Rechte und linke Gruppierungen demonstrierten in Remagen

Den „Trauermarsch“ mit Hüpfen und Tanzen beantwortet

Rund 230 Neonazis trafen auf 350 Gegendemonstranten - Kundgebungen verliefen dank Polizeiaufgebots störungsfrei

20.11.2017 - 14:33

Remagen. Aktivisten aus verschiedenen politischen Lagern hatten am Samstag zu Versammlungen und Kundgebungen in Remagen aufgerufen und diese bei der Kreisverwaltung Ahrweiler angemeldet. Aufgabe der Polizei ist es, das von der Verfassung garantierte Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu gewährleisten und Konfrontationen zwischen den rivalisierenden Aktivisten zu verhindern. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, setzte die Polizeidirektion Mayen rund 600 Einsatzkräfte in und um Remagen ein.

Um 11 Uhr fand an der „Schwarzen Madonna“, der kleinen Friedenskapelle in der Nähe der Rheinwiesen, ein Gottesdienst statt. In der Innenstadt von Remagen wurde ein Bürgerfest zum „Tag der Demokratie“ durchgeführt. In dessen Rahmen hielt auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz auf dem Marktplatz eine Rede.

Bereits zum neunten Mal hatten die Neonazis – etwa 230, wie die Polizeidirektion Mayen mitteilte – den Weg nach Remagen gefunden, um ihren „Gedenkmarsch für die Toten in den alliierten Rheinwiesenlagern“ durchzuführen.


Polizei verhinderte ein Aufeinandertreffen der Züge


Gleichzeitig kamen rund 350 Gegendemonstranten des „Bündnisses Remagen nazifrei“, die sich schon am Morgen am Bahnhof trafen und gegen 10.30 Uhr auf einen Weg durch das Historische Remagen machten. Kurz vor Mittag begann die Tanzdemo der Gegendemonstranten Richtung Friedenskapelle. Auch die rechte Szene war etwa eineinhalb Stunden früher als im vergangenen Jahr unterwegs. Die Wege der beiden Züge waren so ausgearbeitet, dass sich rechte und linke Demonstranten erst an der Fachhochschule näherkamen. Rund 600 Polizeibeamte hatten alles abgeriegelt, um ein Aufeinandertreffen des „Trauermarschs“ und der linken Gegendemonstration zu verhindern. Die Botschaft der rund 35, meist der antifaschistischen Szene angehörenden Gruppierungen war auf zahlreichen Schildern und Transparenten festgehalten: „Gegen Naziterror und rechte Gewalt“, „Kriegsverbrecher, Nazis sind keine Helden“ und „Deutsche Täter sind keine Opfer“ war unter anderem zu lesen. Während die Gegendemonstranten in einem bunten Zug zur Musik hüpfend und tanzend Richtung verhüllter Friedenskapelle zogen, ging der Marsch der Rechten schweigend bis über die Südallee oder Joseph-Rovan-Allee. Immer wieder versuchten kleinere Gruppen der Gegendemonstranten, zu den Neonazis durchzukommen. Doch dies wurde durch konsequentes Einschreiten der Polizeibeamten unterbunden. In Höhe der verhüllten Friedenskapelle standen sich beide Lager recht nahe. Die Gegendemonstranten verliehen dabei ihrem Unmut über den Aufmarsch der Neonazis lautstark Gehör mit lauter Musik und Sprechchören.


Fachhochschule erinnerte an die Opfer des Naziterrors


An den Fenstern der Fachhochschule wurden die Neonazis mit großen Porträts von NS-Opfern empfangen. Zudem war die Allee mit meterlangen Bannern gesäumt, die an 5,7 Millionen Juden, 3,3 Millionen in Kriegsgefangenschaft ermordete russische Soldaten, 1213 Tote auf dem Friedhof in Bad Bodendorf und 15.000 getötete Homosexuelle erinnerten. Neben dem Rednerpult der Neonazis hing ein Transparent von „Exit Deutschland“, einer Organisation, die Menschen hilft, aus der rechten Szene auszusteigen.

Recht zügig verlief der Rückweg der Neonazis und der Gegendemonstranten wieder in Richtung Bahnhof. Gegen 15 Uhr reisten alle wieder aus Remagen ab, auch dies deutlich früher als in den Vorjahren. Nun haben Remagen und seine Bürger wieder Ruhe bis zum nächsten Jahr. Während die Neonazis und die Gegendemonstranten schon abgereist waren, wurde in der Innenstadt noch ausgiebig und mit viel Freude der Tag der Demokratie auf dem Marktplatz mit den Paveiern und den Räubern gefeiert.

Wie die Polizeidirektion Mayen in mitteilte, konnte ein Aufeinandertreffen von rechten und linken Demonstranten durch die Beamten verhindert werden. AB

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K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
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