Verein Zehnthaus e. V.

Sondengänger und Grabräuber im Rheinland

Dr. Jennifer Morscheiser sprach im Zehnthaus

23.03.2017 - 10:00

Swisttal-Odendorf. Grabräuber gibt es nicht nur in Ägypten, Italien oder anderen geschichtsträchtigen Ländern, sondern auch hierzulande. Wobei sich deren Aktivitäten nicht auf Gräber beschränken, sondern von der Tätigkeit „graben“ abgeleitet ist. Über Grabräuber und Sondengänger, also diejenigen, die mit tragbaren Sonden die erhofften Funde aufzuspüren versuchen, berichtete Dr. Jennifer Morscheiser in einem Vortrag im Odendorfer Zehnthaus. Sie beklagte, dass auch hier im Rheinland und anderswo in Deutschland Archäologen und Historiker täglich mit solchen räuberischen und zerstörerischen Geschehnissen kämpften, wenn die Dimensionen auch weniger spektakulär seien. Der Raub von Einzelfunden könne archäologische Erkenntnisse im Fundzusammenhang unmöglich machen. Interessierte Heimatforscher und viele Ehrenamtler helfen bei solchen Problemen den Mitarbeitern der Bodendenkmalpflege. Ihr Einsatz sei unverzichtbar, um die vielen geborgenen Kleinfunde für die Öffentlichkeit zu erhalten.

Dr. Morscheiser berichtete aus dem Spannungsfeld vom Schützen und Präsentieren und gab Einblick in eine oft unterschätzte Problematik. Sie war selbst beim Landschaftsverband Rheinland in der Bodendenkmalpflege tätig und unter anderem für spätrömische Ausgrabungen und die Betreuung von Sondengängern zuständig. Sie gilt daher als ausgewiesene Kennerin der Materie. Seit dem letzten Jahr ist sie Direktorin des Krefelder Museums Burg Linn und in Personalunion für die Stadtarchäologie zuständig. Dass ihr die Sondengängerei nach wie vor am Herzen liegt, sieht man daran, dass sie auch jetzt noch Sondengänger betreut und entsprechende Aufgaben und Verantwortung für ganz NRW wahrnimmt. Sie machte deutlich, dass unter den Grabräubern das Unrechtsbewusstsein nur schwach ausgeprägt sei. Die Meinung, was ich finde, kann ich auch behalten, sei stark verbreitet. Das Wissen um die Verpflichtung, solche Funde bei der zuständigen Denkmalbehörde anzuzeigen, werde sehr häufig verdrängt.

Auch bei öffentlichen Stellen herrsche oft Unklarheit. Daher halte sie solche Vorträge auch bei Polizeibehörden. Damit nicht noch einmal passiere, was sie erlebt habe. Da habe sie von einer geplanten Raubgrabung erfahren und die Polizei darüber informiert. Diese habe aber nichts unternommen, da sie den Vorgang scheinbar nicht recht einordnen konnte und es sich wohl allenfalls nur um eine Ordnungswidrigkeit handeln würde. Dr. Morscheiser präsentierte ihre Ausführungen und Beispiele so fachlich überzeugend und gleichzeitig so humorvoll, dass im zahlreich erschienenen Publikum immer wieder Heiterkeit aufkam.

Ein Zuhörer meinte später, wenn es eine Wahl zur besten Vortragsveranstaltung im Zehnthaus gäbe, wäre dieser Abend ganz vorn dabei. In der anschließenden Diskussionsrunde gab es noch viele Fragen. Als dann auch die sehr begrenzten Haushaltsmittel für die Arbeit der Bodendenkmalpflege zur Sprache kamen, bot der im Publikum anwesende Professor für Geodäsie Dr. Manfred Bonatz von der Universität Bonn der Referentin an, mit seinen gravimetrischen Geräten kostenlos Unterstützung zu leisten. Mit den mikogravimetrischen Messungen dieser Geräte könne man von der Erdoberfläche aus Strukturen im Untergrund bestimmen, die auf Zeugen menschlicher Tätigkeit wie z. B. Mauern und Hohlräume hinweisen. Ebenfalls an einer solchen Zusammenarbeit interessiert zeigte sich Norbert Knauff vom Besucherbergwerk Grube Wohlfahrt in Rescheid bei Hellenthal in der Eifel. Dort geht es darum, die Lage und den Zustand eines Stollens festzustellen. Bleibt abzuwarten, ob man von diesen Projekten hören wird.

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