Der Heimatverein Rheinbreitbach widmete sich am Tag des offenen Denkmals der Untere Burg

Sonderausstellung mit Dauerleihgaben der Gemeinde eröffnet

13.09.2017 - 10:36

Rheinbreitbach. Nur die Stammburg der Herren von Breitbach war für die Verbandsgemeinde Unkel in der Veranstaltungs-Broschüre der „Generaldirektion Kulturelles Erbe“ Rheinland-Pfalz zum Tag des offenen Denkmals mit fünf Führungen am Sonntag rund um den Renesse-Platz zu finden. Bereits einen Tag zuvor hatte der Heimatverein Rheinbreitbach in das Museum für Alltagsgeschichte zur Eröffnung der Sonderausstellung „Untere Burg“ eingeladen, zu welcher der Vorsitzende Dankward Heinrich neben dem Ehrenvorsitzenden Franz-Josef Federhen zahlreiche geschichtsinteressierte Rheinbreitbacher begrüßen konnte, darunter auch Susanne Ahrends als Vertretung von Bürgermeister Wolfgang Gisevius. „Von ‚Macht und Pracht‘, so das diesjährige Motto zum Tag des offenen Denkmals, ist ja nicht mehr viel zu sehen, da nur noch die Grundmauern der ehemaligen Wasserburg erhalten sind. Vor über 50 Jahren ist das baufällige Gemäuer unter einem riesigen Schutthaufen verschwunden, auf dem sich jahrelang ein richtiges Wäldchen breit gemacht hat“, erinnerte Dankward Heinrichs. Zuvor habe die Burg immerhin über 700 Jahre das Ortsbild bestimmt.

Thomas Napp, Archivar des Vereins, hatte sich schon im 16. Heimatheft ausführlich der wechselvollen Geschichte der Unteren Burg gewidmet. Mit ihrem Abriss schienen auch die Erinnerungen an die Herren von Breitbach unter dem Schuttberg begraben zu sein, bis Franz-Josef Federhen und der Vorgänger von Heinrich, Bernd Hamacher, das alte Adelsgeschlecht in dem zweiten Heimatheft des Vereins 1996 wieder freischaufelten. „2007 wurde dann begonnen, die verborgenen Mauerreste freizulegen und zu restaurieren, sodass den Rheinbreitbachern das Bodendenkmal 2009 als Dorfmittelpunkt übergeben werden konnte“, so der Archivar. Bei den Ausgrabungen der Burg waren einige interessante Fundstücke aufgetaucht, die dem Verein von der Gemeinde als Dauerleihgabe überlassen worden sind und nun im Blauen Salon zusammen mit Schautafeln zum Hause Breitbach erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

„Wir haben hier das Fragment eines Torbogens, in das ein großes ‚A‘ höchstwahrscheinlich der Anfangsbuchstabe von ‚Anno‘ gemeißelt ist, und ein Fragment wahrscheinlich eines Rheinbreitbacher Wappens, auf dem man unten noch die Klauen des Drachens und an der rechten Seiten das Ende eines seiner Flügel erkennen kann“, berichtete Thomas Napp. Immerhin könnte der vor 1246 gestorbene Randof von Breitbach ja auch ein Sohn Heinrichs von Drachenfels sein. Ausgerechnet der Stein mit dem spätromanischen Nagelkopf-Diamantfries, der ein Beleg für die Existenz der Unteren Burg im frühen 13. Jahrhundert wäre, scheint leider unwiederbringlich verschollen zu sein.

„In der frühesten Zeit bestand die Untere Burg wahrscheinlich nur aus einem Wehrturm, der als Burgfried noch auf alten Fotografien deutlich zu erkennen ist“, so der Archivar. Ob ihr Erdhügel damals schon von einem Wassergaben umgeben worden sei, könne man nicht sagen. Sicher sei aber, dass es zu keiner Zeit eine Zugbrücke gegeben habe oder mehrere Wehrtürme.

Trotz der zahlreichen Anbauten sei die Untere Burg für die Ansprüche an des an Bedeutung gewonnenen Hauses dann Ende des 15. Jahrhunderts nicht mehr standesgemäß gewesen. „Dass die Burg nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt noch bestanden hatte, haben wir Ferdinand Damian-Breitbach zu verdanken, von dem das Gebäude 1743 in barockes Lustschlösschen umgebaut wurde unter anderem mit einem breiten Barock-Treppenhaus, das man vor dem Abbruch Mitte vorigen Jahrhunderts immerhin noch verkauft hat“, berichtete Thomas Napp.

Nachdem der letzte männlich von Breitbach, der kinderlose Franz Ludwig, 1796 auf der Flucht vor den Franzosen erschossen worden war, fiel die Untere Burg lauf seinem Testament an den Enkel seiner Schwester, die einen Grafen Renesse geheiratet hatte. Seit dieser Zeit fügt das belgische Grafengeschlecht den Titel und das Breitbacher Wappen seinen ursprünglichen Insignien hinzu. „Nach der Zwangsenteignung im Ersten Weltkrieg bekundeten sie wenig Interesse für ihre rechtsrheinische Besitzung, sodass die Untere Burg erst wieder 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten als ‚typisch volkstümlich deutsch‘ ins Blickfeld geriet. Geändert hat sich an dem Zustand des Gebäudes wegen des Kriegsausbruchs aber nichts“, so der Archivar. Dafür wurde aber mit dem Einmarsch der Wehrmacht in das neutrale Belgien dem Grafen Renesse sein Besitz in Deutschland aberkannt. Möglicherweise ein weiterer Grund, weshalb die Motivation, das Gebäude zu erhalten, äußerst gering war, sodass in den 50-er Jahren ein Teil des ehemaligen Wohnturms in die westlichen Anbauten einstürzte.

„Heute sind die von der Gruppe ‚Trockenmauer‘ freigelegten Mauerreste und die neu geschaffene Anlage rund um das Bodendenkmal nicht nur ein Ort zum Verweilen. Wir werden hier auch ermahnt, verantwortungsvoll mit unseren lokalen und regionalen Kulturgütern umzugehen, weil sonst weitere kostbare Stücke unwiederbringlich verloren gehen“, hob Thomas Napp hervor. Nicht verloren, aber nach Bürresheim abtransportiert worden ist die so genannte Hochzeitssäule, die wahrscheinlich von Ferdinand Damian-Breidbach anlässlich seiner Heirat mit einer von Warsberg an der Burg in Rheinbreitbach aufgestellt worden war, „wo sie ja auch jetzt noch hingehören würde“, ärgerte sich Franz Josef Federhen, der die Bronzetafel gestaltet hat, die am Torbogen an Freifrau Anna von Breitbach-Bürresheim erinnert, deren während des Baus der Hans-Dahmen-Halle gefundenen Gebeine unmittelbar daneben eingemauert worden sind.

DL

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