Leserbrief zu „Im Zauber von Weihnachten“, Blick aktuell - Neuwied Nr. 02/2017

In kritischer Solidarität mit Israel

Dass der Vorsitzende des FDP-Stadtverbands Neuwied Paul Peter Baum vorschlägt, ein friedliches und vernünftiges Zeichen wären im Frühjahr wieder Flaggen von Israel auf dem Luisenplatz und vor dem Schloss, kann ich nur voll und ganz begrüßen, ist seine Anregung doch auch eine erfreuliche Abgrenzung von den antisemitischen Eskapaden des früheren stellvertretenden Bundesvorsitzenden und nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden der FDP, Jürgen W. Möllemann, was als Tendenz in der FDP seinerzeit durch die zugespitzte Aktion einer deutschen Satirezeitschrift erschreckend deutlich entlarvt wurde. Aber es hat sich seitdem doch manches zum Positiven weiterentwickelt. Sogar Gianfranco Fini, letzter Chef der italienischen Neofaschisten, besuchte, nachdem er bei seiner Wandlung vom Faschisten zum konservativen Demokraten zur faschistischen Ideologie auf Distanz gegangen war und den größten Teil seiner Partei politisch neu positioniert hatte, in Israel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und erklärte: „Angesichts des Schreckens der Shoa, des Holocaust, fühlt man zutiefst die Verpflichtung, die Erinnerung wachzuhalten und alles dafür zu tun, in Zukunft zu verhindern, dass auch nur einem einzigen Menschen das widerfährt, was der Nazismus dem gesamten jüdischen Volk angetan hat“. Der aus einer jüdischen Handwerkerfamilie stammende Publizist und Buchautor Henryk M. Broder zieht gegen den deutschen „Sündenstolz“ vom Leder, der an die Stelle deutscher Scham getreten sei: Von den größten Schurken zu den größten Büßern. Die Wahrheit aber ist: Echte deutsche Patrioten, die eben keine Nationalisten bzw. keine Chauvinisten sind, können auf ein Land stolz sein, dass sich inzwischen dem dunkelsten Teil der Vergangenheit stellt und aus diesem Grunde in kritischer Solidarität mit dem Staat Israel verbunden ist und bleibt.

Siegfried Kowallek, Neuwied