Gelungene Premiere des Stücks „Neurosige Zeiten“ der Mayenspieler

Wer ist hier eigentlich verrückt?

Wer ist hier eigentlich verrückt?

Die erfolgreiche Malerin Desiree (Mitte, Andrea Nett) ist manisch – depressiv und Opfer ihrer Stimmungsschwankungen. SOT

Wer ist hier eigentlich verrückt?

Der selbstverliebte Schlager–Fuzzi Hardi Hammer (Udo Weiskopf) ist das Objekt der Begierde von Stalkerin Marianne.

Wer ist hier eigentlich verrückt?

Zwangsneurotiker Willi (Michael Hundeborn) ignoriert die Annäherungsversuche der sexsüchtigen Agnes.

Wer ist hier eigentlich verrückt?

Glücklich nach gelungener Premiere: Regisseur Ewald Franz.

Mayen-Hausen. Am Freitag starteten die Mayenspieler mit dem Stück „Neurosige Zeiten“ ihre Aufführungsreihe und es war ein wahrhaft irres Vergnügen für die zahlreich erschienenen Fans der Theatergruppe, die die Premiere im Hausener Gemeindehaus schon lange herbeigesehnt hatten. Weder Lampenfieber ließen sich die Darsteller anmerken, noch gab es Patzer während der ausgesprochen kurzweiligen Aufführung, in der es um eine sexsüchtige Frau ging, die sich zur Therapie in eine Psychiatrie begeben hatte. Als deren Mutter kurzfristig ihren Besuch ankündigt, im guten Glauben, die beruflich erfolgreiche Tochter wohne in einer chicen Villa, muss die Wohngruppe in der Klapse improvisieren: Der Zwangsneurotiker wird zum Lebensgefährten, die Stalkerin des „Schlager – Fuzzis“ Hardi Hammer mimt die Haushälterin, der schizophrene Willi macht den Hausmeister und mitten ins Chaos platzt auch noch Herta, die ihre Tupperware an den Mann bringen will. Nach „Zehn kleine Negerlein“, einem Stück von Agatha Christie, das die Gruppe im vergangen Jahr aufgeführt hat, ist mit „Neurosige Zeiten“ wieder ein Lustspiel an der Reihe. „Allerdings stellt sich hier die Frage: Wer ist hier eigentlich verrückt? Wer oder was ist eigentlich normal und wie gehen die Leute mit ihren Verrücktheiten um?“, weist Regisseur Ewald Franz auf den durchaus ernsten Hintergrund des Stückes hin. Für ihn sei es toll, zu sehen, wie diese Verrückten, die mit dem Leben eigentlich nicht zurechtkommen, letztlich zusammenhalten, um Agnes, die Besuch von ihrer vornehmen Mutter erwartet, zu helfen und dabei auch über ihre Schatten springen. „Das ist für mich ganz faszinierend – in dem Stück steckt einiges drin“, stellt Ewald Franz fest. „Wenn man den Text liest, könnte man meinen: was für ein Schenkelklopfer, aber das ist es nicht. Wir spielen das Stück durchaus humorvoll aber auch mit Tiefgang.“ Als Beispiel führt der Regisseur „Willi“, einen soziophoben Menschen auf: „Willi ist unheimlich menschenscheu, springt aber immer wieder über seinen Schatten. Bernd Drasdo verkörpert ihn so schön, dass man auf der einen Seite lachen kann, aber auch mitfühlen muss, das finde ich großartig. Unser Maskenbildner Giselbert Schneider hat mit uns diese Tiefe erarbeitet – nicht zuletzt dank seiner Hilfe können wir eben richtige „Typen“ darstellen und das war uns ein Anliegen.“

„Verbundenheit mit der Stadt“

Die Mayenspieler bestehen nun im 36. Jahr. Nach der Freilicht – Aufführung der „Genoveva“ im Jahr 1981 in Mayen, formierte sich aus dem damals mitwirkenden Sprechchor, der ausschließlich aus Mayenern bestand, zunächst eine Laienspielgruppe, aus der die Mayenspieler hervorgingen. „Der Name symbolisiert ganz klar die Verbundenheit mit der Stadt“, so Franz. „Bis vor ein paar Jahren spielte Karl – Heinz Hoffmann noch bei uns mit, der zu den Gründungsmitgliedern gehört. Seit 34 Jahren ist unsere Gisela Meister schon dabei und ich selbst gehöre nun auch schon 30 Jahre der Truppe an.“ Seit 2004 ist Ewald Franz Regisseur und wechselt sich mit der Vorsitzenden des Vereins, Marion Mertz, ab. Auf die Frage, was für Ewald Franz die Gruppe ausmacht, hat er eine klare Antwort: „Dass wir in dieser Gruppe ganz unterschiedliche Menschen sind und jeder mitreden darf - egal ob jung oder alt. Und dass wir einfach unheimlich viel Spaß miteinander haben. Wir lachen viel bei den Proben und es ist nie tierisch ernst.“ Unmittelbar nach der Aufführungsreihe beginnen schon die Vorbereitungen für das Stück im kommenden Jahr. Gemeinsam legt die Gruppe fest, welches Genre es als nächstes sein soll, dann werden Leseproben von Drehbüchern bestellt und eine Gruppe von fünf bis sechs Leuten stimmt darüber an, welches Stück als Nächstes aufgeführt wird. Doch bis zum 2. April herrschen noch die „Neurosigen Zeiten“ in Hausen vor, für es es noch vereinzelt Karten gibt: www.mayenspieler.de.