Sprachkultur-Veranstaltung in Dernau sorgte für volles Bürgerhaus

„Verzällches-Abend“ gleichteeiner Reise zurück in die gute, alte Zeit

„Verzällches-Abend“ gleichte
einer Reise zurück in die gute, alte Zeit

Die Einzeldarsteller (r.) Franz Trarbach zum Abschluss nochmals auf der Bühne. wite

„Verzällches-Abend“ gleichte
einer Reise zurück in die gute, alte Zeit

„Verzällches-Abend“ gleichte
einer Reise zurück in die gute, alte Zeit

Dernau. Zu einer festen Veranstaltung im WeinKulturDorf Dernau ist der Dialekt-Abend „Verzällche üs Dearne“ geworden. Dem Aufruf: „Wer Loss hätt, oos zozehüere, der kütt,“ folgten annährend 200 Zuschauer- und Hörer in das Dernauer Bürgerhaus. Insgesamt standen hier 18 kurzweilige Programmpunkte auf dem Veranstaltungszettel. Der Mundartwettbewerb wird bereits seit einigen Jahren von den Mundartfreunden im Verkehrsverein Dernau, Manfred Wolff und Ingrid Näkel-Surges, organisiert. Dabei sollen die Zuhörer mit Geschichten und Gedichten, mit Anekdoten und Dernauer Liedern unterhalten werden. Auf der Bühne waren ausschließlich Dernauer; und die Beteiligung nimmt von Ahr zu Jahr zu. Jüngste Aktive waren diesmal Lisa Kreuzberg und Verena Kreuzberg. „Senioren“ und Wissenspool sind Karl Kreuzberg, Walter Trarbach, Cläre Bertram sowie Franz Trarbach, der mit seinen Gitarrenliedern zur guten Stimmung beitrug. Die Debütantin Rita Gieler konnte bei ihrem Premiereauftritt mit ihrem Thema „Vel Konde im Dörp“ auf Anhieb gefallen. Neu dabei war diesmal auch der Männergesangverein Loreley mit „Kölsche Leeder“. „Die Mundart hält uns zusammen und ist für uns Heimat und Lebensfreude“, stellte Moderatorin Ingrid Näkel-Surges das Motto der Mitwirkenden vor. Der „Verzällches-Abend“ gleicht einer Zeitreise zurück in die gute, alte Zeit.

Platt erhalten

Die Mundartfreunde im Verkehrsverein wenden sich immer wieder diesen Themen zu und versuchen damit, das Dernauer Platt auch bei der jüngeren Generation lebendig zu halten. Diese Aktivitäten lobte auch Dernaus Bürgermeister Alfred Sebastian bei seinem Grußwort. Den Auftakt machte „Urgestein“ Walter (Wai) Trarbach mit „Bekanntmaachung in oosem Dörp“ sowie später „Von oose Jlocke“. Mit Gemeindeschelle ausgerüstet, spannte er einen bunten Bogen über viele alte, aber immer noch interessante Dorfgeschichten. Danach beschrieb Trarbach die Geschichte der vier Dernauer Kirchenglocken. So wurde die „Marienglocke“ bereits vor 453 Jahren (1564) gegossen. Ende des Krieges für eine Einschmelzung konfisziert, konnte diese einige Jahre später in Hamburg wieder gefunden und zurückgeholt werden. Wie bisweilen auch noch heute, wurden auch vor einigen Jahrzehnten etliche Weihnachtsbäume aus den Wäldern „geklaut.“ Thema war auch ein Erlebnis mit einem Betttuch-Gespenst oder der „Kränk im Wongert“. Diese und andere Stories schilderte Marlies Vilz in ihren beiden Beiträgen „Krisboom-Clau in Dearne“ und „Anekdötche üs Dearne“ authentisch und lebhaft. Eine Episode „En de Wietschaff“ präsentierten danach Franz und Lisa Kreuzberg. Der sehr freundliche, aber unaufmerksame „Kellner“ tischte seinem jungen Gast die leckersten hausgemachten Suppen mit eigenen Kräutern auf. Keine davon konnte sie jedoch genießen - alles scheiterte letztlich am fehlenden Löffel.

„Dearnere Spinat“

Danach schilderte Lisa Kreuzberg anschaulich, wie vor 30 Jahren nach und nach der „Dernauer Spinat“ aus dem Ort verschwand und letztlich Tiefkühlprodukten Platz machen musste. Damit ging gleichzeitig der stachelige Samen dieser alten, großwachsenden Spinatsorte verloren. Ingrid Näkel-Surges bat alle Dernauer, in ihren alten „Samenkistchen“ nachzusehen, ob noch jemand über dieses alte Saatgut verfügt und dies damit wieder angebaut gemacht werden könnte. „Von de Orjelswiss“ erzählte und spekulierte Franz Kreuzberg. Auf dieser abgelegenen früheren Liebes-Wiese zwischen Dernau und Marienthal wurde dem Vernehmen nach seinerzeit viel „jeorgelt“. Dem Begriff viel näher komme aber wohl, dass die Wiese damals vom Organist für sein Hausvieh genutzt werden konnte. Von längst vergangenen Zeiten, „Vel Konde im Dörp“, berichtete Rita Gieler. Vor 30 Jahren war Dernau das kinderreichste Dorf in Rheinland-Pfalz. Nicht jeder habe hier sein eigenes Zimmer gehabt, und auch Kleider und Schuhe mussten aufgetragen werden. Sie spannte den Bogen vom Kindergarten bis zum Seniorenheim. Da könnte es dann heute, wie damals im Kindergarten, auch wieder eng werden. Karl Kreuzberg und dessen Enkelin Verena erläuterten anhand einer Geländekarte alte Lagen und Sagen: „Aal Dearnere Jemarkungs-, Flur un Larename“.

„Fussich Nonn“

Der unterhaltsame Dialog führte von der „Fussich Nonn“ in Marienthal weit über den Krausberg und süffisant weiter bis nach Rech und Mayschoß. Und Irmgard Fisang ergänzte hierzu spontan, dass der Sage nach auf der Höhe ein Engel eine Quelle für durstige Schafe geschlagen habe. Karl Kreuzberg beleuchtete danach noch „Oos aal Feuerwehrspritz“. Diese Spritze stamme aus dem Jahr 1831 und sei damit mittlerweile 185 Jahre alt. Das alte Stück werde mittlerweile von „Groß und Klein“ bestaunt. Weinkönigin Christina Kurth und ihre Prinzessinnen Corinna Gilles & Elisabeth Kastenholz sind bereits seit ihrer Kindergartenzeit Freundinnen. Sie schilderten in ihrem Beitrag „Vom Kondejaade zom Wingtrio“ ihre Erlebnisse von KiTa über Kalvarienberg bis zu ihrer aktuellen Weinköniginnenzeit. Cläre Bertram erzählte lächelnd aus alten Zeiten und Sagen: Von „Ming Hööt un von der Burch“. Früher, als man jung und schön gewesen sei, habe man noch keinen Hut gebraucht. Nur in der Kirche seien jeden Sonntag neue Hüte zu bestaunen gewesen. Weiter erzählte sie von Resten einer alten Burg „Im Burggarten“ und in der Burgstraße sowie von einem Pseudo-Gespenst. Standesgemäß Musikalisch passend begleitet wurde der Abend vom Männergesangverein (MGV) Loreley Dernau sowie von Franz Trarbach mit seiner Gitarre. Der MGV präsentierte die Leede „He an de Ahr“ sowie „Du boss ming Stadt“. Franz Trarbach besang „Mie senn keen 18 mie“, „Lange Samstach in de City“ sowie das leider zeitgemäße alte Lied „Der kleene aale Lade“ - große Sorgen um den kleinen Laden „von de Mamm“.