Vortrag und Produkttest in der „Schatzkammer“ Oberwinter

Vorzüge des fairen Handels

Vorzüge des fairen Handels

Die TeilnehmerInnen der Veranstaltung testeten die fairen Produkte. Foto: Schatzkammer

Oberwinter. Sophia ist 16 Jahre alt, ihre Schwester Miryam 14 Jahre. Beide gehen in Mitunguu, unweit Afrikas zweithöchstem Berg, dem Mount Kenya, in die Oberschule. Am Wochenende und in den Ferien allerdings müssen sie ihren Eltern bei der Ernte von Teeblättern helfen. Von diesem Tee lebt die Familie und sie lebt relativ gut, jedenfalls viel besser als die meisten anderen Kleinbäuerinnen und Bauern, die in Kenia Tee anbauen.

Dies liegt daran, dass die Eltern Mitglieder einer Kooperative sind, die Tee anbaut und in einer Fabrik für den Export in die Europäische Union verarbeitet. Die Fabrik ist durch das „Fairtrade“-System zertifiziert. Dabei sind besondere ökologische und soziale Kriterien einzuhalten und die bäuerlichen Betriebe erhalten dafür wie hier in Kenia deutlich mehr Geld für ihren Tee, aber auch für Kaffee, Bananen, Rohrzucker, Honig, getrocknete Mango oder andere landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Das Geld erlaubt es den Eltern, ihre Kinder in die Schule zu schicken und die beiden Töchter erhalten für ihre Unterstützung bei der Ernte des Tees sogar ein Taschengeld. Dies ist in bäuerlichen Familien in Afrika sonst absolut ungewöhnlich, so der Remagener Ethnologe und Entwicklungsexperte Frank Bliss in einer Veranstaltung am Samstag in der „Schatzkammer“ in Oberwinter. Gut 20 interessierte TeilnehmerInnen, zum Teil mit Kindern, waren zu einem kurzen Lichtbildervortrag gekommen, aber auch, um hier fair gehandelte Produkte zu testen. Hierfür hatte der Referent Kaffee, Zucker, Schokolade und Bananen aus Lebensmittel-Discountern eingekauft, um zu zeigen, dass diese Produkte fast überall erhältlich sind und fair nicht teuer heißen muss. Begleitet wurde der Test durch eine lebhafte Diskussion zwischen Schatzkammerteam, Gästen und dem Referenten.

Unterstützt wurde die Veranstaltung durch das Bundesprogramm Demokratie leben und das Integrationsministerium von Rheinland-Pfalz. Eine weitere Veranstaltung, bei der interessierte Bürgerinnen und Bürger sich mit fairen Produkten vertraut machen können, ist für den 17. Mai im Remagener Jugendbahnhof geplant.