Ruppach-Goldhausen setzt ein Zeichen

„Syrien ist ganz nah bei uns!“

„Syrien ist ganz nah bei uns!“

Die Weihnachtskrippe war noch nicht abgeräumt während des Gebets für Migranten. Passend, finden Küsterin Christa Henkes, Gabi Thome und Pfarrer Michael Kohlhas (v.l.), denn Jesus sei ja selbst ein Flüchtlingskind gewesen.GBA

Ruppach-Goldhausen. „Wenn ich zwei Jahre zurückdenke an unser Flüchtlingslager mit 250 Plätzen in Ruppach-Goldhausen, dann wurden wir von einem Tag auf den anderen aus unserer Ruhe geweckt“, blickte Pfarrer Michael Kohlhas zu Beginn des Gebets für Migranten in der Kirche St. Johannes der Täufer zurück. Viele Menschen im Dorf hatten sich engagiert für die Willkommenskultur und die Aufnahme der Flüchtlinge.

„Wir erleben auch hier im Dorf, wo zwei Syrer im Pfarrhaus wohnen, was sich alles in Syrien ereignet.“ In der vergangenen Woche noch hatte „unser Abdul“ eine schlimme Nacht hinter sich bringen müssen. Er habe oft telefoniert mit seinen drei Kindern und seiner Frau in Syrien. „Am nächsten Tag berichtete er mir, dass wieder Bomben gefallen sind in der Nähe von Damaskus.“ Und am nächsten Tag habe Kohlhas der Tageszeitung entnommen, dass Angriffe geflogen wurden von der Golanhöhe aus in Israel auf Ziele in der Nähe von Damaskus. „Vielleicht waren es diese Raketenangriffe, diese Bomben, die auch zur Bedrohung wurden für Abduls Familie. So nahe ist das Geschehen in Syrien hier bei uns“, gab Kohlhas seiner Betroffenheit Ausdruck. „Wenn man dann miterlebt, dass seine über 80-jährige Mutter gestorben ist, und er dort nicht sein konnte in der letzten Lebensphase der Mutter, auch bei der Beerdigung nicht dabei sein konnte, und auch jetzt nicht hin kann, dann spüren wir, wie schwer das Schicksal der Menschen ist, die zu uns gekommen sind.“ Freiwillig seien diese auf jeden Fall nicht geflüchtet, dessen ist sich der katholische Seelsorger sicher. „Sie wurden in die Flucht geschlagen, mussten ihre Heimat verlassen, oder sie wären umgekommen, weil sie wahrscheinlich zum Kriegsdienst verpflichtet worden wären.“

Mit umgesetzt hat die Gebetsbitte des Papstes auch Gabi Thome. Schon seit einigen Jahren werde in der Gemeinde für Migranten gebetet, berichtet sie. „Mich berührt das persönlich ganz stark. Es war interessant zu spüren hier in unserem Dorf, wie viele Menschen wirklich bereit waren, sofort in irgendeiner Form zu helfen, sei es mit Kleidern, Gebäck oder Ähnlichem.“ So hätten die Einheimischen bei einer Weihnachtsveranstaltung auf Deutsch um Frieden gebetet. „Wir hatten dann einen Syrer gebeten, auf Arabisch ein Friedensgebet zu sprechen. Und das hat er gemacht, das kam sehr gut an. Das war eine gute Aktion.“ Eine weitere geflüchtete Familie wohne unmittelbar in Thomes Nachbarschaft. Die Kinder könnten schon sehr gut Deutsch. „Was so schön ist, ist die Gastfreundschaft, die auch von der Familie ausgeht. Sie haben die unmittelbaren Nachbarn zum Essen eingeladen. Das war ganz, ganz vielfältig und wunderbar.“

Küsterin Christa Henkes berichtet: „In der Christmette haben sie geholfen, die Leuchter angezündet. Sie sind während der ganzen Mette geblieben. Sie sind hier schon so bekannt, als wären sie schon Jahre hier.“ Als Abduls Mutter gestorben war, habe er zu ihr gesagt: „Jetzt nenne ich dich Mama, denn ich habe jetzt keine mehr.“ Er weine sehr viel, weil seine Familie nicht nachkommen könne. „Hoffentlich klappt das, dass sie hierhin kommen!“ Einige aus dem Dorf hätten auch Geld gesammelt, damit die Familie einen Krankenhausaufenthalt in Syrien hat finanzieren können. Als Dank habe Abduls siebenjähriger Sohn ein Bild gemalt und nach Ruppach-Goldhausen geschickt. „Das war sehr freundlich, kein trauriges, tristes Bild.“ Ein Hoffnungszeichen.