Dekanin Weigel stellt Synodalen Kooperationen im Nassauer Land vor

Zusammenarbeitunter Gemeinden wird wichtiger

Zusammenarbeit
unter Gemeinden wird wichtiger

Dekanin Renate Weigel gab einen anschaulichen Überblick über die Pfarrstellen-Situation und Gemeinde-Kooperationen im Dekanat Nassauer Land. Um Vakanzen und dem bevorstehenden Mangel an Pfarrpersonal zu begegnen, werden Kooperationen unter den Gemeinden an Bedeutung gewinnen.privat

Zusammenarbeit
unter Gemeinden wird wichtiger

Vorsitzende Anja Beeres (stehend) begrüßte erstmals in der Synode Propst Klaus-Volker Schütz, der sich den Synodalen vorstellte. Seit Oktober gehört das Dekanat zur Propstei Rheinhessen und Nassauer Land.

Zusammenarbeit
unter Gemeinden wird wichtiger

Propst Klaus-Volker Schütz.

Lahnstein. Eine stärkere Kooperation unter den 56 Kirchengemeinden im evangelischen Dekanat Nassauer Land wird in den kommenden Jahren an Bedeutung zulegen. Um einen bildlichen Eindruck, von der bestehenden Situation zu bekommen, zeigte Dekanin Renate Weigel den Synodalen in ihrer Herbsttagung, wo es bereits Kooperationen unterschiedlicher Formen gibt. Das war nicht nur mit Blick auf die bevorstehende Neubemessung der Pfarrstellen, die von der Landessynode beraten wird, eine sehr anschauliche Grundlage.

Ausgangspunkt für Weigels Betrachtung war die Tatsache, dass derzeit neun Pfarrstellen im Dekanat gar nicht besetzt sind. „Und ich sehe, welche Pfarrpersonen über 60 sind und in den kommenden Jahren in Ruhestand gehen“, so die Dekanin. Das verstärke die Problematik zusätzlich. Eine von ihr vorgestellte Karte des Dekanatsgebietes machte deutlich, welch unterschiedlich hohe Zahl an Evangelischen die einzelnen Kirchengemeinden haben, die von 250 bis zu mehr als 2.500 Mitgliedern reichen. Die Bemessung der Pfarrstellen orientiert sich hauptsächlich an der Mitgliederzahl und liegt in der Landeskirche bei etwa 1.600 Mitgliedern pro Pfarrstelle. Das bedeutet für die Pfarrstellen vieler kleiner Gemeinden allerdings eine Zusammenarbeit mit mehreren Kirchenvorständen und die Versorgung mehrerer Predigtstätten; fünf Gemeinden hat derzeit etwa der Bornicher Pfarrer. Während in großen Gemeinden wie in Diez oder Nastätten auf einen Kirchenvorstand teilweise zwei Pfarrpersonen kommen.

Funktionierende Kooperationen

Eine andere Karte machte deutlich, dass es in vielen Regionen bereits funktionierende Kooperationen gibt, in denen sich mehrere Gemeinden Pfarrerinnen und Pfarrer „teilen“ oder die Pfarrpersonen gemeindeübergreifend kooperieren. Als Beispiel dafür nannte Weigel etwa die Esterau, wo sich drei Pfarrerinnen den Dienst in den fünf Kirchengemeinden mit 26 Dörfern teilen und wo es zudem ein vernetztes Gemeindebüro gibt. „Den Wunsch zu einer stärkeren Zusammenarbeit äußerten auch die Gemeindesekretärinnen während eines Treffens im Dekanat“, so Weigel.

Schön und einfach seien bestehende Vakanzen und die bevorstehende Stellenzuordnung weder für die Gemeindeglieder noch für die Pfarrerinnen, Pfarrer und Kirchenvorstände. „Wir müssen grenzüberschreitend denken“, so Weigel. Das bezog sie sowohl auf geografische Gegebenheiten als auch auf inhaltliche Fragen, wenn es um Aufgaben wie die Kasualien oder den Konfirmandenunterricht geht. In den Wortmeldungen wurden Aspekte wie die unterschiedliche Mobilität der Generationen angesprochen, die Vitalität von Gemeinden und Formen des Kennenlernens. Weder Pfarrpersonal noch Ehrenamt dürften sich überlastet fühlen.

Pfarrermangel

in der ländlichen Region

Für Weigel und Propst Dr. Klaus-Volker Schütz stellt allerdings der bevorstehende Pfarrermangel für die ländliche Region ein Problem für die Zukunft dar. Will heißen: die Einrichtung von Pfarrstellen bedeutet nicht, dass sich auch jemand dafür bewirbt. „Wir wissen, wie schön und gut man hier leben und arbeiten kann“, so der Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land. Der Großteil junger Theologen sei allerdings urban orientiert; auch der Arbeitsort der Ehepartner spiele da oft eine Rolle bei der Wahl des Pfarramts. „Wir suchen händeringend nach Menschen, die Landpfarrer oder -pfarrerin werden wollen“, so Schütz. „Wie wir das attraktiver machen können, ist ein Thema, das uns beschäftigt.“

Dass dies kein Grund sei, den Kopf in den Sand zu stecken, darauf hatte Schütz schon in seiner Andacht hingewiesen, mit der er die Synode in Lahnstein eröffnete. Darin betonte er die evangelische Konzentration aufs Wort als Kern der Kirche: „Wir haben die Zeitung und die Bibel auf dem Tisch – das ist unser Weg“. Das 21. Jahrhundert habe viele säkulare Losungen parat nach dem Motto „be happy“. „Am Ende fehlt da doch die Tiefe, und das verpufft schnell“, so Schütz. Christen wüssten dagegen, dass es eine Hoffnung gibt „für die manchmal wirre Welt wie die manchmal wirre Kirche“.

Pressemitteilung

Dekanat Nassauer Land