Das Projekt „Unkeler Bürgerbus“ ging mit der Bürgerinformation in die nächste Runde

Am Senioren- und Behindertentagtrifft sich die Planungsgruppe in Heister

Unkel. Zu einer Informationsveranstaltung zu dem Projekt „Bürgerbus“ (BB), das der Senioren- und Behindertenbeirat (SuBB) um seinen Vorsitzende Dieter Borgolte für die Verbandsgemeinde Unkel auf den Weg gebracht hatte, hatte VG-Chef Karsten Fehr Mitte voriger Woche interessierte Bürger in den Sitzungssaal eingeladen, nachdem der VG-Rat bereits Anfang Juli seine Zustimmung zur Projekt-Umsetzung per Grundsatzbeschluss signalisiert hatte. Voraussetzung war für die Mandatsträger, dass es Dieter Borgolte gelungen war, mit dem Bluhm-Fonds einen Projektpartner zu finden, der für zwei Jahre sämtlich Kosten für das geleaste Fahrzeug zu übernehmen. Begrüßen konnte der Verbandsbürgermeister neben rund 30 interessierten Bürgern auch „die“ BB-Experten, den Leiter des landesweiten Beratungsprojekts „Bürgerbusse Rheinland-Pfalz“, Holger Jansen, und Ralph Hintz von der Agentur „Landmobil“, der in seiner Heimat-VG Langenlonsheim als BB-Berater aktiv ist.

„Ihre vom Ministerium für Wirtschaft und Verkehr Rheinland-Pfalz geförderte Beratung nehmen wir gerne in Anspruch“, so Karsten Fehr, bevor er auf die Situation älterer und/oder behinderter Menschen in der VG Unkel hinsichtlich der Mobilität einging. Der Bevölkerungswandel der Gemeinden und Städte, also des sozialen Nahraums oder auch der Nachbarschaft, stelle Menschen mit geringer Mobilität zunehmend vor Herausforderungen, die sich in allen Bereichen der Daseinsvorsorge niederschlagen würden, vor allem im Falle der älteren Bevölkerung, wenn diese, etwa mangels eines eigenen Pkw oder Führerscheins, nicht selber mit dem Auto fahren kann oder es nicht mehr will. „Ältere und behinderte Bürger, deren Zahl angesichts des demografischen und strukturellen Wandels, der auch die Schließung von Geschäften in den Orten beinhaltet, deutlich zunehmen wird, können wegen des geringen Fahrplanangebotes des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen“, beklagte Karsten Fehr.

Deshalb hatte Dieter Borgolte Kontakt mit der Beratungsstelle aufgenommen, was zu einem ersten Gespräch über Bürgerbusse mit Holger Jansen und Ralph Hintz im April geführt hatte.

Mehr als ein Beförderungsmittel

„Feste Linien würden Haltestellen voraussetzen, die für einen Großteil der Bürgerbus-Passagiere schon zu weit von zu Hause entfernt wären, ganz zu schweigen vom Rückweg nach einem Arztbesuch oder gar mit vollen Einkaufstüten und -taschen“, so Holger Jansen. Als Ergänzung des regulären ÖPNV ermögliche der Bürgerbus nicht mehr mobilen älteren oder behinderten Menschen schon in vielen Regionen, weiter selbstbestimmt in ihren Wohnungen und Häusern zu leben, indem er ihnen unabhängig von Nachbarn oder Kindern mobile Freiheit schenke. Der Bürgerbus sei aber weit mehr als ein reines Beförderungsmittel. Unter dem Motto „Hilfe, Begleitung, Unterstützung“ würden Ehrenamtliche ihre Mitbürger nicht nur kostenlos von „Tür zu Tür“ fahren. „Gefragt ist bei diesem Konzept nicht der Gelenkbus-Fahrer, sondern der Mitbürger, der beim Aus- und Einsteigen behilflich ist und der auch beim Transport der Einkäufe bis in die Wohnung hilft, der sich auch zum x-ten Mal geduldig die jeweilige Lebensgeschichte seines Fahrgastes anhört“, hob der Agenturleiter hervor. Auch durch diese soziale Komponente würde der Bürgerbus eine Verbesserung Lebensqualität für Bewohner des ländlichen Raums schaffen.

„Aus den verschiedenen, auf die jeweilige VG zugeschnittenen Modellen haben wir einen großen Erfahrungsschatz gewonnen, sodass Sie das Rad nicht neu erfinden müssen. Allerdings entscheiden Sie allein, wann wer aus Ihrer VG wohin gefahren und wieder abgeholt wird“. erklärte Ralph Hintz. Problemlos könnten Fahrten über die VG-Grenzen hinaus etwa zu Fachärzten in Bad Honnef oder in Linz in das Konzept aufgenommen werden. Von Discofahrten nachts um 2 Uhr würde er allerdings abraten, zumal sich für diese wohl kaum ein Ehrenamtler bereit erklären würde. Personen, die ihren Rollstuhl nicht in der Lage seien, diesen zu verlassen, könnten nicht transportiert werden, bedient werden, da dies die Kapazitäten eines Ehrenamtlers übersteigen würde. „Wenn Sie der Ansicht sind, einen festen Termin anbieten zu müssen, könne Sie dies auch tun. Falls dieser dann regelmäßig intensiv genutzt wird, sollte Sie mit dem dem für den ÖPNV zuständigen Verkehrsverbund Kontakt aufnehmen“, riet der BB-Berater etwa den Bruchhausener Bürgern.

Normalerweise würden potentielle Fahrgäste jedoch einen Tag vor der Nutzung des Bürgerbusses den entsprechenden Termin telefonisch anmelden. Entsprechend würden neben den Fahrer auch Ehrenamtler für den Telefondienst benötigt, die an zwei Tagen nachmittags zwei Stunden lang in der Verwaltung Fahrten-Bestellungen aufnehmen und koordinieren, so Ralph Hintz. „Das ganze Projekt steht und fällt mit Ihrer Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement, das in unserer VG ja sehr ausgeprägt ist. Von daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den Bürgerbus hier auf die Straße bringen werden“, so Karsten Fehr, der Erklärungsvordrucke in Umlauf gab, in sich die Anweisenden für den Fahr- oder Disponentendienst eintragen konnten.

Interessierte können sich melden

Wer den Termin der Informationsveranstaltung verpasst, aber Interesse habe, im Unkeler Bürgerbus-Team rund um den noch zu bestimmenden Bürgerbus-Beauftragten, mitzuarbeiten, kann sich beim für das Projekt zuständigen Büroleiter der Unkeler Verwaltung, Jörg Harperath, unter Tel. (0 22 24) 18 06 27, E-Mail: harperath@vgvunkel.de, melden.

„Wenn Sie gut 20 Ehrenamtler zusammen haben, werden wir uns mit diesen im Laufe des ersten Senioren- und Behindertentages Ihrer VG im Bürgerhaus Heister, Am Kelter, am Samstag, 14. Oktober, zu einer Fachveranstaltung zusammensetzen, um auf der Projekt-Planungsveranstaltung konkrete Fragen zu behandeln und in Kooperation mit dem SuBB ein auf die VG Unkel zugeschnittenes Konzept zu erarbeiten“, erklärte Holger Jansen. Nach der anschließenden Fahrzeugbeschaffung könnte die erste Fahrt des Unkeler Bürgerbusses noch im ersten Quartal 2018 erfolgen.