Vertrauen in die Politik auf dem Tiefpunkt

Vertrauen in die Politik auf dem Tiefpunkt

Die geehrten Mitglieder der Kreisgruppe Ahrweiler. Fotos: L. Polch

Vertrauen in die Politik auf dem Tiefpunkt

Der Vorstand der Kreisgruppe mit Petra Schneider MdL. Foto:

Dernau. Neben zahlreichen für Jagdhornbläser und verdiente Mitglieder stand die diesjährige Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Ahrweiler im Zeichen einer wachsenden Unzufriedenheit mit der Politik. Auch einige Vorstandskollegen durfte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Ralf Schmidt im Saal der Dagernova Culinarium in Dernau für besondere Verdienste ehren. Zudem erhielt Patrick Terstegen für den langjährigen und unermüdlichen Einsatz mit seinen Jagdhunden die Verdienstnadel für Nachsuchengespanne. Darüber hinaus konnten eine ganze Reihe von Jägern für ihre langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet werden, darunter Gregor Steinborn für 70 Jahre sowie Helmut Hofsümmer für 75 Jahre.

Die Freude über die Ehrungen und die grundsätzlich positive Bilanz des Jagdjahres, die Kreisjagdmeister Dr. Stephan Schuck präsentierte, wurde durch die weiterhin bestehende Unsicherheit bezüglich des neuen Landesjagdgesetzes in Rheinland-Pfalz getrübt. Seit Mitte letzten Jahres wehren sich die Jäger gegen den Regierungsentwurf. Nicht nur Gruppierungen wie der Bauernverband haben sich der fundamentalen Kritik angeschlossen, auch CDU und FWG haben auf Landesebene öffentlich verkündet, dieses Gesetz, sofern sie nach den Landtagswahlen die Regierung bilden, wieder rückgängig zu machen. Ministerin Eder hat auf den Druck reagiert und eine Überarbeitung des Gesetzes angeboten, an der der Landesjagdverband maßgeblich beteiligt ist. Auf der Versammlung in Dernau wurde deutlich, dass die Jäger im Kreis Ahrweiler die Verhandlungen sehr kritisch beobachten und dem Ministerium misstrauen. Die Landesregierung und insbesondere das federführende Umweltministerium haben mit dem alle roten Linien überschreitenden Entwurf das Vertrauen der Jägerschaft nachhaltig zerstört. „Ob diese Wunden, die das Ministerium hier geschlagen hat, wieder geschlossen werden können, ob das Verhältnis zu dem Ministerium wieder auf Arbeitsebene geschlossen werden kann, bleibt fraglich“, sagte Kreisjagdmeister Dr. Stephan Schuck.

Vertrauen sinkt auch

auf Kreisebene

Auch auf Kreisebene sinkt das Vertrauen in Parteien und Funktionsträger. Zuletzt gab es immer wieder Gespräche zwischen Vertretern der Kreisgruppe und den Kreisvorsitzenden der politischen Parteien. „Diese waren größtenteils ernüchternd“, berichtet Vorsitzender Ralf Schmidt. „Von den Parteien wurden Äußerungen und Pressemeldungen veröffentlicht, deren Inhalte für mich schlicht nicht nachvollziehbar sind, da sie den notwendigen Sachverstand völlig vermissen lassen“, so Schmidt. Das ist auch der Grund, weshalb die Plätze für die politischen Ehrengäste in diesem Jahr nahezu leer blieben. Lediglich Landtagsmitglied und Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Petra Schneider wohnte der Versammlung bei. In ihrer Rede richtete sie der Jägerschaft zunächst einen herzlichen Gruß von Horst Gies aus, der neben seiner Funktion als Landtagsmitglied und Kreisbeigeordneter auch dem Vorstand der Kreisgruppe angehört, am Versammlungsabend jedoch verhindert war. Daher konnte Gies die Abwesenheit der Landrätin für den Kreis Ahrweiler dieses Jahr nicht vertreten. Ralf Schmidt zeigte sich enttäuscht über die erneute Absage der Landrätin: „Die Jägerschaft hätte sich sicher über eine Wertschätzung des Kreises für ihre ehrenamtlichen Leistungen zum Natur- und Artenschutz sowie zum Waldumbau gefreut.“

Vielfältige rote Linien

Petra Schneider hingegen lobte das bisherige Engagement der Jägerschaft und bat darum, den demokratischen Einsatz für ein tragfähiges Jagdgesetz aufrecht zu erhalten: „Die roten Linien, die die Landesregierung überschreitet, sind vielfältig und sollten nicht Realität werden“, so Schneider, die ihre Rede mit einem „Waidmannsheil“ abschloss.

Abschließend appellierte der Kreisgruppenvorsitzende an die anwesenden Jäger, dass Verbandsarbeit nicht nur reagieren darf, sondern gleichermaßen auch proaktiv auf die Missstände in Sachen Waldumbau, Artenschutz und Ökologie hinweisen muss. Hier nimmt die Jägerschaft vor allem den Landesbetrieb Landesforsten ins Visier. In einer vor kurzem veröffentlichten Stellungnahme des Landesrechnungshofes äußerte dieser harte Kritik an der Wirtschaftsführung der Landesbehörde und der fehlenden Trennung zwischen den Bediensteten und der Aufsicht. Für die Jäger kommt die Kritik wenig überraschend. Schon lange sehen sie großen Handlungsbedarf beim Landesbetrieb. Schmidt stellte die Mitglieder darauf ein, dass die Jägerschaft zunehmend selbstbewusst und auf eigene Initiative an die Politik und die Öffentlichkeit herantreten muss, um Verständnis und ein Umdenken zu erreichen.