Philosophische Gesprächsrunde mit Markus Melchers

Selbstbestimmung und freier Wille

Selbstbestimmung und freier Wille

Zum vierten Mal war Markus Melchers in Bad Breisig zu Gast.FA

Bad Breisig. Organisiert vom Verein „Forum Kultur“, gastierte zum vierten Mal der Bonner „Philosophische Praktiker“ Markus Melchers vor einem hoch interessierten und ständig ins Gespräch eingebundenen Publikum im Saal des Hotels „Rhein-Residenz“. Melchers ist Begründer der philosophischen Praxis „Sinn auf Rädern“, und er steht in diesem Zusammenhang auch für kleinere Gesprächsrunden zur Verfügung, die er souverän und mit großem Fachwissen leitet.

Diesmal war das Thema „Selbstbestimmung und freier Wille“. Eingang zu diesem Komplex fand er durch ein aus dem Jahr 1770 stammendes Zitat eines Philosophen: „Unser Leben ist eine Linie auf der Oberfläche der Erde, von der wir nicht abweichen können.“ An dieser Aussage entzündete sich bald eine heftige Diskussion, an der viele Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln teilnahmen.

Im Verlauf der Diskussion spielte der Begriff des „Denkens“ eine gewichtige Rolle. „Denke ich wirklich unbefangen, oder denkt etwas in mir, das ich nicht wirklich im Griff habe? Stimmt es, dass nur der Rahmen unserer Erfahrungen das Denken bestimmt?“ Fragen über Fragen, heiß diskutiert, teils mit viel Verve und mit klugen Überlegungen, teils auch weniger der Sache dienend. Zum Beispiel eine Folgerung: „Wenn wir für unser Denken wirklich keine Verantwortung tragen, würde doch auch der Verbrecher für sein Tun nicht verantwortlich zu machen sein.“

Heftige Einwände: „Jeder ist in seinem Denken und Tun frei, soweit er sich in dem von der Gesellschaft akzeptierten Rahmen bewegt.“ Beklatschte Erkenntnis: „Freiheit außerhalb von Verantwortung ist Anarchie und führt zum Chaos.“ Zwischenfazit des Gesprächsleiters: „Freiheit ohne Ordnung - auch staatlich gelenkte Ordnung - ist nicht denkbar.“

Heiße Diskussionen gab es um den Begriff der moralischen Freiheit. In welchem Zustand beginnt das moralische Bewusstsein? Melchers erläutert die Bewusstseinsbildung des Menschen in den sechs Entwicklungsstufen der Moral-Ethiker. Stoff in Hülle und Fülle, um sich in heißen Diskussionen damit auseinanderzusetzen. Aber irgendwann wird es zuviel. Und so bleiben letztlich vom Philosophen eine Reihe Themen angeschnitten, die eine Menge Fragen hinterlassen, ohne darauf Antworten zu wissen. Grund genug, sich um eine weiterführende Gesprächsrunde zu bewerben.

Interessant waren die zwei Stunden mit dem „Philosophischen Praktiker“ Markus Melchers allemal. Er wird wiederkommen und weitere Themen aufgreifen, für die es viel Gesprächsstoff, allerdings (das liegt in der Natur der Philosophie) wenig Lösungen gibt.