Stadt Montabaur

Stadtsanierung:Moderner Wohnraum in alten Mauern

Stadtsanierung:
Moderner Wohnraum in alten Mauern

Fast fertig. Gemeinsam haben sie die Sanierung des historischen Gebäudes am Großen Markt 5 voran gebracht: (v.l.) Stefan Baumgarten, Projektleiter Stadtsanierung, die Eigentümer Wilhelm und Doris Kalb sowie Architekt Konstantin Hartenstein. privat

Stadtsanierung:
Moderner Wohnraum in alten Mauern

Diese Aufnahme entstand um 1908 und zeigt die Häuserzeile am Großen Markt. Stadtarchiv

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Moderner Wohnraum in alten Mauern

Während der Sanierung: Dieses Foto zeigt denselben Raum aus derselben Perspektive, aus der auch das Gruppenbild aufgenommen wurde. Bislang gab es in der unteren Etage eine Trennwand mit Schiebetür, deren Rahmen hier noch steht. Durch die Entfernung der Wand wurden viel Platz und Licht gewonnen.

Montabaur. Stadtsanierung ist, wenn moderner Wohnraum in alten Gebäuden entsteht, wenn Geschichte auf heutige Lebensart trifft, wenn sich Leidenschaft mit Augenmaß paart. All das passt auf das Wohnhaus am Großen Markt 5 in Montabaur, dessen obere Etagen derzeit umfassend saniert werden, sodass eine moderne Wohnung mitten in der Altstadt entsteht. Die Eigentümer Doris und Wilhelm Kalb stecken viel Herzblut und Geld in die Traditionsimmobilie und erhalten im Rahmen der Stadtsanierung Fördergeld und Beratung seitens der Stadt.

Wann das Gebäude mit der markanten Fassade entstand, wissen die Eigentümer nicht genau. „Vor 1890“, ist sich Doris Kalb sicher. Auch der Architekt Konstantin Hartenstein, der im Auftrag der Eheleute Kalb die Sanierung leitet, will sich nicht festlegen. Er zeigt, dass es unterschiedliche Wandaufbauten gibt, die auf mehrere Bau- und Umbauphasen hindeuten. „Bei der Sanierung im Altbau muss man immer auf Überraschungen gefasst sein. Wir arbeiten dann mit dem, was wir vorfinden, und versuchen, so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten. Gleichzeitig müssen wir moderne Standards einhalten, besonders im Brandschutz und bei der Gebäudetechnik“, beschreibt er die Grundzüge seiner Arbeit. In dem Gebäude am Großen Markt wurden gemauerte Backsteinbögen an den Wänden wieder freigelegt, eine alte Stuckdecke erhalten, die innenliegende Holztreppe aufgearbeitet, ebenso die Holzdecke im Stile einer „Kölner Decke“. Bei der Planung der Sanierungsmaßnahme stellte sich heraus, dass die Unterzüge im ersten Obergeschoss nicht mehr ausreichend tragfähig waren und aufwendig durch neue Stahlträger ersetzt werden mussten. Im zweiten Obergeschoss wurden - ebenfalls aus statischen Gründen - alte Fachwerkwände ersetzt. „Auf diese teuren Überraschungen hätten wir verzichten können. Aber die Alternative wäre gewesen, nichts zu machen, und die Wohnung über der Eisdiele einfach leer stehen zu lassen. Das kam für uns nicht in Frage“, sagt Wilhelm Kalb rückblickend. Das Haus gehört seit Generationen seiner Familie und so ist es ihm wichtig, „dass der Name Kalb am Großen Markt vertreten bleibt.“

Im ersten und zweiten Obergeschoss des Vorderhauses entsteht eine 140 Quadratmeter große Wohnung, die sich über beide Etagen erstreckt. Das dritte Obergeschoss und das Dachgeschoss können aus Gründen des Brandschutzes nicht zum Wohnen oder Arbeiten genutzt werden. Im September soll die Wohnung bezugsfertig sein; es werden Mieter gesucht. Der untere Bereich besteht aus einem einzigen großen Raum mit Platz für Küche, Essecke und Wohnbereich. Oben gibt es zwei Zimmer und ein neues Bad. Im Zuge der Sanierung wurden sämtliche Installationen erneuert und für die gesamte Wohnung ein Beleuchtungs- und Belüftungskonzept erstellt, denn „richtige“ Fenster gibt es nur zum Großen Markt hin. Auf der Rückseite befindet sich zwischen Vorder- und Hinterhaus ein mit Glas überdachtes Treppenhaus, das etwas Licht in den hinteren Bereich der Wohnung hereinlässt. Dieses Treppenhaus hatten Kalbs schon vor bald 15 Jahren einbauen lassen. Über das Treppenhaus ist die Wohnung auch von der Judengasse her zu erreichen; eine wichtige Voraussetzung für die jetzige Sanierung, weiß Stefan Baumgarten, Projektleiter Stadtsanierung bei der Verbandsgemeindeverwaltung. „Wir haben in der Altstadt oft das Problem, dass die oberen Etagen nur über die Ladenlokale im Erdgeschoss zu erreichen sind und keinen separaten Zugang haben. So kann man eine in sich geschlossene Wohnung natürlich kaum vermieten. In der Stadtsanierung suchen wir für dieses Problem Lösungen zusammen mit den Eigentümern und Nachbarn“, so Baumgarten. Auch der Brandschutz spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle, denn separate Treppen sind wichtige Fluchtwege. Baumgarten lobt das Engagement der Hauseigentümer: „Hier wird keine Sparsanierung „dünn drüber“ gemacht, sondern nachhaltig saniert. Solche Projekte fördern wir gerne.“ 50.000 Euro Zuschuss hat die Stadt in diesem Fall bewilligt; 150.000 Euro haben die Eheleute Kalb aktuell investiert (siehe Infokasten). Baumgarten weiß auch die gute Zusammenarbeit zwischen Eigentümern, Architekt, Handwerkern und Stadt zu schätzen: „Hier haben alle an einem Strang gezogen.“ Aber noch ist die Sanierung nicht abgeschlossen. Im nächsten Jahr wollen Kalbs die Fassade im Erdgeschoss mit Schaufenstern und Markisen erneuern. Hier hat seit 49 Jahren die Eisdiele Dolomiti ihr Lokal. „Zum 50. Geburtstag wollen wir das Haus vorne schick machen“, so Doris Kalb. Pressemitteilung

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