowie der Zustand einiger Gebäude, die für das Stadtbild von besonderer Bedeutung sind.

Dieses Problem wurden mit dem Schandfleck „Löwenburg“ und dem „Unkeler Hof“ auch auf dem Bürgerworkshop angesprochen, während weniger die Parksituation als vielmehr die mangelnde Sicherheit für Senioren und Kinder in der Fußgängerzonen kritisiert wurde. Neben der Barrierefreiheit wurde zudem die Möglichkeit angesprochen, bequeme Möglichkeiten von Ansichts- und Aussichts-Sitzplätzen zu schaffen, und nach der Möglichkeit gefragt, durch Maßnahmen des Förderprogramms das Willy-Brandt-Forum höherwertig zu nutzen. Zusammengefasst wurden diese drei Punkte zur „Verbesserung der Aufenthaltsqualität“, die neben den Themen „ruhender und fahrender Verkehr“ sowie „historische Bausubstanz und Leerstand“ in drei Arbeitsgruppen behandelt wurden.

Natürlich kam dabei auch wieder das Thema „Einzelhandel in der Innenstadt“ auf. Das Einkaufszentrum im Süden der Stadt mit seinen vielen Angeboten mache das Leben zwar einfacher, zu einer Identität trage es aber nicht bei, bedinge dagegen in einer Kleinstadt wie Unkel das Ende des Einzelhandels, hatte Rex Stephenson zuvor erklärt. Der dadurch entstandene Leerstand sei durch die Ansiedlung von Kunsthandwerkern und Künstlern zumindest größtenteils aufgefangen worden, so der EA-Vorsitzende. Durch Kunst und Kultur würde die Altstadt zwar für Besucher, nicht aber für die Unkeler attraktiver, monierten etliche Bürger. Dabei dürfte auch ihnen klar sein, dass die Ansiedlung eines Metzgers oder Bäckers lediglich ein frommer Wunsch ist, hatte sich doch wie auch in Rheinbreitbach nicht einmal ein Wochenmarkt in der Stadt halten können.

Erheblich realistischer waren die Vorschläge hinsichtlich der Verkehrssicherheit. So plädierten die Bürger dafür, eine rasante Durchfahrt über die verkehrsberuhigte Frankfurter Straße durch gestalterische Elemente unmöglich zu machen. Geändert werden müsste auch die nicht gerade effektive Anbringung der Beschilderung etwa an der Pantaleonstraße/Ecke Lehngasse. In vier Meter Höhe würde sie von kaum einem Autofahrer wirklich wahrgenommen, monierten die Bürger. Beste Chancen in das ISEK aufgenommen zu werden, hätten die Vorschläge hinsichtlich der Barrierefreiheit, so Rudolf Fachs, der Projektbeauftragte der VG-Verwaltung. „Allein schon wegen der vielen entsprechenden Vorschriften kommt man an der Inklusion nicht mehr vorbei“, ergänzte er. Natürlich würden die Erkenntnisse des Abends in die weitere Entwicklung mit einfließen. „Und ich kann mir gut vorstellen, dass noch weitere ähnliche Veranstaltungen angeboten werden, denn wir wünschen uns zahlreiche gute Themen und Ideen“, versicherte Rudolf Flachs, der als besonders erfreulich die konstruktive Atmosphäre während des Workshops hervorhob, an dem sich die Bürger ja immerhin vorwiegend mit unerfreulichen Themen kritisch auseinandergesetzt hatten.

„Natürlich wissen wir, wo unsere Stärken und Schwächen sind und wo Handlungsbedarf besteht. Durch den Workshop konnten wir aber feststellen, ob wir die richtigen Schwerpunkte setzen oder möglicherweise Themen übersehen haben“, so Gerhard Hausen abschließend. Das Projekt lebe von der Beteiligung der Bürger, die ihm entsprechend wichtig sei. An diesem Abend habe man erfahren, wo die Bürger die Prioritäten für die zukünftige Entwicklung von Unkel sehen würden, erklärte der Stadtchef hochzufrieden über dem Verlauf der Bürgerbeteiligung. Damit sich die Beteiligten wie auch die Öffentlichkeit noch umfassender informieren und intensiver in den Planungsprozess eingebunden werden können, ist bei der Verwaltung eine digitale Kommunikations- und Beteiligungsplattform „vgunkel.de/kommentare“ eingerichtet worden. Ansprechpartner für Ideen und Anregung sind Stadtbürgermeister Gerhard Hausen, E-Mail: stadtbuergermeister@unkel.de, Tel. (0 22 24) 33 09, und der Projektbeauftragte bei der VG, Rudolf Flachs, Tel. (0 22 24) 18 06 54, E-Mail: flachs@vgvunkel.de, Linzer Straße 4, Zimmer 2.13.

DL

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