Mit komischer Lyrik endeten die 11. Wachtberger Kulturwochen

Verliebter Ohrwurm trifft unglücklichen Wicht

Verliebter Ohrwurm trifft unglücklichen Wicht

Abschlussveranstaltung: v.li. vorne: Margret Wille, Petra Karrenbauer, Monika Clever, hinten: Herbert Reichelt, Dieter Dresen, Nico Heinrich und das Duo „Die Weggefährten“.Gemeinde Wachtberg/mm

Wachtberg-Berkum. Was kann es Schöneres geben, als gemeinsam zu lachen. Das dachten sich wohl auch die vielen Gäste, die gut gelaunt am Abend des letzten Tages der 11. Wachtberger Kulturwochen ins Berkumer Gartencenter kamen.

Denn nicht mit einem Konzert in einem großen Saal, sondern mit einer unterhaltsamen Lesung an einem eher ungewöhnlichen Ort sollte das diesjährige Kulturevent im Ländchen zu Ende gehen. So stand „Komische Lyrik“ auf dem Programm - mit ausgewählten Gedichten aus der Anthologie des bundesweit erstmals im letzten Jahr ausgeschriebenen Wettbewerbs „Wachtberger Kugel“. Und warum, ganz unkonventionell, nicht mal zwischen Blumen und Pflanzen sitzen? Ließ doch auch das Programm des Abends eine nicht minder unkonventionelle Art von Unterhaltung erwarten. Und so lockte die Aussicht auf eine amüsante Abschlussveranstaltung über 130 Besucher an. Glücklicherweise hatte Gastgeber Stefan Muss in seinem Gewächshaus eine große Fläche frei geräumt, schnell wurden noch einige Stühle dazu gestellt, bis alle einen Platz hatten.

Von flirtenden Brennstoffzellen und Blumenkohl

Die beiden Initiatoren des Lyrik-Wettbewerbs, der Berkumer Autor Herbert Reichelt und der Leiter des Wachtberger Büchereiverbundes Dieter Dresen hatten die Qual der Wahl gehabt, aus der Fülle der herrlich komischen und skurrilen Gedichte eine Auswahl zu treffen. Die war ihnen gut gelungen, gleich zu Anfang „knallte“ es schon … mit einem Gedicht von Peter Weimar über zwei Brennstoffzellen, die „konnten sich gut leiden, es funkte zwischen beiden, die Folge davon war, kurzum: … Bumm!“

Lesetechnische Unterstützung leisteten Monika Clever, eine der vielen Autorinnen des Buches und im Wettbewerb mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, sowie Petra Karrenbauer, Margret Wille und Nico Heinrich, allesamt bekannte Akteure der Studiobühne Wachtberg. Im Wechsel gaben die sechs Sprecher ein Gedicht nach dem anderen zum Besten. Da sinnierte Monika Clever in ihren „Wenn dann“-Versen über eine Fahrt auf dem Karussell. Herbert Reichelt trug Rolf Polanders Gedanken zu „Nahrungsergänzungsmitteln“ und dessen ganz pragmatische Sicht hierauf vor: „Enthalten ist im Blumenkohl, so manches, doch kein Alkohol. Leicht wird der Mangel kompensiert, indem man Wein dazu serviert.“

Von lebensmüden

Wichten und Ohrwürmern

Lacher waren auch bei der von Nico Heinrich vorgetragenen Ballade von Frank Dyczkas „Der lebensmüde Herr Wicht“ sicher. Schlag auf Schlag und derart hanebüchen schief gehend mit jeweils unglücklichen Folgen für Dritte folgte ein Selbstmordversuch des Protagonisten auf den anderen. Da blieb vor Lachen kein Auge trocken.

In einer fast szenischen Lesung von Stefan Pölts „Doppelmord“ lieferten sich Heinrich und Margret Wille einen rasanten, unter Paaren sicherlich wohlbekannten Schlagabtausch. Der Ehemann, aus der Zeitung vom Mord des Nachbarn an dessen Frau vorlesend, „… er hätte sie wohl erwürgt mit ihren Händen…“, wird dabei immer wieder durch Bemerkungen, „Die musste ja so enden!“, gestört wird bis hin zur Frage nach dem Motiv des Täters: „Was war es, Jochen?“ … „Sie hat ihn ständig unterbrochen!!!“. Eine köstliche Performance der beiden! Petra Karrenbauer brillierte mit ihrer leidenschaftlichen Wiedergabe von Iris Schürmann-Mocks „Ein Ohrwurm fleht“: „Lass mich in Deinen Muscheln kuscheln, in Deinen Schnecken mich verstecken“, um später innig zu flehen: „Ach, schönes Öhrchen, öffne Dich – mir, Deinem Wurm. Erhöre mich!“

Von Siegern

und Literaten

Lyrische Kostproben von Wettbewerbssieger Martin Möllerkies durften natürlich nicht fehlen. Witziges aus dessen Beiträgen hatten Reichelt und Dresen ausgesucht, wie „Und alles angelt“ und „Haarpflege“, in dem einem Mann angesichts seiner ihn anschreienden Freundin die Haare zu Berge stehen, und er erkennt: „… Männer brauchen keinen Kamm, wenn sie so ‚ne Freundin ham.“ Aber auch an große Literaten hatte sich Möllerkies angelehnt, wie in „Astern“, in dem es um einen Disput um das Wort „schwälen“ geht, dass es so doch nicht gäbe, aber „Was sagen Sie? Das ist von Benn? … Na denn.“

Mit Musik … zur guten Nacht

Zeit zum Luftholen gab’s auch. In mehreren kleinen Pausen unterhielt das Duo „Die Weggefährten“ um die beiden Gitarristen und Sänger Toni Becker und Günter Woititzka mit bekannten Songs. Lieder wie „Die Gedanken sind frei“, „Über den Wolken“, „Sound of Silence“ und „Mrs. Robinson“ waren ebenso darunter wie der kölsche Hit „In unserm Veedel“ und zum Schluss, wie passend, „Gute Nacht, Freunde!“

Zum Ende … Vorfreude auf die Wachtberger Kulturwochen 2018

Der stellvertretende Bürgermeister Paul Lägel dankte Gastgeber Stefan Muss und den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern für ihr Kultur-Engagement, den vielen Förderern für die Unterstützung der Kulturwochen und den zahlreichen Gästen für ihr Kommen. Die große Begeisterung aller habe die Wachtberger Kulturwochen zum Erfolg geführt, sagte Lägel. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, freute er sich schon auf die nächsten Wachtberger Kulturwochen … und mit ihm sicher viele, viele andere.

Pressemitteilung der

Gemeinde Wachtberg