Barbarakirmes in Weibern

„Weiwene Vezellchje“ kamen gut an

„Weiwene Vezellchje“ kamen gut an

Die Mitglieder des Vorstands und das Festausschusskomitee der Weiberner Steinhauerhaben ganze Arbeit geleistet und können stolz sein auf ihre neue Barbarakirmes. BE

„Weiwene Vezellchje“ kamen gut an

Sie halten die Tradition der „Weiwene Verzellchje“lebendig (v.l.n.r.) Rudolf Reinhardt, Jutta Bell, NesthäkchenNatalie Gros, Ingeborg Westermeier und Manfred Dahm.

„Weiwene Vezellchje“ kamen gut an

Weibern. Auch schöne Traditionen sollten von Zeit zu Zeit überprüft und modernisiert werden, damit sie ein generationenübergreifendes Bindeglied bleiben. Der Steinhauerverein Weibern 1994 e.V. hatte sich in diesem Jahr der Aufgabe gestellt, die Barbarakirmes mit einem neuen Konzept für ein breiteres Publikum zu öffnen. Dafür gründete man einen Festausschuss, der die Planung und Organisation der Winterkirmes beherzt anging. Eine der Neuerungen: Erstmals fand die Kirmes zu Ehren der Heiligen Barbara, die gleichzeitig Schutzpatronin der Pfarrei und der Bergleute, Steinbrecher und Steinhauer ist, und seit 1994 vom Steinhauerverein organisiert wird, an einem Samstag in der Robert-Wolff-Halle statt. Von der Verlegung erhoffte sich der Festausschuss eine Öffnung der Winterkirmes für die jüngeren Einwohner Weiberns. Und diese Veränderung kam ausgesprochen gut an. Traditionell wurden schon ab 14 Uhr Kaffee und selbstgebackener Kuchen serviert, am Spätnachmittag war die Mehrzweckhalle dann gut gefüllt. Für die herzhafte Gulaschsuppe, die abends gereicht wurde, hatte das Weiberner DRK gesorgt. Und viele Besucher blieben bis spät in den Abend, ließen sich das Konzert der Brüder Sebastian und Raphael Schlich, die gemeinsam das Duo „Glad Valley“ bilden, nicht entgehen. Dabei ließ sich auch ausgiebig testen, wie ein Bier schmeckt, das nicht traditionell aus dem Zapfhahn von oben ins Glas fließt, sondern von unten eingefüllt wird.

„Weiwene Verzellchje“

Eine weitere Neuerung im Ablauf kam ebenfalls sehr gut an. Im Vorfeld stellte sich nämlich heraus, dass die Heimatfreunde auf der Suche nach einem neuen Format für ihre mundartlichen „Weiwene Verzellchje“ waren. Da lag es nahe, sich zusammenzutun und die beliebten Mundartvorträge ins Programm des Steinhauervereins zu integrieren. Und diese Änderung entpuppte sich als Volltreffer. Von Bernhard Klapperich, dem Vorsitzenden der Heimatfreunde, vorgestellt und moderiert, traten vier bekannte und beliebte Mundartspezialisten mit Weiberner Wurzeln und eine Newcomerin ans Mikrofon, um ihre Anekdoten zum Besten zu geben. Das Nesthäkchen Natalie Gros, Lehrerin von Beruf, absolvierte ihren ersten Auftritt vor Publikum mit ganz viel Bravour. Sie beschrieb treffsicher Szenen des Weiberner Kneipenlebens und legte ihre anfängliche Nervosität schnell ab. Oft hatte man den Eindruck, dass die Zuhörer genau wussten, wen sie so pointiert und humorvoll portraitierte. Das Publikum war jedenfalls begeistert. Manfred Dahm, ein Urgestein der Mundarttradition und Mitglied des Steinhauervereins, beschrieb in seinem oft von Beifall unterbrochenen Vortrag, wie er die Schulzeit in der Nachkriegszeit erlebt hat. Ältere Zuhörer schüttelten in gemeinsamer Erinnerung oft zustimmend den Kopf, die jüngeren lauschten gebannt seinen Schilderungen aus einer anderen Zeit. Und viele dachten wohl: Gut, dass diese Zeiten vorbei sind! Auch Ingeborg Westermeier griff weit in die Vergangenheit zurück. Sie beschrieb, wie Ehemann Sepp, der in einer Familie mit neun Kindern ausgewachsen ist, sich der Kartoffelernte kurzerhand entzog und stattdessen mit den Freunden Fußball spielte. Natürlich ließ die Strafe nicht auf sich warten, aber was Sepp durchmachen musste, bis die enttäuschte Mama dem Sohnemann schließlich verzieh, löste herzhafte Lacher im Publikum aus. Und bewies wieder einmal, dass es oft anders kommt, als man denkt. Schließlich trat Jutta Bell auf die Bühne. Die gebürtige Weibernerin nahm ihr Publikum mit auf eine wunderbare Reise in die Vergangenheit, als ein Friseurbesuch die Ausnahme und der gute alte Topfschnitt vom Vater die grausame Realität war. Wunderbar, wie sie die Erinnerung an diese Zeit aufleben ließ. Gar nicht einfach, nach einem Vortrag von Jutta Bell auf die Bühne zu gehen, aber Rudolf Reinhardt meisterte sie bravourös mit seiner Schilderung eines Stammtisches, der ursprünglich aus fünf Ehepaaren bestand. Mit der Schilderung, weshalb am Ende nur noch er selbst und seine Frau übrig blieben, löste er reihum viel Heiterkeit aus. Er war es auch, der den Boden von der Vergangenheit in die Gegenwart schlug: Mit seiner Erzählung von „Hans guck in die App“. Unter den Smartphone-Nutzern im Saal dürfte sich so mancher ertappt haben. Im Anschluss an die stimmungsvollen Vorträge wurden die Gewinner der traditionellen Tombola ermittelt und viele Preise, darunter auch wertvolle Steinmetzarbeiten, die von den Sponsoren gestiftet worden waren, an die glücklichen Gewinner übergeben. Danach spielten „Glad Valley“ auf, Gastgeber und Gäste feierten gemeinsam bis spät in den Abend. Das Festausschusskomitee, da waren sich alle einig, hat ganze Arbeit geleistet, das neue Konzept der Barbarakirmes, ist gelungen und lässt für 2018 wieder viel erwarten!