Spitzenkarnevalssitzung in „Mairachtroff“

Vierstündiges Spektakel begeisterte

20.02.2017 - 14:43

Marienrachdorf. Eine kleine Ortsgemeinde in der VG Selters von ca. 1000 Einwohnern schickt sich an, den etablierten Karnevalsgesellschaften echte Konkurrenz zu bereiten. Die Rede ist natürlich von Marienrachdorf. Was die Gemeinschaft der Ortsvereine am Samstag auf die Beine gestellt hat, kann sich echt sehen und hören lassen. Ein über vierstündiges Spektakel prasselte Schlag auf Schlag auf das närrische Volk in der ausverkauften Mehrzweckhalle nieder. Jeder Programmpunkt ein Highlight, jeder der Aktiven hat Anerkennung und Erwähnung verdient.

Mit Herzblut und Begeisterung wurden die einzelnen Büttenreden und Tanzvorführungen den begeisterten Gästen vorgetragen. Getragen von einer wirklich bombastischen Stimmung lief die Karnevalssitzung wie folgt ab:

Die Hausband, eine Gruppierung von 12 Musikern mit dem geheimnisvollen Namen „Die gefürchteten 12“, eröffnete den Abend mit fetziger Musik zum Einmarsch des Elferrates. Sitzungspräsident Udo Wingender befand sich in der beneidenswerten Lage, dass er nicht wie sonst meistens üblich, von älteren Herren umgeben war. Nein, Udo war Hahn im Korb, er war nur von ausnahmslos hübschen jungen Damen umgeben.

Den ersten Programmpunkt absolvierten die Dancing Stars der Spielvereinigung Selters, die in gewohnter Manier und Klasse zwei Gardetänze zeigten. Rauschender Beifall war ihnen zur Einstimmung sicher. In der nun folgenden Büttenrede befasste sich Matthias Schere als „Professor der Bierologie“ mit den Problemen, die man mit und ohne Alkohol hat. letztendlich war er der Meinung, dass nach Forschungen und Tests am eigenen Leibe mit Bier alles besser geht. Diesem Rat des Professors konnte sich das Publikum nicht verschließen und orderte heftig frischen Gerstensaft. Als der Herr Professor dann noch eine Gitarre zur Hand nahm und zum Original von „In München steht ein Hofbräuhaus“, dieses Lied auf Hamburg, Köln und Marienrachdorf umtextete, schunkelte der ganze Saal und alle sangen „volle Kanne“ mit.

Nach diesem Auftritt war die erste „Rakete“ fällig. Im Anschluss verlieh Sitzungspräsident Udo Wingender den ehemaligen Sitzungspräsidenten Erwin Haubrich, Udo Fuchs und Eckhard Becker den neugeschaffenen Marienrachdorfer Karnevalsorden und würdigte ihr Schaffen für den Karneval in „Mairachtroff“.

Im Anschluss legten die Tänzerinnen und Tänzer des KCK Willroth einen solch gekonnt einstudierten Gardetanz hin, dass bereits während der Vorführung spontaner Beifall erklang. Die Spezialität des KCK Willroth sind Hebefiguren und der Bau von menschliche Pyramiden, das war wirklich beeindruckend. Ohne Zugabe wurden die Tänzerinnen und Tänzer natürlich nicht entlassen, zudem zündete Udo Wingender erstmalig an diesem Abend eine dreifache „Rakete“.


Postbotin Kerstin Fuchs „teilte aus“


Als die Postbotin Kerstin Fuchs die Bühne betrat und im besten „Mairachtroffer Platt“ ihre Erlebnisse an den Haustüren von Marienrachdorf widergab, bekamen so einige aus dem Ort ihr Fett ab. Ohne indiskret zu werden, wurde das Kind beim Namen genannt, sicherlich waren auch viele der Genannten anwesend. Einfach köstlich, was Kerstin alles der neugierigen Meute zu berichten hatte, was mit großem Gelächter und etwas Schadenfreude quittiert wurde. Viele waren sicherlich froh, dass Kerstin sie selbst nicht erwähnt hatte. Einen Seitenhieb auf Sessenhausen konnte sich Kerstin nicht verkneifen, als sie berichtete, dass der Kreisel in Sessenhausen abgeschafft werden soll. Der Gemeinderat von Sessenhausen hätte beschlossen, dass anstatt des Kreisels dort eine Ampel aufgestellt werden solle. Man wäre sich auch schon über die Farben der Ampel einig geworden. Erst nach einer Zugabe und einer „Rakete“ wurde Kerstin Fuchs von der Bühne entlassen.

Sehr lustig war der nun folgende Sketch mit dem Duo „Die 2“. Natürlich stand bei denen auch das Thema Alkohol im Mittelpunkt ihrer Diskussionen. Der eine dozierte über den Alkohol und der andere „vernichtete“ dabei den Alkohol. Richtig lustig wurde es, als sich der Schutzengel und das Teufelchen hinzugesellten und den Durstigen beeinflussen wollten. Das Schutzengelchen sagte immer wieder: „Hör auf zu trinken, geh nach Hause“, das Teufelchen hingegen meinte: „Trink weiter, schmeckt doch so gut“. So ging es hin und her, bis das Schutzengelchen endlich aufgab, weil es keinen Erfolg mehr sah. Herrlich gespielte Szenen, die vom Publikum entsprechend gefeiert wurden und erst nach Zugabe und „Rakete“ von der Bühne durften.

Die Tanzgruppe „Papperlapapp“ der „Harbelser Möhnen“ aus Hartenfels faszinierte nun das Publikum mit einem geheimnisvoll vorgetragenen „Tanz der Vampire“. Der Saal wurde abgedunkelt, die Vampire erschienen, entsprechend gekleidet, mit brennenden Fackeln in den Händen und führten auf der Bühne ästhetisch anzuschauende Tänze vor, der wahre Begeisterungsstürme bei den Narren auslöste. Zugabe und „Raktete“ waren nicht zu vermeiden.

Bei der anschließenden Party-Zwergen-Show zeigte Marienrachdorf, dass auch große Künstler gerne in ein kleines Dorf im Westerwald besuchen. Leider waren sie durch technische Tricks nicht in normaler Größe zu sehen, halt nur in Zwergengrösse. Egal, alles was Rang und Namen hatte, trat in diesem Vortrag auf. Den Anfang machten die „Wildecker Herzbuben“, die „Herzilein“ zum Besten gaben, dann folgten „Baccara“ mit „Yes Sir, I can boogie“, danach „Modern Talking“ mit „Cherry, Cerry Lady“.

Britney Spears begeistere mit „Baby, one more time“, richtig auf die Ohren gab es bei „Paradise City“von Guns´n Roses, Slash und Axl Rose sahen den Originalen zum Verwechseln ähnlich. „Brings“ brachte den Saal mit „Polka, Polka, Polka“ zum Kochen, der Jugend wurde mit „Holz“ von den Internetstars 257 eingeheizt. „It´s rainig man“ der „Weather girls“ und natürlich Elvis mit „Jailhouse Rock“, sowie „Everybody“ der „Blues Brothers“ überzeugten weiter das frenetisch jubelnde Publikum. Zum Ende der Party-Zwergen-Show zeigten noch Lorenz Büffel mit „Johnny Däpp“, Kerstin Ott mit „Die, die immer lacht“ und zum großen Finale aller „Künstler“ mit dem „Zwergenlied“ von Otto ihr Können. Die Akteure sahen durch ihre wunderbaren Verkleidungen den Originalen täuschend ähnlich. Die Musikstars hatten sich den Beifall und Jubel redlich verdient. Die „Postbotin“ Kerstin Fuchs moderierte charmant die Party-Zwergen-Show, sie war auch für das Training und Gestaltung der „Stars“ zuständig.

Die Veranstalter hatten sich nun einen raffinierten Gag ausgedacht. Vor Beginn der Sitzung wurden beliebig unter den Tischen neun rote Kärtchen angeklebt, wer ein solches Kärtchen vorfand, der musste die Bühne betreten. Der Elferrat verließ nun die Bühne und die Ausgelosten nahmen stattdessen ihre Plätze ein, der Sinn der Aktion wurde erst später klar.


Männerballet begeisterte


Ohne die Leistung der bisherigen Akteure schmälern zu wollen, folgte ein unglaubliches Schauspektakel, das Marienrachdorfer Männerballett. Der Tanz „Märchen aus 1001 Nacht“ riss die Gäste im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht von den Sitzen. Die Bewegungsabläufe bis in kleinste Detail haargenau passend, synchron und harmonisch in das Gesamtbild eingefügt. Optisch ein Leckerbissen, gut gebaute Männer wirbelten in ihren knappen Kostümen ohne Pause über die Bühne. Voraussetzung für diese Darbietung ist ein knüppelhartes Training, regelmäßig über Monate, die Hebefiguren und Pyramiden erfordern größte Anstrengung. Der Saal tobte vor Begeisterung, niemand hielt es mehr auf den Sitzen. Der Sitzungspräsident musste mehrere „Raketen“ zünden. Obwohl die Männer des Balletts, verständlicherweise ziemlich außer Atem waren, ließen sie es sich nehmen, die stürmisch verlangte Zugabe zu bringen.

Anschließend bedankte sich Udo Wingender bei Kevin Schemmer, der die Regie während der Veranstaltung inne hatte und bei Björn Becker, der für den Umbau auf der Bühne zuständig war. Beide Herren erhielten als Anerkennung den Karnevalsorden.

Jetzt wurde klar, weshalb die Damen des Elferrates die Bühne verlassen hatten. Sie erschienen in Phantasiekostümen auf der Bühne und präsentierten dem Publikum einige sehr gut einstudierte Tänze, auch ihnen war die Aufmerksamkeit und der Beifall der Zuschauer gewiss.


After-Show-Party nach Ende des Programms


Zum Abschluss und zum großen Finale betraten nochmals alle Akteure des Abends die Bühne und ließen sich von den zufriedenen Narren feiern. Die Stimmung schwappte von der Bühne nochmals auf die Gäste über.

Plötzlich wurde das durch die Iren während der letzten Fußball-EM bekannt gewordene Lied „Will Griggs on fire“ angestimmt, das war wie eine Initialzündung. Minutenlang sangen die Akteure auf der Bühne und die Narren im Saal dieses Lied.

Udo Wingender hatte seine liebe Mühe, gegen die Stimmengewalt anzukommen, um offiziell das Ende des Bühnenprogramms zu verkünden.

Damit war jedoch der Abend, oder die Nacht, noch nicht beendet.

Übergangslos ging es mit der After-Show-Party weiter. Aktuelle Hits, Partykracher und kölsche Musik ließen die Gäste bis in den frühen Morgen feiern.

Ohne zu übertreiben, muss den Ortsvereinen und dem Elferrat aus Marienrachdorf ein Riesenkompliment für einen außergewöhnlichen Abend und ein sensationelles Programm ausgesprochen werden. Dieses konnte nur gelingen, weil alle Beteiligten an einem Strick zogen und so den Erfolg erzielen konnten.

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20.02.2017 20:54 Uhr
Wingu

Kompliment an den Verfasser, ein wirklich super Bericht. Toller Abend, tolle Stimmung, tolle Künstler. Es war alles bestens.
Sitzungspräsident Udo Wingender



20.02.2017 19:51 Uhr
Udo Wingender

Danke für den tollen Bericht, es war wirklich Klasse. Bin stolz auf alle Künstler, Helfer und auf ein so begeisterungsfähiges Publikum.



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