Montabaur feiert 200 Jahre Fahrrad

Zurück ins Jahr 1817

Feierstunde für eine Weg weisende Erfindung in Montabaur

30.04.2017 - 14:00

Montabaur. 200 Jahre nachdem Karl Drais seine einspurige, von ihm so genannte Laufmaschine als Alternative zum Reitpferd vorstellte, konnte man am vergangenen Samstag in der Bürgerhalle des Rathauses einen Nachbau dieses Laufrades bewundern. Aber nicht nur das. Die RSG Montabaur, die Equipe France und die Kleinkunstbühne Mons Tabor luden mit Unterstützung der Stadt Montabaur und der Nassauischen Sparkasse zu einer Feierstunde anlässlich dieses 200-jährigen Jubiläums ein.

Durch das abwechslungsreiche, knapp dreistündige Programm führte Uli Schmidt von der „Kooperationsgemeinschaft 200 Jahre Fahrrad im Westerwald“. Mit dieser Veranstaltung solle die Erfindung des Fahrrades und seines Erfinders Karl Freiherr von Drais gebührend geehrt werden, so Schmidt. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur, Edmund Schaaf, der selbst zu den Radlern gehört, und die Gäste auch im Namen der Stadt Montabaur willkommen hieß, rief er in seiner Rede die Erinnerungen an die Bedeutung des Fahrrades in den guten alten Zeiten wach, denn früher diente das Fahrrad ausschließlich als Fortbewegungsmittel und somit als Mittel zum Zweck, um zur Arbeit zu kommen. Er selbst sehe im Fahrradfahren eine gelenkschonende und wunderschöne Freizeitbeschäftigung und gab zu, dass seine ersten Touren wie Torturen waren.

Schaaf sieht im Fahrradfremdenverkehr für die Verbandsgemeinde Montabaur eine relevante Größe, denn der Westerwald sei eine schöne Radwegegegend. Seine Ansprache schloss er scherzhaft mit den Worten: „Und denken Sie dran: Immer schön seitlich absteigen, nicht über den Lenker.“

Im anschließenden Grußwort von Peter Koch, Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), würdigte dieser den beeindruckenden Nachbau des Laufrades von von Drais durch Franz Ludwig. Er sagte, dass mit dem Laufrad der Kinder die Zukunft des Radfahrens beginne und somit der Grundstein für eine umweltfreundliche Art der Fortbewegung geschaffen würde. Kinder werden mit dem Fahrradfahren als künftige Verkehrsteilnehmer auf den automobilen Verkehr vorbereitet. Der Radsport halte Hunderttausende in Bewegung und die Nutzung des Rades anstelle des Autos unterstütze die Erreichung klimapolitischer Ziele nachhaltig. Radfahren stehe außerdem für Umweltschutz und Mobilität, so Koch.

Star des Nachmittags war sicherlich Franz Ludwig, der Erbauer des Nachbaus des Laufrades, der Draisine von Karl Drais, der mit vollständigem Namen Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn hieß. Franz Ludwig und Dr. Uli Jungbluth schilderten, wie es zu der Erbauung dieses Rades kam. Die Enkelin von Ludwig sollte ein Teil zum Thema „Früher und heute“ mit in die Grundschule bringen und Ludwig baute ihr als gelernter Wagner, einem inzwischen ausgestorbenen Handwerksberuf, ein Rad aus Holz. Dies war die Inspiration zum Nachbau der Draisine. Die beiden fuhren zunächst ins Museum, um sich die Maße des Originals zu notieren und sich daraus eine Zeichnung anzufertigen. Danach begann Ludwig mit dem Bau des Laufrades.


Unterhaltsames Nachmittagsprogramm


Unterhaltend wurde das Nachmittagsprogramm durch den Liedermacher Günter Gall mit Konstatin Vassiliev an der Orgel bereichert. Der Liedermacher begrüßte die Anwesenden auf Französisch, Holländisch, Englisch und Deutsch mit der „Ballade vom hochwohlgeborenen von Drais mit seinem Apparat“ und animierte das Publikum, den Refrain mitzusingen. Weiter unterhielt er die Gäste mit Geschichten zu 200 Jahre Fahrrad und Zitaten aus vergangenen Zeiten zum Thema des Tages. So zitierte er zum Beispiel Einstein: „Das Leben ist wie Fahrradfahren. Wenn du deine Balance behalten willst, musst du dich bewegen.“

In der Lesung aus seinem Buch „Mobil im Westerwald“ führte der Westerwälder Historiker und Heimatforscher Dr. Uli Jungbluth die Zuschauer zurück zu den Anfängen und durch die Geschichte des Fahrradwesens im Westerwald. Er bot einen Einblick in die Entwicklung des Fahrrades speziell in Montabaur, so zum Beispiel der Gründung des ersten örtlichen Radsportclubs.

Die Gruppe unter Moderation von Markus Müller beleuchtete das Tagesthema von sehr unterschiedlichen Seiten. Die sportliche Seite präsentierten Triathlet Jens Kaiser und Radrennfahrer Christian Noll (Team Kern-Haus). Auf die Frage wie man denn eigentlich zum Radrennsport kommt, sagte Noll, dass er durch seinen Vater dazu gekommen sei und dass ihn die Kombination aus Natur, Technik und Sport begeistere. Nina Stahl von der AOK sieht im Radsport ein gutes Herz-Kreislauftraining und sagt: „Man tut sich selbst etwas Gutes, wenn man das Fahrrad nimmt anstelle des Autos.“ Jupp Trauth vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub e. V. (ADFC), der selbst kein Auto mehr fährt und sich nur mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt, sieht auch in der Westwaldregion Entwicklungspotenzial für Regioradler und plädiert dafür, die Netzlücken für Fahrradfahrer zu schließen. Ein mehrfach genanntes Beispiel für den Ausbau des Alltagswegenetzes war an diesem Nachmittag die Verbindung von Holler nach Montabaur, die seit einigen Jahres immer wieder für Gesprächsstoff sorgt.

Maja Büttner vom Westerwald Touristik-Service gibt Auskunft, dass E-Bikes in Montabaur derzeit voll im Trend liegen und es bereits eine Warteliste für die Vermietung gebe. Jens Kaiser ging in der Gesprächsrunde noch einmal auf die Situation von früher zu heute ein und bemerkte, dass das Fahrrad früher der schnelle Weg zur Arbeit war. Heute hingegen sei es der gesunde Weg zur Arbeit. Wie wahr. Zu bestaunen war während der Veranstaltung auch ein Fahrradkünstler auf einem Hochrad, Michale Pingel vom RSV Oranien Nassau. Er brachte die Gäste mit schwarzem Anzug und Zylinder und der anmutigen Fortbewegungsart zurück in die alten Zeiten. Was passt dazu besser als das Zitat von John F. Kennendy? „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude Rad zu fahren“.

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