Neue Schiedsmänner für die Verbandsgemeinde Vordereifel ernannt

Sich vertragen ist besser als klagen

24.07.2017 - 08:34

Mayen. Zunehmend werden Streitigkeiten – auch in Bagatellsachen – ohne vorhergehenden Versuch einer Streitbeilegung vor die Gerichte gebracht und dort bis in die letzte Instanz ausgetragen. Mancher steht am Ende dieses Weges trotz des im wahrsten Sinne des Wortes „erstrittenen“ Urteils vor einem Scherbenhaufen. Die Rechtsfrage ist zwar zu seinen Gunsten entschieden, die menschliche Beziehung mit dem anderen Beteiligten aber oftmals für immer zerstört. Hinterher fragt er sich dann, ob Gesprächsbereitschaft und ein wenig Entgegenkommen nicht für beide besser gewesen wäre. Bei einem Schiedsverfahren bemüht sich eine Schiedsperson als neutraler Dritter um eine außergerichtliche Streitbeilegung zwischen den Parteien, ohne eine Entscheidung zu treffen. Schiedspersonen schaffen durch ihre Anteilnahme an den zu verhandelnden Angelegenheiten, durch die Bereitschaft, den Beteiligten zuzuhören, auf ihr Vorbringen einzugehen und durch die Herstellung einer ruhigen und entspannten Atmosphäre die Voraussetzungen dafür, dass die Parteien sich einigen. Im Interesse der Beteiligten helfen Schiedsleute bei der Wiederherstellung des sozialen Friedens und tragen zudem dazu bei, einen langen, kostspieligen und nervenaufreibenden Gerichtsprozess zu vermeiden.


Unverzichtbares Ehrenamt


Zu einer kleinen Feierstunde im Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Vordereifel hatten am vergangenen Freitag Bürgermeister Alfred Schomisch und Amtsgerichtsdirektor Bernd Schmickler geladen, um sowohl ausscheidenden Schiedsleuten für ihre geleistete Arbeit zu danken, als auch neue Ehrenamtler in ihre Ämter einzuführen. „Ehrenamtliches Engagement ist eines der wesentlichen Elemente“, betonte Bürgermeister Schomisch bei seiner Begrüßung, „die für unsere Demokratie unverzichtbar sind.“ Das ehrenamtliche Engagement sei dabei breit gefächert jedoch schon etwas ganz Besonderes, wenn man „sich freiwillig den Ärger fremder Leute aufhalsen“ würde. Abschließend dankte der Bürgermeister den künftigen Schiedsleuten für ihre Bereitschaft, diese so wichtige Aufgabe zu übernehmen, wünschte allzeit „ein glückliches Händchen“ für die zukünftige Arbeit und bot für die streitschlichtenden Gespräche auch die „neutralen“ Räumlichkeiten in der hiesigen Verwaltung an.

Nachdem die künftigen Schiedsmänner vom Verbandsgemeinderat gewählt wurden, war es nun Aufgabe von Amtsgerichtsdirektor Bernd Schmickler, sie durch Aushändigung von Urkunden im Namen des Landes Rheinland-Pfalz zu Ehrenbeamten zu ernennen und den zugehörigen Amtseid abzunehmen. Den Eid ergänzten sowohl Thomas Hammel aus Bermel als auch Helmut Wingender aus Kottenheim mit der religiösen Beteuerungsformel. Hammel wird ab sofort für die Gemeinden Anschau, Bermel, Boos, Ditscheid, Hirten, Kehrig, Lind, Luxem, Monreal, Münk, Nachtsheim, Reudelsterz und Weiler tätig sein. Wingender wird das Schiedsamt für die Orte Ettringen, Kottenheim und St. Johann ausüben.


Wahrung des Rechtsfriedens


Der dritte Schiedsamtsbezirk der Verbandsgemeinde erfuhr keine Änderung. In ihm ist Schiedsfrau Gisela Klier für die Gemeinden Acht, Arft, Baar, Hausten, Herresbach, Kirchwald, Langenfeld, Langscheid, Siebenbach, Virneburg und Welschenbach zuständig. „Wir werden nicht nur Erfolge zu verzeichnen haben“, waren sich die beiden neuen Schiedsmänner ihrer schwierigen Aufgabe vollends bewusst. Das Amt werde mehr im Verborgenen ausgeübt, machte Direktor Schmickler deutlich, wobei es in erster Linie dem Rechtsfrieden besonders unter Nachbarn diene und nicht, um Gerichte zu entlasten. Als Tipp empfahl der Dienstvorgesetzte Schmickler den beiden Neuen, unbefangen an das Amt heranzugehen, denn auch die Schiedsamtsordnung mit ihren 40 Paragrafen sei „kein Hexenwerk“. Abschließend freute sich Amtsgerichtsdirektor Schmickler auf ein möglicherweise kurzfristiges Wiedersehen mit den beiden neuen Schiedsleuten im Rahmen ihrer Aus- und Fortbildung, für die er seit einiger Zeit in Trier als Schulungsleiter tätig ist.

Den Rahmen der Feierstunde nutze der Gerichtsdirektor gleichzeitig, um die beiden bisherigen Schiedsmänner aus ihren Ämtern „in den Ruhestand“ zu versetzen.

Der Ettringer Werner Bell hatte das Amt fünf Jahre lang bekleidet und der Nachtsheimer Georg Brand von 1999 bis zum jetzigen Ausscheiden, also 18 Jahre lang. Dazu verlas Schmickler zum Schmunzeln aller Anwesenden einen Brief aus der Personalakte von Brand. Der hatte darin angekündigt, das Amt eines Schiedsmanns für eine Wahlperiode – also lediglich fünf Jahre – ausüben zu wollen.

18 Jahre sind es schließlich geworden, für die er den Dank des Gerichtsdirektors entgegennehmen konnte, der dies auch mit persönlichen Worten verband für die langjährige gute Zusammenarbeit. Auch Bürgermeister Schomisch dankte den beiden Ehemaligen von ganzem Herzen für die in der Verbandsgemeinde geleistete Arbeit. Fachgespräche und Anekdoten aus dem Alltag von Schiedsleuten rundeten die kleine Feierstunde schließlich ab. WE

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